Gebieterin der Finsternis
Lebensessenz, die du gestohlen hast, die war aber nicht für ihn, oder?«
»Doch«, sagte sie zu prompt. »Doch, das ist sie.«
»Ich glaube dir nicht. Sie kann ihm nicht helfen. Zur Heilung braucht man reine Lebensmagie. Gestohlene ist von dem Todeszauber verunreinigt, den du angewandt hast. Das dürfte einer so offensichtlich talentierten und erfahrenen Hexe wie dir bewusst sein.« Er verstummte kurz. »Was bedeutet, dass du einen anderen Grund hast, Energie zu sammeln.«
»Nein, das ist nicht wahr.«
Hätte er sie weniger aufmerksam beobachtet, wäre ihm gewiss der Anflug von Panik entgangen. Er zeigte sich nur für einen Sekundenbruchteil in ihrem Gesicht.
»Lüg mich nicht an, Artemis.«
»Schon gut, tue ich nicht. Aber was soll das Gerede von der Lebensessenz. Ich habe sie zurückgegeben.«
»Die aus Gilraens Dorf, ja. Was ist mit der aus den anderen?«
Sie blickte ihn schuldbewusst an. »Aber … die hatten so viel. Ich habe ihnen so wenig weggenommen, dass sie gar nichts gemerkt haben.«
»Darum geht es nicht. Sie zu rauben ist illegal. Was hast du mit der Magie gemacht? Hast du sie verkauft?«
»J…ja.«
»An einen Dämon?«
»An Menschen. Dämonenhuren.«
»Die losgingen und sie ihren Meistern geschenkt haben.«
»Nein. Die Huren, an die ich verkauft habe, benutzen sie für sich selbst. Um … um die Wirkung der Todesmagie ihrer Meister abzumildern. Du weißt doch, was sie mit ihnen anstellt.«
Ihre Worte trafen ihn wie ein Fausthieb in den Magen. Ja, er wusste, was die Todesmagie eines Dämons mit einer Hure anstellte. Leanna hatte alles getan, um sich vor ihr abzuschirmen, mit ihrer Musenmagie die Lebensessenz ihrer Liebhaber aufgenommen, die sie gegen ihren Meister stärken sollte. Doch am Ende war seine Schwester dem Dämon hoffnungslos verfallen.
»Wenn deine Dämonenhurenfreunde sich so verdammt vor der giftigen Wirkung von Todesmagie fürchten«, sagte Mac betont ruhig, »hätten sie sich besser gar nicht erst mit Dämonen eingelassen.«
»Die wenigsten Menschen machen sich die Folgen richtig klar, bevor sie einen Dämon heraufbeschwören. Sie glauben, dass sie die Situation im Griff haben.«
Womit sie recht hatte. Leanne hatte eindeutig geglaubt, sie hätte die Oberhand bei dem von ihr herbeigerufenen Dämon. Und allem Anschein nach dachte Artemis genauso. Denn Mac glaubte der Hexe kein Wort. Sie musste Dämonenkontakt haben.
»Weißt du was, Süße? Irgendwie denke ich, solltest du tatsächlich mit Elfenessenz auf dem Schwarzmarkt handeln, würdest du einen anderen Lebensstil pflegen.«
»Hör zu.« Artemis gab sich redliche Mühe, trotzdem gelang es ihr nicht, ihre Verzweiflung vollständig zu verbergen.»Wenn ich dir schwöre, dass ich keine Lebensessenz mehr stehle, lässt du mich dann bitte gehen?«
Er neigte den Kopf zur Seite. »Würde ich vielleicht. Nur leider bin ich überzeugt, dass du lügst, sowie du den Mund aufmachst.«
Sie hielt hörbar die Luft an und wurde grünlich blass, leugnete aber nicht. Mac nickte, angelte den Autoschlüssel aus der Tasche und steckte ihn ins Zündschloss. Nachdem er den Motor gestartet hatte, bog er wieder auf die Straße ein.
Kaum war er ein kurzes Stück gefahren, da drehte Artemis sich zu ihm und packte seinen Arm. Ihre Hand zitterte so sehr, dass Mac links ranfuhr und bremste.
»Du musst mich gehen lassen. Ich schwöre, dass ich keinem Elfendorf mehr nahe komme, auch keinen anderen keltischen Kreaturen. Übermorgen bin ich schon weg aus Großbritannien. Wie kann ich dich überzeugen?«
Seine Wut legte sich ein wenig, als er sah, dass sie ihre Verzweiflung nun offen zeigte.
»Was ist los, Süße? In was für Schwierigkeiten steckst du? Geht es um deinen Sohn? Brauchst du Lebensmagie, um ihn zu heilen? Wo ist er? Ich kann ihm vielleicht helfen.«
Sie wich erschrocken zurück und senkte den Blick. »Ich … das ist nett von dir, aber ich fürchte, du kannst nichts für ihn tun. Bitte. Ich weiß, dass ich keine Chance gegen dich habe. Bitte, lass mich einfach gehen.«
Teils wollte er es sogar, doch ihm war klar, dass er sie nicht gehen lassen konnte. Ihre Schwüre waren gelogen. Artemis mochte keine Dämonenhure sein, aber er würde seine Unsterblichenseele wetten, dass sie mit einem Dämon Geschäfte machte. Aus welchem Grund auch immer brauchte sie dringend Lebensessenz. Falls er sie gehen ließ, stahl sie weitere –von Elfen oder, schlimmer noch, Menschen. Und sollte sie abermals die Grenze überschreiten, würde am Ende
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