Gebieter meines Herzens: Sie war einem anderen versprochen - doch er entflammte ihre Leidenschaft (German Edition)
sollte.
Sie erkundigte sich nicht, warum er sie aufgesucht hatte, weil sie es gar nicht wissen wollte. Möglicherweise sollte er ihr einen Auftrag überbringen oder eine Nachricht. Es gab ein Dutzend Leute, die sie vielleicht brauchten.
Oder er hatte einfach den Wunsch, Zeit mit ihr zu verbringen.
Noch mehr gefährliche Gedanken.
In ihrer Tasche steckte ein Brief von Harold. Sie sollte sich damit befassen anstatt mit James. Als sie ihn öffnete, wurde ihr regelrecht übel, und sie schickte ein Stoßgebet gen Himmel, dass Harold seine Meinung geändert und eine andere Erbin zum Heiraten gefunden haben möge. Im zweiten Gebet flehte sie, dass er sich verspäten und die Hochzeit aufgeschoben würde.
Unglücklicherweise traf keines von beidem zu. Harold teilte ihr lediglich mit, dass er ein passendes Heim für sie und sich gefunden hatte.
Das Haus hat einen kleinen Garten, in dem Ihr Blumen anpflanzen könnt. Die Lage ist hübsch, das Grundstück grenzt an eine Hauptdurchgangsstraße, aber sie ist nicht so befahren, dass der Verkehr Euren Schlaf stören wird. Ich bin überzeugt, dass Ihr meine Entscheidung billigt, wenn Ihr unser Heim als meine Ehefrau seht.
Seine Ehefrau. Sie sollte lieber an ihre künftige Rolle denken als an den Mann, der neben ihr saß. Aber James faszinierte sie – die Vorstellung, Harolds Ehefrau zu sein, erfüllte sie mit Grauen.
»Ist es nicht schön für Fergus, dass er nach all den Jahren seine Leah heiraten kann?«, sagte sie, um sich von Harold und der Hochzeit abzulenken.
»Ihr kennt die Geschichte?« Er klang überrascht.
»Ich weiß genug, um ihn zu beglückwünschen.« Sie strich sich mit den Händen über die Arme, denn seine Stimme machte ihre Haut kribbeln wie eine Berührung. Sie fühlte sich ihm auf eine Weise nahe, die sie sowohl irritierte als auch traurig machte. Warum hatte ausgerechnet er diese Wirkung auf sie? Ein Rätsel, das zu lösen ihr keine Zeit bliebe.
»Sie waren vor dem Krieg ein Liebespaar«, gab sie wieder, was Fergus ihr einmal erzählt hatte, »aber danach ging er nicht zurück, und alle hielten ihn für tot. Es war sein Stolz, der ihn von ihr fernhielt.« Sie lächelte in Erinnerung an ihren Freund. »Ich nehme an, er ist Leah mit einem Bein ebenso lieb, wie er es vorher mit zwei Beinen war.«
Auch James lächelte. »Ja.«
»Wie wunderbar, dass das Schicksal sie zusammenführte und sie frei füreinander waren.«
James sagte nichts, doch sein Schweigen wirkte angespannt.
»Seid Ihr nicht dieser Meinung?«, fragte sie verwundert.
»Dass sie frei für Fergus war, hatte weniger mit dem Schicksal zu tun als mit der Habgier ihres Ehemannes. Magnus Drummond entschloss sich, gegen die MacRaes zu Felde zu ziehen. Es ging um territoriale Streitigkeiten – er glaubte, unser Land gehörte ihm. Er fiel in der Schlacht.«
Sie musterte ihn und fragte sich, warum seine Züge plötzlich so starr waren. Sein Blick war auf den Wasserfall gerichtet, doch sie hatte den Eindruck, dass er statt seiner jene Schlacht vor sich sah. Sie vermutete, dass mehr hinter der Geschichte steckte, als er ihr erzählt hatte.
»Wie kam es dazu?«
Er drehte sich ihr zu. »Das ist nichts für einen so schönen Tag.«
So würde er ihr nicht davonkommen. Er konnte sie nicht mit Andeutungen abspeisen, insbesondere, da sich seine Stimme und sein Gesichtsausdruck derart verändert hatten. Es war, als hätte sie mit ihren Fragen eine Mauer zwischen ihnen errichtet.
»Morgen ist vielleicht kein so schöner Tag, aber dann ergibt sich möglicherweise keine Gelegenheit für ein Gespräch«, drängte sie. »Erzählt mir, was geschah. Bitte.«
»Ich habe ihn getötet.«
Sie hütete sich, eine Frage zu stellen oder eine Bemerkung zu machen, wartete stattdessen gespannt auf die Fortsetzung.
»Es sah nicht gut aus für die Drummonds, die gedungenen Soldaten waren zurückgeschlagen worden. Magnus hob seine Pistole, und ich sah, dass er auf seine Frau, auf Leah, zielte. Außer mir war keiner in Schussweite, und keiner sah, was er vorhatte. Ich schoss ihn ins Herz.«
»War es Eure Absicht, ihn zu töten?«
James stieß ein freudloses Lachen aus, doch die Kälte wich aus seinen Augen. »Ihr seid der einzige Mensch, der mich das je gefragt hat. Nein, es war nicht meine Absicht. Aber das zählt nicht, wenn man einem Mann das Leben genommen hat.«
»Ihr macht Euch noch immer Vorwürfe deswegen?«
»Was wäre ich für ein Mensch, wenn ich das nicht täte?«
»Ihr solltet aber damit
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