Gebieter der Träume
Stirn. Mit fast eins neunzig war Kat, genau wie Thia, größer als die anderen an Bord und überragte sowohl Männer als auch Frauen. Kat sah sehr griechisch aus, sie hatte blondes Haar und scharf blickende grüne Augen. Sie war erst vor einigen Wochen zu ihnen gestoßen – kurz nachdem sie die Mauer entdeckt hatten, die sie so verzweifelt gern ausgraben wollen. »Weißt du irgendetwas über unseren Gast?«
Kat zuckte lässig mit den Schultern. »Nein, wieso sollte ich?«
»Hm …« Geary war nicht sicher, ob sie das glauben sollte oder nicht. In Kats Benehmen lag etwas Merkwürdiges, und das verriet ihr, dass sie Informationen zurückhielt.
»Kat, du bist doch aus Griechenland, oder?«
Sie lachte wieder. »Ich bin hier geboren und aufgewachsen. Ich bezweifle, dass jemand noch viel griechischer sein kann. Warum?«
»Glaubst du wirklich, dass dieser Typ uns helfen kann, an die Genehmigungen zu kommen?«
»Das werden wir bald erfahren«, sagte Kat nüchtern.
Geary konnte es gar nicht schnell genug damit gehen. »Na gut, ich muss mich jetzt umziehen, ehe wir anlegen. Wir sehen uns gleich.«
Kat wartete, bis Geary unter Deck verschwunden war, dann sah sie Thia an, die mit ihren achtzehn Jahren der Göttin Artemis erschreckend ähnlich sah. »Übrigens, Scott hat dich gesucht.«
Thias Gesicht hellte sich auf. »Ach wirklich?«
»Ja. Mach dich lieber schnell auf den Weg, ehe er seine Meinung ändert.«
Thia hätte nicht schneller loslaufen können, wenn sie die geflügelten Schuhe des Hermes getragen hätte. Das war ganz klar eine gute Sache.
Jetzt sollte der Rotschopf zumindest für die nächsten Minuten so beschäftigt sein, dass Kat die neueste Eroberung auf dem Schiff besuchen konnte, ohne dass sie dabei gestört würde, und vor allem, ohne dass jemand mithörte.
Sobald sie sicher war, dass Thia aus dem Weg war, lief Kat zu Teddys Kabine, in der Arik sich befand. Sie klopfte kurz an und stieß die Tür auf.
Arik stand am Fenster und hatte die Arme vor der Brust verschränkt. Er sah sie kühl an. »Sie sind nicht Megeara.«
»Nein, das bin ich nicht. Aber ich würde gerne wissen, wie eine Gestalt wie Sie auf dieses Boot kommt.«
»Eine Gestalt wie ich?«
Sie nickte und trat einen Schritt näher auf ihn zu. »Groß, dunkelhaarig, unglaublich sexy, mit Augen, die blau leuchten. Die Preisfrage lautet: Wer ist Ihr Vater?«
»Wie bitte?«
»Wer ist Ihr Vater?«, wiederholte sie. »Morpheus? Oder Phobetor?«
Er schaute sie misstrauisch an. »Wer sind Sie?«
»Katra Agrotera. Aber die meisten Leute in dieser Sphäre nennen mich Kat.«
Sie sah das Erkennen in seinen Augen aufleuchten. »Agrotera?«
»Ja«, beantwortete sie die Frage, die er nicht gestellt hatte. Agrotera war einer der Namen, der oft im Zusammenhang mit der griechischen Göttin Artemis auftauchte – ein Name, den ihre Dienerinnen verwendeten. Artemis hatte Kat hergeschickt, um die Fortschritte des Forschungsteams im Auge zu behalten. »Ich bin eine koris von ihr.«
»Was machst du hier?«
»Ich habe ab und zu mit Gearys Vater zusammengearbeitet, damals, als die beiden keinen Kontakt hatten. Und weil sie der Sache jetzt allmählich gefährlich nahe kommt, fand Artemis, ich sollte ihr den ein oder anderen Stein in den Weg legen.«
»Und wieso?«
»Ganz einfach: Atlantis darf nicht entdeckt werden.«
Er spottete: »Da bist du schon die Zweite, die mir das innerhalb der letzten Stunde sagt. Warum ist es Artemis denn so wichtig, dass Atlantis nicht entdeckt wird?«
»Das Warum ist nicht so wichtig. Glaub mir einfach, wenn ich dir sage, dass du dich lieber zurückhalten solltest … auf mehr als eine Art.«
Er zuckte nicht zusammen und zeigte auch sonst kein Anzeichen irgendeiner Empfindung, und das schien ihr folgerichtig, wenn man bedachte, wer er war. Doch es war an der Zeit, dass er lernte, sich zu fürchten.
Als er sprach, war sein Tonfall flach und tödlich. »Megeara will es finden.«
»Und wer in der Hölle brät, will Eiswasser. Die Geschichte der Menschheit ist voll von Leuten, die etwas wollen, das sie nicht bekommen können. Sie wird diese Enttäuschung überleben, glaub mir.« Kat ging langsam auf ihn zu und senkte die Stimme, damit keiner, der möglicherweise draußen im Flur vorbeikam, sie hören konnte. »Aber das erklärt noch immer nicht, warum ein Dream-Hunter hier ist, in Fleisch und Blut, auf diesem Schiff. Ich bin sicher, du bist nicht nur in diese Welt hinübergewechselt, um der Frau Doktor bei ihrer Suche zu
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