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Gebieter der Träume

Gebieter der Träume

Titel: Gebieter der Träume Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Sherrilyn Kenyon
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sanfter, als ob sie begriff, was er damit sagen wollte. »Sie beide haben eine merkwürdige Beziehung zueinander, was?«
    »So könnte man es nennen. Es erinnert mich oft an einen Kugelfisch und einen Barrakuda.«
    »Ein interessanter Vergleich. Aber welcher Fisch ist Solin und welcher sind Sie?«
    Er zwinkerte ihr zu. »Das zu entscheiden überlasse ich Ihnen.«
    Weil Geary nicht sicher war, was ihn weniger beleidigen würde, schwieg sie, während sie zu einem kleinen Restaurant direkt am Meer fuhren. Als sie aus dem Auto stiegen und sie merkte, wo sie sich befanden, wurde ihr das Herz schwer.
    Arik hatte ihr Zögern bemerkt und blieb stehen. »Ist bei Ihnen alles in Ordnung?«
    Sie musste sich zwingen, trotz ihrer Trauer zu antworten: »Ja, tut mir leid. Ich musste nur gerade an etwas denken.«
    »Woran denn?«
    Sie zeigte auf eine alte Mauer aus Ziegelsteinen auf der anderen Straßenseite neben einigen steinernen Stufen, die mit der Zeit von vielen Füßen und von Wind und Wetter abgenutzt worden waren. »Mein Bruder und ich sind als Kinder auf dieser Mauer herumgeklettert. Wir haben uns vorgestellt, es wäre die Stadtmauer von Troja.« Sie schaute ihn verlegen an. »Ja, ich weiß, wir waren merkwürdige Kinder. Jason war Hektor, und ich war immer Achilleus. Wir haben uns so lange mit Erdklumpen und Steinen beworfen, bis einer von uns blutete oder bis mein Vater uns anschrie, wir sollten aufhören. Später führten wir Überraschungsangriffe durch und schworen einander Rache.«
    Sie holte tief Luft, um den Schmerz zu verdrängen. »Mein Gott, wie haben wir gespielt. Als wir dann älter waren, hat Jason immer hier gesessen und Skizzen gemacht, wie seiner Meinung nach die Gegend hier vor Jahrhunderten ausgesehen haben könnte.« Der Ecktisch, den er immer für sich beanspruchte, weil man von dort aus die beste Sicht hatte, stand noch da und sah aus, als wartete er auf den jungen Mann, der hier niemals wieder auftauchen würde.
    Gearys Augen wurden feucht. Sie sah zu Arik, und noch mehr Erinnerungen stiegen in ihr auf. Jason hatte Stunden damit zugebracht, ihr die Konzepte zu erklären, die seinen Zeichnungen zugrunde lagen. Er war in seinen Beschreibungen so präzise und detailliert gewesen, dass sie schwören könnte, er hätte in dieser Zeit gelebt, denn wie hätte er das sonst alles wissen können? Sie fragte sich, wie er heute wäre und was er von ihr denken würde …
    Dann schüttelte sie den Kopf und versuchte, ihre Erinnerungen und den Schmerz, den sie verursachten, zu vertreiben.
    »Können Sie sich vorstellen, wie diese Insel vor tausend Jahren ausgesehen haben muss? Oder vor zweitausend Jahren?«, fragte sie Arik.
    Arik wünschte, ihm stünden seine Kräfte zur Verfügung, dann hätte er ihr diesen Wunsch erfüllt. Innerhalb von Sekunden würde er ihr ganz genau zeigen können, wie es hier ausgesehen hatte – aus erster Hand.
    Andererseits verfügte er in einer anderen Sphäre über diese Macht. »Ich wette, das werden Sie heute Nacht im Traum sehen.«
    Sie schaute ihn zweifelnd an, ehe sie antwortete. »Sicher. Warum eigentlich nicht? Ich träume genügend andere merkwürdige Sachen.«
    »Zum Beispiel?«
    Sie blinzelte und trat zur Seite. »Nichts. Wollen wir essen?«
    Er hasste es, wenn sie sich verschloss. Besonders wenn er wusste, wie viel sie verbarg. Andererseits kannte er sie jetzt schon eine ganze Weile.
    Aus ihrer Sicht waren sie einander gerade erst begegnet, und sie waren einander noch fremd.
    Arik bedauerte die Notwendigkeit des Ganzen und führte sie zum Restaurant. Solin hatte ihn darauf vorbereitet, wie er die Wirtin begrüßen und nach einem Tisch fragen musste, aber trotzdem schien ihm das alles sehr seltsam. Es war merkwürdig, dass in den Träumen der Menschen solche simplen Sachen nicht vorkamen. Sie verschwendeten keine wertvolle Zeit mit Nebensächlichkeiten. Wenn jemand essen wollte, war er in einem Restaurant und aß. Wie man dorthin kam und nach einem Tisch fragte oder auf sein Essen wartete, das alles kam nicht vor. Die Träume waren der Wirklichkeit tatsächlich überlegen.
    Nachdem sie kurze Zeit gewartet hatten, bekamen Arik und Megeara einen Tisch, von dem aus sie aufs Meer blicken konnten. Obwohl es dunkel war, konnten sie die Brandung hören und die weißen Schaumkronen auf den Wellen sehen, die an Land rollten. Die Lichter von den Booten und den Gebäuden in der Ferne schimmerten wie Sterne, die zu Boden gefallen waren, und bei den Düften aus der Küche knurrte Ariks

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