Gebieter meines Herzens: Sie war einem anderen versprochen - doch er entflammte ihre Leidenschaft (German Edition)
herüber. Hatte er Mrs Parkers Bemerkung gehört?
»Tyemorn Manor ist so ein hübsches, kleines Anwesen«, sagte Rosalie. »Auf seine Weise ausgesprochen pittoresk. Habt Ihr schon einmal daran gedacht, die Blumenwiese da draußen zu kultivieren?«
Susanna schüttelte mit nur schlecht verhohlenem Entsetzen den Kopf.
»An Eurer Stelle täte ich es. Kartoffeln würden dort gut gedeihen.«
Susanna nickte stumm. Zweifellos hielt sie einen Kartoffelacker an dieser Stelle nicht unbedingt für schmückend, dachte Riona.
»Werdet Ihr mit Euren Töchtern nach Edinburgh fahren?«, richtete Mrs Parker das Wort an Gorman.
Riona verbiss sich ein Lächeln: Der Plan ihrer Mutter schien aufzugehen.
»Oh, ich möchte gerne wieder nach Edinburgh!«, schwärmte Rosalie. »Dort gibt es so viele Geschäfte, die exquisite Stoffe anbieten. Auf meine Empfehlung hin natürlich. Ich sagte ihnen, dass sie mehr Batist und Spitze in ihrem Sortiment haben müssten.«
Maureen machte eine höfliche Bemerkung dazu, während Riona mit Mühe ein Gähnen unterdrückte.
»Riona, es wäre mir eine Freude, Euch meine neueste Auswahl vorzuführen. Das könnten wir doch für den Tag einplanen, an dem die Schneiderin kommt. Ich muss mit ihr noch die letzten Details eines Ballkleides besprechen, das ich entworfen habe. Kommt Ihr, damit ich es Euch zeigen kann?«
Rosalie musterte Riona, und ihr Blick verriet deutlich, was sie von ihrem blau-gelben Seidenkleid hielt. »Vielleicht finden wir ja etwas in einer Farbe, die Euch schmeichelt.«
Riona nickte höflich und entdeckte plötzlich einen Vorteil darin, nach Edinburgh gehen zu müssen: Sie würde Rosalie nicht mehr sehen.
Nach dem Essen begab man sich in den Salon.
»Ihr werdet nicht erraten, wen ich in Ayleshire gesehen habe, Maureen«, sagte Caroline. »Agnes Haversham. Sie ist das Mädchen, von dem ich Euch erzählt habe, dass sie nach Inverness umgezogen ist. Sie ist zu Besuch gekommen. Ihr müsst sie unbedingt kennenlernen.«
»Der Pferdemarkt dauert nicht lange, aber er lockt viele Besucher an«, erklärte Mr McDermott James. »Es wird eine Menge Pferdefleisch verkauft in unserem kleinen Ort.«
»Lethson ist ein wunderschönes Fest«, schwärmte Rosalie. »Allerdings finde ich, und das habe ich auch den Ältesten gesagt, dass es besser wäre, es im Frühling zu feiern, vor der Aussaat.«
Riona verkniff sich die Frage, wie Rosalie glauben konnte, dass sie auf sie hören würden, nachdem es darum ging, die Sommersonnenwende, den längsten Tag des Jahres zu feiern, der nun mal im Juni lag und nicht im April.
Bevor die Aufmerksamkeit sich wieder auf Riona richten konnte, stand sie auf, entschuldigte sich und war zur Tür hinaus, bevor jemand protestieren konnte.
Auf dem Korridor überlegte sie, wohin sie gehen könnte. Die Gefahr, dass Drummond sich irgendwo draußen herumtrieb, ließ einen Spaziergang unklug erscheinen. Aber auf ihr Zimmer gehen wollte sie auch noch nicht.
Schließlich entschied sie sich für die Bibliothek.
James arbeitete jeden Tag vor dem Abendessen dort und auch oft danach, und als sie das Zimmer betrat, fühlte sie sich wie ein Eindringling in diesem Raum, den er zu seinem Reich gemacht hatte.
In der Mitte der Schreibtischplatte lag ein in Leder gebundenes Buch mit den gepunzten Initialen »JM«.
Zweifellos ein Tagebuch. Welche Art von Gedanken mochte ein Mann wie James MacRae da hineinschreiben? Während sie mit der Fingerspitze die Anfangsbuchstaben seines Namens nachzeichnete, wurde ihr bewusst, wie sehr sie sich wünschte, es zu erfahren. Doch ein Tagebuch war etwas Intimes, und es zu lesen wäre eine unverzeihliche Indiskretion.
Andererseits hatte er keinerlei Skrupel, ihre Gedanken zu lesen.
Riona kehrte dem Schreibtisch den Rücken und ließ die Augen über die Bücher in den Regalen wandern. Sie war eigentlich nicht in der Stimmung zu lesen, wollte sich jedoch irgendwie von der Grübelei über ihre Zukunft ablenken, sich vielleicht sogar in eine andere Zeit versetzen lassen. Ins alte Griechenland oder Rom mit seinen Tragödien, die ihr eigenes Schicksal im Vergleich als durchaus erträglich erscheinen ließen.
Alles wäre ihr recht – außer vielleicht einer Geschichte über unerwiderte Liebe. Oder einen Verlust, der einem einen Schmerz bereitete, der wie eine Feuersbrunst im Herzen brannte.
So wie im Moment war ihr noch nie zumute gewesen. Jeder Augenblick erschien kristallklar und schmerzvoll in seiner Intensität. Sie fühlte zu viel, nahm zu viel
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