Gebieter meines Herzens: Sie war einem anderen versprochen - doch er entflammte ihre Leidenschaft (German Edition)
als er auf ihn hinunterschaute, entschied er, dass dieser Schlag jeden Schmerz wert war.
»Sie hat sich also einen Beschützer besorgt, ja?« Harold fasste sich ans Kinn und zuckte zusammen. »Nun, schon bald wird sie einen Ehemann haben.«
James drehte sich auf dem Absatz um und ging. Sonst hätte er noch mal zugeschlagen.
» Wohin ist James geritten?« Riona starrte Rory entgeistert an.
»Nach Edinburgh«, wiederholte der Junge und setzte sich im Bett auf. »Er hat sich von mir verabschiedet, bevor er aufbrach. Euch hat er nichts gesagt?«
Sie schüttelte den Kopf.
»Er meinte, er würde nur ein paar Tage fort sein.«
»Und warum diese Reise?«
»Hat er mir nicht verraten, Miss.« Er schnitt eine Grimasse. »Könntet Ihr vielleicht mit Eurer Mutter reden? Sie besteht darauf, dass ich liegenbleibe, aber es geht mir wirklich wieder gut.«
»Sie will nur Euer Bestes.«
Er schaute auf sein verbundenes Bein hinunter. Die gelbe Salbe, mit der Susanna die Brandwunde behandelte, hatte den Stoff durchweicht. »Vom Essen des Schiffskochs war ich schon sehr viel kränker, das könnt Ihr mir glauben, Miss.«
»Also schön«, stimmte sie zu. »Ich werde sehen, was ich für Euch tun kann.«
Sie verließ das Zimmer, in dem vorher Mrs Parker gewohnt hatte. Es war einfacher für ihre Mutter, Rory zu pflegen, wenn sie nicht jedes Mal so viele Stufen hinaufsteigen musste, und darum hatte sie ihn umquartiert.
Was machte James in Edinburgh? Warum hatte er ihr nicht erzählt, was er vorhatte?
Nun, er war ihr keine Rechenschaft schuldig. Er war nicht ihr Besitz. Sie waren durch ihr schamloses Zusammensein nicht aneinander gebunden, so sehr sie sich das auch wünschte.
Was für eine Ironie! Sie musste Harold heiraten, weil sie sich angeblich unsittlich benommen hatte. Bei James hatte sie sich tatsächlich unsittlich benommen – aber ihn durfte sie nicht heiraten!
Für ihn hatte sie allen Anstand über Bord geworfen.
Und sie würde es wieder tun. Mit Freuden.
Jetzt verstand sie, dass Küsse verboten waren. Sie öffneten die Tür zu noch verboteneren Genüssen. Zu Gefühlen und Empfindungen, von denen sie vor ein paar Tagen noch nichts geahnt hatte.
Sah man ihr die neue Verruchtheit an? Konnten andere erkennen, wie sehr sie sich innerlich gewandelt hatte?
Riona betrat ihr Zimmer, ging zum Frisiertisch und kippte den Spiegel so, dass sie sich sehen konnte.
Sie fand, dass sie verändert aussah, aber würden andere es auch bemerken?
Ihr Haar war unordentlich wie üblich, die Krone zur Hälfte aufgelöst – aber ihre Augen erschienen ihr größer, und es lag ein wissender Ausdruck darin.
Ihr Blick wanderte über ihren Oberkörper. Fand James ihre Schultern zu eckig? Ihre Arme zu muskulös oder zu lang? Ihre Taille zu umfänglich? Ihre Brüste zu klein?
Obwohl sie in Inverness und Edinburgh ein gerüttelt Maß an Blicken, hier und da ein Nicken oder auch ein Lächeln auf sich gezogen hatte, war sie keine Frau, nach der ein Mann sich umdrehte oder deretwegen er seine Kutsche anhalten ließ. Bisher hatte sie das nicht gestört. Auf einmal wünschte sie sich jedoch, schön zu sein.
Mrs Parker meinte, ein fröhliches, amüsantes Wesen, Klugheit und Originalität könnten einen Mann die Unscheinbarkeit einer Frau vergessen lassen.
Aber selbst in dieser Hinsicht hatte Riona ihre Zweifel. Sie besaß weder ein großes Talent wie James’ Schwägerin Iseabal noch eine mitfühlende, sanfte Natur wie ihre Schwester Maureen.
Sie war neugierig, hatte einen wachen Verstand und ein gewisses Maß an Mut, und ihre Familie bedeutete ihr viel. Was gab es sonst noch über sie zu sagen? Sie gab nie die Hoffnung auf, war grundsätzlich zuversichtlich und, wenn sie sich etwas in den Kopf gesetzt hatte, ausgesprochen beharrlich.
Warum zählte sie derart bang ihre Vorzüge auf? James zu lieben machte sie unsicher. Beinahe schwach.
Die Arme um ihre Taille geschlungen, machte sie sich auf die Suche nach ihrer Mutter, doch sie nahm ihre Umgebung nicht wahr. Der Flur, den sie entlangging, die Treppe, die sie hinunterstieg, und die Räume, in die sie hineinspähte, waren nur ein weißer Hintergrund für ihre Gedanken und Erinnerungen.
Wie könnte sie glauben, etwas Unrechtes getan zu haben? Ja, vernünftig betrachtet war es töricht gewesen. Vielleicht sogar gefühlsmäßig. Aber wie könnte sie es körperlich betrachtet bereuen? Wie könnte sie die Zeit zurückdrehen und wieder die Jungfrau sein wollen, die sie gewesen war?
Was gestern
Weitere Kostenlose Bücher