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Gebieter meines Herzens: Sie war einem anderen versprochen - doch er entflammte ihre Leidenschaft (German Edition)

Gebieter meines Herzens: Sie war einem anderen versprochen - doch er entflammte ihre Leidenschaft (German Edition)

Titel: Gebieter meines Herzens: Sie war einem anderen versprochen - doch er entflammte ihre Leidenschaft (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Karen Ranney
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Holzbein zu stoßen. Er trug es fast wie eine Auszeichnung, dachte sie. Die Verwundung, die schließlich zum Verlust des Beines geführt hatte, lag dreißig Jahre zurück, aber er sprach nie über die Schlacht von Culloden und auch nicht über die Schlachten davor. Trotzdem gab es Zeiten, da sie ihn gerne gefragt hätte, wie es an jenem schicksalhaften Morgen gewesen war, Schotte zu sein.
    »Ich war feige, habe nur mich gesehen und nicht an andere gedacht.«
    Sie schaute auf sein Bein hinunter und verstand, was er meinte. Nach Culloden hatte er sich ob des Schrecklichen, was ihm der Krieg angetan hatte, geweigert, nach Hause zurückzukehren – und so hatte er seine große Liebe verloren, weil er ihr lieber für tot gelten wollte, als sich ihr verstümmelt zu präsentieren. Sie hatte einen anderen geheiratet, und er hatte sich all die Jahre ihretwegen gegrämt.
    »Lebe dein Leben nie auf diese Weise, Mädchen«, hatte er ernst gesagt, und sie hatte ebenso ernst genickt.
    Was würde Fergus wohl sagen, wenn er sie jetzt sähe, wie sie in ihrem Zimmer hockte und sich beinahe fürchtete, seinen Neffen wiederzusehen?
    Geh und tritt dem Mann gegenüber, Riona. Er wird dir nicht den Kopf abreißen. Fergus’ Stimme hallte durch ihre Phantasie. Nein, Fergus , antwortete sie im Stillen, aber er könnte mich anlächeln, und das wäre genauso schlimm.
    Vielleicht sollte sie etwas tun, um ihr ungebärdiges Haar zu bändigen. Sie kämpfte mit ihren Schläfenlocken, erreichte damit aber nur, dass ihr Kopfputz, ihre Musselinhaube, Schlagseite hatte wie ein sinkendes Schiff. Abigail hatte sich vorhin mit den Locken abgemüht, doch selbst der großzügigste Einsatz von Pomade hatte ihr Haar nicht in die Façon bringen können, die in Mode war. Möglicherweise wären Haarnadeln die Lösung, aber sie hatte ihre bereits aufgebraucht und auch fast alle von Maureen.
    Wieder klopfte es, und ihre Mutter rief von draußen: »Spute dich, Riona – es sind bereits alle versammelt!«
    Wenigstens war sie gut angezogen. Den eckigen Miederausschnitt ihres seidenen pastellgrünen Oberkleides umrandete eine dunkelgrüne Rüsche, der bauschig aufgebundene Oberrock enthüllte einen passenden gefütterten Unterrock aus cremefarbener Seide, die mit dreireihigen Rüschen umrandeten Halbärmel waren mit den gleichen Blümchen bestickt wie das Mieder.
    Ihr Gesicht war sonnengebräunt, und ihre Augen glänzten wie die eines verschmitzten Kindes, das ein Geheimnis verbarg. Obwohl die Situation absolut keinen Anlass dazu bot, wirkte ihr Gegenüber merkwürdig selbstzufrieden.
    »Lass das«, herrschte sie es an, doch die Riona aus dem Spiegel ließ sich nicht einschüchtern. Die Mundwinkel hoben sich sogar zu einem kleinen Lächeln.
    Sie wollte, dass er sie heute Abend anders sähe. Nicht als das Naturkind, das sich hinter einer Hecke versteckt hatte, sondern als eine junge Frau, die kürzlich fünf Wochen in Edinburgh zugebracht hatte. Eine Frau, die es, was Attraktivität anging, mit ihm aufnehmen konnte.
    Ihr Lächeln ließ ihre Zähne sehen, weiß und ebenmäßig, bis auf den einen Schneidezahn, der eine Spur über dem anderen stand. Ihre Nase war nicht ausgesprochen schön, aber immerhin weder spitz noch besonders kurz. Das Kinn jedoch verriet ihren Eigensinn.
    Was ihren Dialekt betraf, konnte sie nichts daran ändern – man würde immer hören, dass sie aus Cormech stammte –, aber sie konnte dem Fremden zeigen, dass sie englisch erzogen war. Die Fröhlichkeit in ihren Augen erlosch, sie nahm eine königliche Haltung an. Nein, das passte nicht zu ihr. Sie war nicht von königlichem Geblüt. Doch sie war auch kein Mädchen vom Lande.
    Oder vielleicht doch, dachte sie in Erinnerung an das Kälbchen, dem sie am Morgen auf die Welt geholfen hatte.
    Sie musste ein gewisses Maß von beidem präsentieren. Sich selbst, fürs Dinner gekleidet und mit ihren besten Manieren.
    Sie drückte noch einmal ihr Haar an, puderte ihr Dekolleté, richtete noch einmal ihr Schultertuch, presste ein kühles Tuch an ihre Wangen.
    Als sie auf den Korridor hinaustrat und leise die Tür hinter sich schloss, fragte Riona sich, warum um Himmels willen ihr sein Urteil so wichtig erschien. Er war schließlich nur ein Besucher, und so sehr ihre Begegnung sie auch aufwühlte – er würde bald wieder aus ihrer aller Leben verschwunden sein.
    In drei Wochen würde sie heiraten. Allein ob dieser Tatsache sollte sie mehr Vernunft walten lassen.

    »Meine Töchter«, sagte Susanna,

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