Gebieter meines Herzens: Sie war einem anderen versprochen - doch er entflammte ihre Leidenschaft (German Edition)
zu bandagieren.
»Warum habt Ihr der Verbindung dann überhaupt zugestimmt?«
Sie seufzte tief. »Ich wägte das Glück der einen Tochter gegen das der anderen ab. Maureen ist so verliebt in Samuel Hastings, und ich wollte nicht, dass ein Skandal ihr das zerstörte. Aber wie es scheint, habe ich Riona damit zu einer Ehe ohne Liebe verurteilt.«
»Sie wird nicht die erste Frau sein, die aus anderen Gründen heiratet denn aus Liebe.«
»Das weiß ich auch, aber in den meisten Fällen verbindet die Paare doch wenigstens gegenseitiger Respekt. In Rionas Fall ist der meiner Meinung nach nicht gegeben. Wenn Harold Riona achten würde, hätte er sie nicht in diese Lage gebracht, und sie kann einen Mann nicht achten, der sich die Heirat mit ihr erschwindelt hat.«
»Was schwebt Euch also vor?«
»Ich bin nicht sicher«, antwortete sie, und er fasste dieses Geständnis als Auszeichnung auf. »Als James hierherkam, dachte ich gleich, dass er einen wundervollen Schwiegersohn abgeben würde.«
»Ohne darüber nachzudenken, wie es dazu kommen sollte?«
Sie nickte widerstrebend.
»Und wie stellt Ihr Euch das nun vor?«
»Ich kann nur hoffen, dass sich alles irgendwie zum Guten wendet. Ist das töricht von mir?«
»Ihr glaubt eben noch an Wunder, obwohl Ihr inzwischen wissen müsstet, dass es die nicht gibt.«
»Vielleicht habt Ihr recht.«
»Ich habe kein gutes Gefühl bei der Sache«, sagte er aufrichtig.
Sie lächelte, und es war, als bräche während eines kurzen Nachmittagsgewitters die Sonne durch die Wolken.
»Ach Ned, Ihr seid ein alter Sauertopf. Vielleicht wird ja doch etwas Schönes geschehen.«
Das Einzige, was Ned kommen sah, war ein Debakel.
Maureen saß vor dem Gutshaus nahe einer großen Eiche in einer Laube.
Es war ein herrlicher Frühsommertag, und er machte sie unaussprechlich traurig, denn sie hatte niemanden neben sich, mit dem sie ihn genießen oder über ihn sprechen konnte. Riona war wie üblich irgendwo auf dem Gelände und ihre Mutter im Haus. Susanna wirkte immer am glücklichsten, wenn sie vor lauter Arbeit nicht wusste, wo ihr der Kopf stand.
Maureen war endlich mit den Hochzeitsgeschenken für Riona fertig geworden, zwei Nachthemden, die sie reich mit Blumen bestickt hatte, die auf Tyemorn Manor blühten – eine kleine Erinnerung an Dinge, die ihre Schwester liebte.
Wieder einmal musste Maureen daran denken, wie sehr sie beide sich unterschieden. Nicht nur im Aussehen und Wesen, sondern auch, was ihr Glück anging.
Sie betrachtete den Brief auf ihrem Schoß, strich mit den Händen zart über die schwarze Schrift, ein Vorgeschmack auf die darin enthaltene Botschaft.
Samuels Schrift war so viel energischer als er selbst. Obwohl Soldat, war er ein sanfter Mann. Was er im Allgemeinen allerdings verbarg. Ihr jedoch war er aufrichtig begegnet, hatte ihr seine Liebe zu Büchern und Gedichten offenbart und andere Geheimnisse, die er, wie er ihr gestand, niemandem sonst anvertraut hatte.
Was würde ihr dieser Brief bescheren? Neue Einzelheiten über seinen Standort? Über seine Kameraden? Inzwischen kannte sie schon viele ihrer Eigenheiten und Angewohnheiten. In nicht allzu ferner Zukunft würde sie die Männer in Vorbereitung auf ihre Rolle als Ehefrau eines Offiziers auch persönlich kennenlernen.
Aber Samuel würde nicht auf Dauer beim Militär bleiben. Er hatte ihr gestanden, dass er in die Politik gehen wollte. Vielleicht würde er eines Tages sogar für ein Staatsamt kandidieren. Doch die Zukunft erschien ihr im Moment sehr fern.
Schließlich öffnete Maureen mit dem Fingernagel den Brief. Offenbar gab es viel zu erzählen, denn Samuel hatte den Bogen auf beiden Seiten beschrieben.
»Einen guten Morgen«, wünschte ihr eine Männerstimme.
Als Maureen aufschaute, sah sie James vor sich stehen, in einer Hand eine Reitgerte, in der anderen die Zügel seines Pferdes.
»Ich habe Euch gar nicht kommen hören«, sagte sie lächelnd. »Ist das nicht merkwürdig?«
»Ihr wart in Euren Brief vertieft. Verzeiht, dass ich Euch gestört habe.«
»Er ist von Samuel«, erklärte sie.
»Eurem Verlobten?«
»Nein.« Sie spürte ihre Wangen warm werden. »Aber ich hoffe, dass er das eines Tages sein wird.«
Wieder schaute sie auf den Brief hinunter. »Er schreibt über sein Regiment, und zu meiner Überraschung fasziniert mich das Soldatenleben.«
»Ist er in Edinburgh stationiert?«
»Da war er zu Anfang. Jetzt ist er in Inverness – bei einem Fencible-Regiment. Habt Ihr von den
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