Gebieter meines Herzens: Sie war einem anderen versprochen - doch er entflammte ihre Leidenschaft (German Edition)
Susanna Euch aufs Dach lässt, wo sie doch so besorgt um Euch ist«, meinte Ned, der mit zusammengekniffenen Augen zu ihm heraufschaute.
James lächelte. Er kannte diesen Ton.
»Um Euch ist sie nicht weniger besorgt«, versuchte er, die Eifersucht des anderen zu mindern. »Sie kann aber auch von Glück sagen, dass sie Euch hat«, setzte er hinzu.
Er hatte die Bücher studiert, um sicherzugehen, dass es sich bei den Diebstählen nicht in Wahrheit um simple Rechenfehler handelte. Neds Buchführung war einwandfrei.
Die Miene des Verwalters ließ keine Freude über diese Bemerkung erkennen, aber James hatte auf See Erfahrung mit Männern gesammelt, die angeblich kein Lob wollten oder brauchten. Ein Mann sollte es erfahren, wenn er seine Sache gut gemacht hatte, und so wiederholte James seine Aussage und fügte an: »Ich bezweifle, dass Mrs Susanna ohne Eure Hilfe hier so gut zurechtkäme.«
»Wenn ich es mir recht überlege, war es gar nicht schlecht, dass der alte Stall abgebrannt ist«, wechselte Ned das Thema. »Nach dem vielen Regen in diesem Jahr hätte er ohnehin instand gesetzt werden müssen. Nicht, dass ich mich über den Regen beklage. Man nimmt, was man bekommt, und betrachtet es als Segen.«
»Der Boden ist sehr fruchtbar hier.«
»Ja. Jenseits des Dorfes gibt es mehr Steine als Erde.«
»Habt Ihr immer hier gelebt, Ned?«
»Ja. Ich war nicht einmal im Krieg. Manche schimpfen uns Männer aus Ayleshire Verräter, doch wir stellten uns nicht auf die Seite von Bonnie Prince Charlie, so sehr Schottland ihn auch zu lieben schien. Einmal hat er sein Pferd an unserem Brunnen getränkt.«
James zeigte die erwartete Verblüffung.
»Wahrscheinlich dachte er, er könnte sich damit im Ort lieb Kind machen und die Dörfler für sich gewinnen. Aber nicht einer kam zu seiner Begrüßung, als er mit seinem Heer anmarschierte. Dass wir mit unserer Haltung recht hatten, machte es am Ende allerdings nicht leichter.«
James nickte in Erinnerung an die Geschichten seines Vaters über die Unterdrückung der Schotten nach der Schlacht von Culloden.
Ned ließ den Blick über den neuen Stall wandern. »Wird uns noch gut eine Woche Arbeit kosten, bis er fertig ist.«
»Auf alle Fälle ist es eine befriedigendere Beschäftigung, als einen Dieb zu suchen, den es nicht gibt«, erwiderte James.
Er vermutete schon seit geraumer Zeit, dass die Diebstähle eine Erfindung waren. Hätten sie sich tatsächlich ereignet, wären die Leute nicht so sorglos mit den Rindern und den Schafen umgegangen.
Ned zuckte nicht mit der Wimper. »Ich habe mir gleich gedacht, dass das nicht klappt.«
Dass der Verwalter nicht einmal versuchte, den Schein zu wahren, verwunderte James. Noch dazu zeigte ein breites Grinsen, dass die Schwindelei dem Mann nicht die geringsten Gewissensbisse verursachte.
»Wenn nichts gestohlen wurde – warum sollte ich dann hierbleiben?«
»Das müsst Ihr Mrs Susanna fragen.«
James wusste nicht genau, was er in diesem Moment empfand. Einerseits hatte Susanna ihn angelogen, andererseits hatte er die Zeit auf Tyemorn Manor genossen. Auf dem Gut mitzuarbeiten hatte ihm sogar geholfen, sich darüber klarzuwerden, wie sein zukünftiges Leben aussehen sollte.
»Verratet ihr nicht, dass ich Bescheid weiß«, bat er den Verwalter.
Ned nickte. »Wenn Ihr eine Ausrede braucht, um Euren Aufenthalt hier zu verlängern – Rory ist noch nicht wieder ganz gesund.« Er blickte auf seinen gebrochenen Arm hinunter. »Und ich wäre froh, wenn Ihr mir noch eine Weile helfen würdet.«
»Bin ich so leicht zu durchschauen?«, fragte James wider Willen amüsiert.
»Sagen wir einfach, ich weiß, wie es ist, von einer Frau verhext zu sein«, antwortete Ned mit einem beredten Blick in Richtung Gutshaus.
Als die Sonne hoch am Himmel stand, war der Dachstuhl nahezu fertig. Die klingenden Hammerschläge und der Geruch des frisch geschnittenen Holzes erinnerten James an Gilmuir und die Werft, die er dort gebaut hatte. Von Zeit zu Zeit stand er auf, streckte sich und hielt Ausschau nach Riona. Doch sie war verschwunden, und er empfand ein sonderbares Gefühl der Leere.
Kapitel 22
N icht so, Miss«, sagte eine der Käserinnen. »Mit Gefühl! Als ob ihr mit den Fingern durch die Locken eines Kindes fahrt.«
Riona schaute auf den verbeulten Eisentopf hinunter. Ihre Hände steckten bis zu den Handgelenken in dickgelegter Milch. Sie spreizte die Finger und zog sie langsam hoch, teilte die gallertartige Masse so in kleine
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