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Gebannt - Unter Fremdem Himmel

Gebannt - Unter Fremdem Himmel

Titel: Gebannt - Unter Fremdem Himmel Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Veronica Rossi
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sodass ihre Haare vor ihr nacktes Auge fielen. Bei dem Raum handelte es sich um einen Stahlcontainer, dessen Wände mit Beulen übersät waren und in dem es stark nach Bleichmitteln roch.
    »Einen Augenblick«, sagte Konsul Hess und schien durch sie hindurchzustarren.
    Aria verschränkte die Arme, um ihre zitternden Hände zu verbergen. Der Konsul ging vermutlich auf seinem Smartscreen die Berichte über das Feuer durch oder beriet sich mit einem Experten über die weitere Vorgehensweise.
    Sorens Vater war ein Zwölfjahrzehnter – weit über hundert Jahre alt. Aria hatte vermutet, dass Vater und Sohn einander ähneln würden und beide regelmäßige Gesichtszüge und eine stämmige Statur besaßen. Doch ihre Ähnlichkeit war nicht offenkundig: Anti-Aging-Behandlungen hatten Konsul Hess’ Haut so dünn und zart werden lassen wie die eines Kleinkindes, während Soren aufgrund seiner Bräune gerade älter wirkte. Doch wie bei allen der Generation 100 plus zeigte sich auch bei Konsul Hess das Alter in seinen Augen – eingefallen und stumpf wie Olivenkerne.
    Verstohlen warf Aria einen Blick auf den Stuhl neben ihr, der eigentlich nicht leer hätte sein dürfen. Ihre Mutter hätte hier sitzen sollen und nicht Hunderte Meilen entfernt. Aria hatte sich immer bemüht, Luminas Engagement für ihren Beruf zu verstehen – was aber nicht leicht war, wenn man so wenig darüber wusste wie sie. »Meine Tätigkeit unterliegt strengen Geheimhaltungsvorschriften«, erwiderte Lumina jedes Mal, wenn Aria danach fragte. »Du weißt alles, was ich dir erzählen darf. Ich forsche im Bereich der Gentechnik. Und meine Arbeit ist sicherlich wichtig, aber nicht so wichtig wie du.«
    Wie konnte Aria ihr das jetzt glauben? Wo war ihre Mutter, wenn sie sie ein Mal dringend brauchte?
    Konsul Hess konzentrierte nun seine Aufmerksamkeit ganz auf sie. Gesprochen hatte er zwar noch nicht, aber Aria wusste, dass er sie musterte. Er trommelte mit den Fingernägeln auf den Stahltisch. »Also gut, fangen wir an«, sagte er schließlich.
    »Sollten denn die anderen Konsuln nicht auch hier sein?«
    »Die Herren Royce, Medlen und Tarquin kümmern sich um das Protokoll. Sie werden sich unsere Unterhaltung später anschauen. Konsul Young ist hier bei uns.«
    Aria warf einen Blick auf sein Smarteye und wurde sich dabei erneut schmerzlich bewusst, dass auf ihrer linken Gesichtshälfte etwas fehlte. »Ich kann ihn aber nicht sehen«, protestierte sie leise.
    »Ja, ich weiß. Du hast ein Martyrium hinter dir, stimmt’s? Ich fürchte, mein Sohn trägt für die Ereignisse der vergangenen Nacht zumindest einen Teil der Verantwortung. Soren ist als Codeknacker ein Naturtalent – in seinem Alter ein nicht ganz unproblematischer Charakterzug. Aber eines Tages wird er recht nützlich sein.«
    Aria wartete einen Moment, bis ihre Stimme wieder fester klang: »Sie haben mit ihm gesprochen?«
    »Nur in den Welten«, erklärte Konsul Hess. »Er wird noch eine ganze Weile nicht imstande sein, sich klar und deutlich zu artikulieren. Im Moment werden neue Knochen für seinen Kiefer gezüchtet. Ein Großteil seiner Gesichtshaut muss regeneriert werden. Soren wird zwar nie wieder so aussehen wie zuvor, aber wenigstens hat er überlebt. Er hat großes Glück gehabt … allerdings nicht so viel wie du.«
    Betreten blickte Aria auf die Tischplatte. In dem Metall befand sich ein lang gezogener, tiefer Kratzer. Sie mochte sich Soren nicht mit entstellenden Narben vorstellen. Eigentlich wollte sie ihn sich überhaupt nicht vorstellen.
    »Seit über einem Jahrhundert hat es in Reverie keine Übertretung der Sicherheitsvorschriften mehr gegeben. Es ist absurd und erstaunlich zugleich, dass eine Gruppe von Zweijahrzehntern etwas verursacht, was Ätherstürme und Barbaren in all den Jahren nicht haben bewirken können.« Hess legte eine Kunstpause ein. »Ist dir eigentlich klar, dass ihr um ein Haar die gesamte Biosphäre zerstört hättet?«
    Aria nickte, wich seinem Blick aber aus. Sie hatte gewusst, wie riskant das Zündeln mit Feuer gewesen war, doch statt etwas zu unternehmen, hatte sie sich dazugesetzt und es sehenden Auges geschehen lassen. Sie hätte viel früher handeln müssen. Wenn sie nicht solche Angst vor Soren gehabt hätte, würde Paisley heute vielleicht noch leben.
    Tränen verschleierten ihr die Sicht.
    Paisley war tot.
    Wie war das möglich?
    »Da die Kameras in Ag 6 nicht funktionieren und eure Smart­­eyes deaktiviert waren, befinden wir uns in einer

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