Gebannt: Band 3 (German Edition)
erhalten können und Ewigkeiten mit ihr verbringen können. Stattdessen leide ich jeden Tag unter ihrer Abwesenheit, die Wirkung währt ewig, aber …« Er riss sich selbst aus seinen Erinnerungen und kehrte zurück zu seiner vorherigen fröhlichen Stimmung. » Ich habe neue Neigungen entdeckt, um mir die Zeit zu vertreiben.« Er machte eine Handbewegung zu den Vitrinen hin, die Regale über Regale voller Schmuck und Artefakte enthielten – alte Waffen, Münzen. An den Wänden darüber hingen Gemälde. Ich musste zweimal hinsehen, als ich einen Van Gogh entdeckte und daneben ein Gemälde, das ich für einen Rembrandt hielt.
Mein Blick blieb an einer silbernen Halskette hängen, ich war überrascht davon, wie schlicht sie war im Vergleich zu den anderen protzigeren und aufwendigeren Stücken. Ich konnte meine Augen nicht davon abwenden, als würde mich etwas zu ihr hinziehen.
Uri. Sie ist das, was er meinte. Warum?
» Gefällt sie dir?«, fragte Irin.
Ich nickte. » Aber ich verstehe nicht, wie sie in diese Sammlung kommt.«
Er ging zur Vitrine und nahm sie heraus. Ich wäre nicht überrascht gewesen, wenn sie nicht durch einen Sensor gesichert und hinter verschlossenen Türen gewesen wäre, aber das war sie. Er hielt sie mir hin und ich nahm sie in die Hände, wobei ich sofort fühlte, dass sie vibrierte. In der Halskette steckte eine Kraft.
» Was kann sie?«, fragte ich und gab sie sicherheitshalber zurück.
» Sie gehörte meiner Frau. Sie enthält ein Stück aus dem Engelreich und bewahrt den Träger vor Illusionen, die durch jemand Engelhaftes heraufbeschworen werden. Natürlich ist sie für dich oder mich nicht von Nutzen, weil wir solche Dinge nicht brauchen, aber für einen Menschen ist sie in der Tat sehr wertvoll.« Behutsam ließ er sie wieder zurück in die Vitrine gleiten. » Ihr hat dieses Schmuckstück nie so gut gefallen wie andere, die ich ihr geschenkt hatte – sie hatte einen erlesenen Geschmack –, aber unsere Söhne haben immer darau f bestanden, dass wir sie behalten«, fügte er hinzu.
Und das war der Moment, ab dem er mir nicht mehr leidtat. Söhne.
» Diese … Die Leute, die uns hereingelassen haben?«, fragte ich, wobei das leichte Stechen zu einem Prickeln wurde, das mir über den Rücken lief.
Er nickte. » Unsere überlebenden Nachkommen.«
Uralte Nephlim.
Furcht überkam mich und ich spürte das vertraute Zerren, als würde mir etwas weggezogen. Irin lächelte.
Er faltete die Hände. » Nun zu unserer Vereinbarung.«
Ich schluckte, mein Mund war noch immer trocken, während ich mich bemühte, alles aufzusaugen, was er sagte. Er war ein Grigori. Nicht teils Mensch, teils Engel, so wie wir, sondern einer der ersten Grigori, die reine Engel waren. Einer von denen, die sich au f die Seite der Verbannten geschlagen hatten. War die Stadt, von der er sprach, Atlantis? War er dadurch gefährlicher oder weniger gefährlich? Und ich hatte keine Ahnung, was er mit seiner Art zu überleben gemeint hatte.
» Du hast den Schmuck sehr schön präsentiert«, fuhr Irin fort. » Ich werde ihn jetzt in Besitz nehmen.«
Ich nickte, weil ich ganz begierig darau f war, das hier zu beenden, und fing an, an dem Rubinring zu ziehen, der mir ohnehin schon vom Finger rutschte.
» Nein, Violet«, sagte er leise und machte einen Schritt au f mich zu. » Ich werde ihn in Besitz nehmen.«
Oh.
Ich presste die Lippen aufeinander, um zu verhindern, dass sie bebten. Lieber jeden Tag einen Kamp f als so etwas! Alles, woran ich denken konnte, war die Smaragdspinne, die mit unzähligen Verschlüssen um meinen Oberschenkel gespannt war. Ich hatte nicht einmal zugelassen, dass Morgan sie zumacht.
Ich wich noch einen Schritt zurück, stieß aber gegen die Glaswand. Irin lächelte, legte die Entfernung zwischen uns zurück und legte die Hände au f meine Schultern. Er drückte sie gleichmäßig herunter, bis ich mich au f den Sessel am Fenster fallen ließ. Ich war ein Fisch in einem Aquarium, gefangen mit einem Hai.
» Wenn es dir einigermaßen bequem ist …«
Ich konnte nicht sprechen, aber in dem Moment, in dem seine Hand nach meiner griff, verkrampfte sich mein Körper, weil ich wusste, dass seine Berührung nach mehr verlangte.
» Violet?«, rie f Lincoln wieder aus den Schatten, seine Stimme klang beherrscht, aber irgendwie gezwungen.
» Es geht mir gut.«
Dann machte ich einfach zu.
Ich zog mich an den Ort zurück, wohin ich mich vor langer Zeit gelehrt hatte zu gehen, um alles auszublenden.
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