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Gebannt - Unter Fremdem Himmel

Gebannt - Unter Fremdem Himmel

Titel: Gebannt - Unter Fremdem Himmel Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Veronica Rossi
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hart zuschlagen.
    Perry ließ das Messer in seine Scheide zurückgleiten. Als er einen unterdrückten Schrei hörte, blieb ihm fast das Herz stehen.
    Aria.

Aria   | Kapitel Vierunddreißig
    Als ein dritter Mann auftauchte, der sich von einem anderen, nur zwanzig Schritte entfernten Baum fallen ließ, ging Aria in die Hocke. Kampfbereit umklammerte sie Talons Messer, doch der Kräher rannte nicht auf sie zu, sondern stürzte in Richtung des Baumes, in dem der Tote hing. Furcht durchzuckte sie – er wollte das Horn. Wenn er den Rest der Kräher alarmierte, war das nicht nur für sie der sichere Tod, sondern auch für Marrons Leute. Für Roar. Und für Perry.
    Sie wartete, bis er sich dem Fuß des Baumes genähert hatte, dann rannte sie ihm hinterher. Beim Laufen spürte sie ihre Beine überhaupt nicht – sie wusste , dass sie den richtigen Moment abgepasst hatte. Der Mann kletterte bereits, seine Hände waren beschäftigt, und er hatte ihr den Rücken zugewandt. Sie hatte die Schnelligkeit und das Überraschungsmoment zu ihrem Vorteil genutzt, genau wie Roar es sie gelehrt hatte.
    Es hätte perfekt sein sollen. Doch als sie nur noch wenige Schritte von ihm entfernt war, ging ihr auf, dass sich die einzigen todbringenden Ziele, die sie kannte, auf der Vorderseite des Körpers befanden. Sie überlegte, ob sie um ihn herum nach seiner Halsschlagader stechen sollte, doch dafür war er schon zu weit oben.
    Ein Zurück gab es nicht – und im selben Moment hörte er sie, und sein Kopf fuhr herum. Einen schrecklichen Moment lang begegneten sich ihre Blicke. Roars Stimme kam ihr mit einem Mal laut in den Sinn: Stoße als Erste und ohne Zögern zu. Aber wohin? Auf die Beine? Seinen Rücken? Wohin?
    Der Mann drückte sich vom Baum ab und ließ sich in ihre Richtung fallen. Aria wollte die Klinge heben – zumindest nahm sie sich das vor. Doch er stürzte sich in einer verschwommenen Bewegung auf sie.
    Aria landete auf dem Rücken. Der Aufprall presste ihr die Luft aus den Lungen, und sie stöhnte unterdrückt auf. Er lag auf ihr. Jeden Moment erwartete sie das Messer zwischen ihren Rippen, einen Schlag ins Gesicht. Doch er zitterte nur kurz und erschlaffte dann.
    Sie hatte ihn getötet.
    Als sie spürte, dass seine Haare auf ihren Augen lagen und sein Gewicht sie auf den Boden presste, geriet sie in wilde Panik. Sie benötigte drei Versuche, um wieder Luft in die Lungen zu bekommen. Als es ihr endlich gelang, war sein Gestank so übel, dass sie einen Brechreiz unterdrücken musste. Etwas Warmes tropfte ihr auf den Bauch. Sie konnte sich nicht bewegen.
    Über ihr tauchte ein Gesicht auf. Ein Mädchen. Ein wild dreinblickendes Etwas, aber hübsch. Sie kletterte den Baum hinauf, streifte sich den Riemen mit dem Horn um den Hals, sprang auf den Waldboden und rannte davon.
    Aria schob mit aller Kraft ihre Schulter zurück. Das genügte, um ihren Arm zu befreien. Mit einem weiteren Stoß rollte sie den Mann zur Seite. Sie wollte nur weg von ihm, musste jedoch erst einmal wieder zu Atem kommen.
    Plötzlich tauchte ein weiterer Kräher auf, eine größere Gestalt, und kauerte sich neben sie. Aria tastete auf dem Boden nach ihrem Messer, hörte förmlich Roars Stimme in ihrem Kopf: Lass deine Waffe niemals fallen.
    »Sachte, Aria. Ich bin’s.«
    Perry. Sie erinnerte sich daran, dass er eine Mütze trug, die seine blonden Locken verbarg.
    »Wo bist du verletzt?« Seine Hände tasteten über ihren Bauch.
    »Ich bin nicht verletzt«, stieß sie hervor. »Das ist nicht mein Blut.«
    Erleichtert nahm Perry sie in die Arme, während er leise fluchte und murmelte, er habe geglaubt, es sei wieder geschehen.
    Aria verstand nicht, was er damit meinte. Am liebsten hätte sie sich keinen Millimeter von ihm wegbewegt, wäre dicht an ihn gepresst sitzen geblieben. Sie hatte gerade einen Menschen getötet, sein Blut war auf ihrem ganzen Körper, und sie hatte ein flaues Gefühl im Magen. Doch sie löste sich von ihm. »Perry«, drängte sie. »Wir müssen Roar finden.«
    Noch bevor sie auf den Beinen waren, durchbrach ein Hornstoß die Stille.
    Mit dem Messer in der Hand liefen sie nebeneinander durch den dunklen Wald. Dabei stießen sie auf einen reglosen Körper, der mit dem Gesicht nach unten auf dem Boden lag, ein Bein in einem unnatürlichen Winkel abgespreizt. Aria bekam weiche Knie. Nachdem sie die vergangenen Tage damit verbracht hatte, ihn zu beobachten und zu taxieren, um seinen Angriffen ausweichen zu können, kannte sie Roars

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