Gebieter meines Herzens: Sie war einem anderen versprochen - doch er entflammte ihre Leidenschaft (German Edition)
zu erledigen.
Lass dir nur Zeit, Harold. Ich bin nicht in der Stimmung zu heiraten.
Aber ich , hatte er erwidert und gelacht, als sie ihn finster ansah.
Und nun wurde von ihr erwartet, dass sie seine Rückkehr mit strahlendem Gesicht und leuchtenden Augen herbeisehnte und albern kicherte wie ihre Schwester.
Die Flügeltür zum Speisezimmer wurde geöffnet.
James MacRae führte ihre Mutter zu Tisch, der Pastor nahm sich Mrs Parkers an, und Riona, Maureen und Mrs Dunant bildeten die Nachhut.
»Wird das Gutshaus dieses Jahr Lethson mitfeiern?«, erkundigte sich Mrs Dunant.
»Meint Ihr die Sommersonnenwende?«, fragte Riona.
Mrs Dunant hielt den Blick auf den Rücken ihres Gatten geheftet, während sie flüsternd antwortete: »Wir sollten diese Bezeichnung lieber nicht verwenden. Robert hat es gelernt, bei derlei Feierlichkeiten ein Auge zuzudrücken, aber dieses heidnische Wort sollte vermieden werden.«
Sie waren im Oktober nach Tyemorn Manor gezogen, zu spät, um an dem Fest teilzunehmen, das die Jahresmitte kennzeichnete, aber Riona hatte die Köchin und Abigail kürzlich darüber sprechen hören. Offenbar feierte das ganze Dorf mit. Die Läden blieben geschlossen, und jegliche Arbeit oder sonstige Beschäftigung wurde bis nach Lethson aufgeschoben.
»Die Dorfältesten koordinieren alles. Ihr solltet Euch möglichst bald als freiwillige Helfer melden.« Mrs Dunant tätschelte Rionas Arm und trat vor ihr durch die Tür.
Auch das Speisezimmer gehörte zu den Räumen auf Tyemorn Manor, die im Verhältnis zum Rest zu groß geraten waren. Die Wände waren mit rot-braun gestreifter Seide bespannt, und das einzige, schmale Fenster schmückten scharlachrote Vorhänge. Die westliche Wand dominierte ein großer Gobelin, auf dem in einem Burghof Ritter, Pferde und Damen zu sehen waren. Durch ein offenes Tor trugen an die zwanzig Jäger erlegtes Wild herein. Die glasigen Augen der Tiere starrten blicklos gen Himmel, während das aus den Kadavern tropfende Blut auf dem Boden Pfützen bildete.
Wie jedes Mal, wenn sie diesen Raum betrat, wurde Rionas Blick von dem Bild angezogen, jedoch nicht ob der außer Zweifel stehenden künstlerischen Leistung, sondern ob der Scheußlichkeit der Darstellung.
Die mehrarmigen Kerzenleuchter auf dem Tisch und den beiden Sideboards sorgten für behagliches Licht, das jedoch nicht bis in die Ecken des Raumes reichte.
Der Pastor saß zu ihrer Rechten, Mrs Parker zu ihrer Linken, Maureen, von James und Mrs Dunant flankiert, ihr gegenüber und Susanna am Kopf der Tafel. Wenn der MacRae den Blick hob, müsste er sie, Riona, zwangsweise ansehen, was er seit der Begrüßung tunlichst vermieden hatte.
Sie wünschte, es fiele ihr ebenso leicht, ihn zu ignorieren.
»Ich freue mich darauf, den Traugottesdienst für Euch abzuhalten, meine Liebe.« Der Pastor lächelte sie an. »Obwohl ich gestehen muss, dass die Hast mich überrascht.«
»Es ist eine Liebesheirat«, beeilte Mrs Parker sich zu erklären. »Die beiden verliebten sich Hals über Kopf und wollen nicht warten.« Sie strahlte den Geistlichen an, und es blieb ihm nichts anderes übrig, als zurückzulächeln.
James warf einen schnellen Blick zu Riona herüber und neigte sich ebenso schnell aufmerksam Mrs Dunant zu, die etwas zu ihm sagte.
In Erinnerung an Mrs Parkers Lektion, dass eine wahre Lady nie Appetit erkennen ließe, aß Riona nur ein paar Löffel Suppe, verweigerte den Wein und ließ sich stattdessen Apfelwein einschenken.
»Ein besonders charmanter Mann«, flüsterte Mrs Parker Susanna zu.
Als diese zu ihrem Gast blickte, sah sie ihn ins Gespräch vertieft und flüsterte zurück: »Er ist Kommandant eines Schiffes.«
Mrs Parkers Mund wurde schmal – offenbar war dieser Broterwerb nicht nach ihrem Geschmack.
»Und der Bruder eines Earls«, setzte Susanna hinzu.
Mrs Parkers Miene klärte sich auf, und sie musterte den MacRae mit wohlwollenderem Blick – zweifellos als einen möglichen Heiratskandidaten. Riona sah förmlich, wie die Engländerin im Geist die Liste der in Frage kommenden Frauen durchging, die es sich etwas kosten lassen würden, mit einem solchen Mann zusammengebracht zu werden.
Riona hoffte, dass er nichts von dem Geflüster mitbekommen hatte. Allerdings konnte sie sich nicht vorstellen, dass er es das erste Mal erlebte, dass Frauen über ihn tuschelten. Attraktive Männer wie der MacRae mussten es gewohnt sein, Aufmerksamkeit zu erregen.
Plötzlich und ungebeten schwebte das Bild ihres
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