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Gebannt: Band 3 (German Edition)

Gebannt: Band 3 (German Edition)

Titel: Gebannt: Band 3 (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jessica Shirvington
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Nachkommenschaft?«
    Das Buch Henoch 15, 2
    Taumelnd machte ich einen Schritt nach hinten.
    » Hab keine Angst«, sagte er und machte die gleiche Bewegung, eindeutig erfreut über meine Reaktion. Ich streckte eine Hand nach dem Esstisch aus, gegen den ich gestoßen war, und hatte wieder das seltsame Gefühl, das mich schon zuvor heimgesucht hatte. Ich verlor einen Augenblick lang meine Stärke, als würde sie geradewegs aus mir herausfließen.
    » Violet?«, sagte Lincoln von der Ecke her.
    Damit bot er an einzuschreiten, aber wir wussten beide, dass das nicht gut ausgehen würde. Bestenfalls würden wir Irin zurückschicken, aber dann waren da immer noch fast ein Dutzend gesichtslose Unbekannte, die oben au f uns warteten. Darüber hinaus war ich mir ziemlich sicher, dass inzwischen noch andere Wesen um uns herum lauerten.
    » Du … ihr seid alle gestorben – in der Flut«, sagte ich zu Irin, weil ich wusste, dass Lincoln noch abwarten würde. Ich hatte die Geschichten inzwischen oft genug gehört. Als die Flut kam, kamen alle Verbannten um, und die damals noch engelhaften Grigori wandten sich von ihren Pflichten ab und suchten stattdessen Vergeltung und Macht und … Frauen.
    Er lächelte ironisch. » Ein paar überleben immer. Einige von uns hatten das Glück, bereits unter der Erde zu sein, als das Wasser kam. Der Raum, in dem du stehst, und noch ein paar andere, die noch tiefer liegen, waren ursprünglich als Keller für unseren Palast erbaut worden.«
    Ich sah ihn an und war mir sicher, dass er verrückt war. Wir waren so weit unter der Erdoberfläche, dass das nicht der Keller für irgendetwas gewesen sein konnte, und ich war mir auch ziemlich sicher, dass es zur Zeit der Flut keine Zivilisationen gab, die Paläste bauten.
    » Meine Frau und ich blieben hier, bis das Wasser zurückging, aber ich muss zugeben, dass unsere Welt eine Zeit lang ziemlich finster war.«
    Noch ein Schock. Er hatte eine Frau?
    » Ja«, sagte er lächelnd, als würde er meine Gedanken lesen. » Meine Frau war anfangs der Grund, hier zu leben und meine designierten Pflichten aufzugeben. Sie war eine Königin ihres Volkes. Sie waren es auch, die eine kleine Gruppe von uns unter die Erde in Sicherheit brachte.
    Als wir wieder nach oben kamen, teilten wir unser Wissen mit ihnen und zeigten den Menschen, wie man eine Welt schuf, die unglaublicher war als alles, was sie je gesehen hatten. Ach, die Zeiten waren damals einfacher – man konnte noch mit den Grundlagen der Wasserversorgung und Entwässerung glänzen – aber wir zeigten ihnen auch, wie man Städte und Schlösser baute. Und«, er deutete in Richtung des Vulkans, » wir hatten die perfekte Lage. So gut versteckt vor den Blicken neugieriger Engel, wie ein Ort nur sein konnte.« Aus seinen letzten Worten sprach blanker Hass.
    » Du weißt aber, dass der Vulkan die Pforten der Hölle beherbergt?«
    » Natürlich. Aber …«, er schüttelte den Kopf, » am Ende war das ihr Untergang.«
    » Wessen?«
    Irins Stimme wurde so leise, dass ich mich anstrengen musste, ihn zu verstehen.
    » Die Verbannten, die mit mir überlebt hatten, wurden es leid, au f der Insel zu leben. Ich versuchte es. Ich schickte sie nach Kreta und trug ihnen auf, sich dort ihr eigenes Königreich aufzubauen, aber ich wusste, dass wäre nur eine kurzlebige Lösung. Schließlich wurden sie so ruhelos und verzweifelt wegen ihrer alten Armee, dass sie versuchten, die Pforten zu öffnen. Aber dadurch brachten sie nur Zerstörung.«
    » Der Ausbruch«, sagte ich, weil mir wieder einfiel, dass Griffin erzählt hatte, dass dadurch au f dem benachbarten Kreta eine ganze Kultur ausgelöscht worden war.
    » Hm …«, sagte er, als wäre er weit weg. » Der Zorn der Hölle rührt sich schnell. Die Raserei der Engel ist erbarmungslos. Die Verbannten wurden zerstört, zusammen mit allem, was sie geschaffen hatten. Tausende von Menschen kamen dabei ums Leben.«
    » Wie hast du überlebt?«
    » Wieder gingen wir unter die Erde.«
    » Du und deine Frau?« Allmählich war ich gespannt, gebannt von ihrer Liebesgeschichte. » Habt ihr beide überlebt?«
    » Nein. Sie … schickte nach uns. Aber es war so wenig Zeit. Als ich hier unten ankam und merkte, dass sie nach oben gegangen war, um mich zu suchen … Es war zu spät. Die Welle hatte bereits zugeschlagen.«
    » Deshalb wirst du nie von hier weggehen«, sagte ich und bedauerte ihn aufrichtig.
    » Diese Insel hatte einst ihr gehört. Ich hätte ihre sterbliche Lebenskraft

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