Gebieter meines Herzens: Sie war einem anderen versprochen - doch er entflammte ihre Leidenschaft (German Edition)
der McDougal offenbar den größten Teil seiner Tage verbrachte. Geld machte gesprächig, und so wusste James, als er dem Mann schließlich gegenüberstand, eine ganze Menge über Rionas Verlobten.
Harold lebte am Rand der Gesellschaft, ein ehemals angesehener junger Mann, der schlechte Gewohnheiten angenommen hatte und nun einigen sehr mächtigen Leuten beträchtliche Summen schuldete. Da war die Heirat mit einer vermögenden Frau genau das, was er brauchte.
Als Kommandant eines Schiffes hatte James eine gute Menschenkenntnis entwickelt, und so fiel es ihm nicht schwer, den Mann einzuordnen, mit dem er es zu tun hatte.
Harold McDougal legte offenkundig keinen großen Wert auf eine gepflegte Erscheinung. Das Hemd trug er sichtlich nicht den ersten Tag, und auf der Tasche seines Rocks prangte ein gelblicher Fleck. Senf, nahm James an.
Die Augen des Mannes waren rot gerändert, und Bartstoppeln kündeten davon, dass er sich bereits seit längerem hier aufhielt. Was James jedoch am meisten irritierte, war der fiebrige Glanz in den Augen seines Gegenübers.
Kein Mann, der seine niederen Instinkte unter Kontrolle hatte. Allerdings musste James sich fairerweise eingestehen, dass er sich in diesem Punkt nicht unbedingt in der Position befand, einen anderen zu verurteilen.
»Habe ich die Ehre mit Harold McDougal?«, zwang er sich zu Höflichkeit.
In Wahrheit kochte er vor Zorn. Nie zuvor hatte er einen solchen Abscheu vor einem Menschen empfunden. Am liebsten hätte er den Mann mit der Faust auf die große Nase geschlagen oder ihm mit einer Ohrfeige das überhebliche Grinsen von den schmalen Lippen gefegt. Ein urtümlicher Trieb drängte ihn, sein Gegenüber am Kragen zu packen und in hohem Bogen durch die offene Tür auf die Straße hinauszuwerfen.
Dabei hatte McDougal ihm genau besehen gar nichts getan. Sein einziges Vergehen, wenn man es so bezeichnen wollte, war die Verlobung mit Riona McKinsey.
James entschied, dass dies eine ausreichende Rechtfertigung für seinen Zorn war.
»Ja, das habt Ihr«, antwortete der andere. »Ihr bringt mir eine Nachricht von meiner Zukünftigen?«
Um McDougal vom Spieltisch loszueisen, hatte James vorgegeben, in Rionas Auftrag gekommen zu sein. Trotzdem war der Mann nur widerstrebend aufgestanden und hatte vorsichtshalber seine Karten in die Tasche gesteckt, bevor er ihm folgte.
»Und?« Harold schnippte ungeduldig mit den Fingern. »Ich habe gerade eine Glückssträhne, Mann. Raus damit.«
»Wie viel wollt Ihr dafür, auf diese Heirat zu verzichten?«, fragte James ohne Umschweife.
McDougals Augen wurden schmal. »Wer seid Ihr, dass Ihr mir eine solche Frage stellt, Sir?«
»Ein Freund«, antwortete James knapp. »Wie viel?« Selbst wenn der Kerl eine hohe Summe verlangen würde, bliebe noch genug Geld übrig, um das Abtei-Gelände zu kaufen. »Nennt Euren Preis – ich werde ihn bezahlen.«
»Ihr könnt meiner Verlobten ausrichten, dass sie Euch umsonst hierhergeschickt hat. Die Hochzeit wird stattfinden.«
James bot ihm einen Betrag, angesichts dessen Höhe sich die Augen seines Gegenübers weiteten. »Ist das genug?«
»Sie ist bereit, den Skandal auf sich zu nehmen, von mir zurückgewiesen worden zu sein?« McDougals Grinsen wurde gemein. »Wenn sie so mutig ist, dann soll sie auch freigebig sein.«
»Nennt mir Euren Preis.«
»Tyemorn Manor«, erwiderte Harold prompt. »Wenn Ihr mir das zusagt, gebe ich sie frei.«
»Nein. Aber ich zahle Euch jeden Betrag.«
»Warum sollte ich mich mit Geld zufriedengeben? Wenn ihre Mutter das Zeitliche segnet, erben die beiden Töchter ein wertvolles Gut. Und wer weiß, welche Wertsteigerung es bis dahin noch erfährt? Der Besitz wird mir eine sorgenfreie Zukunft garantieren.«
»Dann lehnt Ihr also ab?«
»Ich finde die Vorstellung, Riona zu heiraten, ausgesprochen erfreulich. Bedenkt doch – all das Geld und dazu noch eine reizende Ehefrau …«
»Warum hat sie überhaupt zugestimmt, Euch zu ehelichen?«, fragte James, und seine Stimme triefte von Verachtung.
Harold lachte. »Anfangs wollte sie nicht, das eigensinnige Ding. Aber schließlich sah sie doch ein, dass es besser war, als ihre Familie zu entehren.« Er blickte sehnsüchtig zum Spieltisch. »Sie ist ein leidenschaftliches Mädchen, meine Riona. Aus diesem Grund heiraten wir – um ihren guten Ruf zu retten.«
Der Mann stürzte um wie eine Marmorstatue.
James rieb sich die Fingerknöchel – McDougals so weich wirkendes Kinn war überraschend hart. Doch
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