Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen

Gebieterin der Finsternis

Titel: Gebieterin der Finsternis Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Joy Nash
Vom Netzwerk:
bemerkt.
    Mac seufzte. Er war nicht scharf darauf, seine Gefangene vor den Sidhe-Rat zu zerren, dem zufällig seine allerliebste Mutter vorstand. Aber was blieb ihm anderes übrig? Sollte er vielleicht im nächsten Dorf aus dem Wagen springen und so tun, als hätte er sie nie gefunden? Seine Pflicht vernachlässigen und andere Elfendörfer gefährden? Er hatte die Karte vernichtet, doch gewiss hatte sie noch weitere Quellen.
    Ihm fiel nur eine einzige Alternative ein. Zugegeben, es war lediglich eine vorübergehende Lösung, allerdings eine sehr verlockende. Er könnte sie für eine Weile behalten, so dass sie keine Schwierigkeiten machte und sich ausschließlich mit ihm befasste.
    Mac grinste.
    »Was ist so witzig? Und wo bringst du mich hin?«
    Als er eine enge Kurve nahm, wäre er fast gegen einen entgegenkommenden Lastwagen gefahren. Sie schrie leise auf und stemmte die Hände gegen das Armaturenbrett.
    »Kommt drauf an«, sagte er und lenkte den Vauxhall einhändig aus der Kurve. »Wo willst du hin, Artemis Alexandria Black?«
    »Mir egal.«
    »Was für ein Glück für dich. Da will ich auch hin.« Er sah auf die Tankanzeige. »Wir brauchen bald Benzin, Süße.«
    »Ich weiß«, murmelte sie.
    Er blickte zur Rückbank, auf der eine zerwühlte Decke und ein Kissen lagen. Außerdem war dort ein Buch, Dantes
Inferno
, Klassikerausgabe. Hmm. Ein bisschen leichte Bettlektüre? »Du hast im Auto übernachtet.«
    »Ja.«
    »Warum?«
    »Spart Geld.«
    »Ist aber kalt im Winter.«
    Sie zögerte. »Im Winter bin ich nicht mehr hier.«
    Im nächsten Dorf hielt Mac, um zwei alte Damen über einen Zebrastreifen zu lassen, und fuhr dann links an eine Tankstelle. Als er die Tür öffnete, drehte er sich zu ihr um. »Tu uns beiden einen Gefallen, Süße, und versuch nicht wegzulaufen. Du kommst sowieso nicht weit.«
    Sie nickte. Er stieg aus und blieb stehen, um seine Hose zuzumachen. Artemis blieb stocksteif sitzen und starrte geradeaus.
    Er traute ihr nicht. Deshalb räusperte er sich, und als sie zu ihm sah, blickte er ihr in die Augen und belegte den Wagen mit einem Schließzauber, der fest genug war, dass nicht einmal eine Mücke rein- oder rausgekommen wäre. Artemis kniff die Lippen zusammen, worauf er sie fragend ansah. Schmollend verschränkte sie die Arme vor der Brust und wandte ihm den Rücken zu.
    Mac lachte leise.
    Nun füllte er den Tank, überprüfte den Ölstand und zahlte. Unterdessen behielt er Artemis immer im Auge, weil er ihr durchaus zutraute, etwas Idiotisches zu versuchen. Wiederbeim Wagen, entfernte er den Schließzauber und stieg ein. Im Tankstellenshop hatte er eine Tüte Kartoffelchips aus dem Automaten gezogen, die er Artemis zuwarf.
    Sie fing sie mit einer Hand. Zunächst schien sie unschlüssig, doch dann biss sie die Tüte mit ebenmäßigen weißen Zähnen auf.
    Ebenso gut hätte sie ihre Zähne spielerisch um Macs steifstes Körperteil schließen können, so heftig wurde er von Lust gepackt. All das männliche Blut, über das sie vorhin gesprochen hatte, wanderte in südliche Regionen ab, was ihm jedes klare Denken unmöglich machte.
    Und sie hatte nicht einmal Magie benutzt.
    Sein Mangel an Selbstherrschung beunruhigte ihn. Er griff nach ihrem Beutel im Beifahrerfußraum und begann, ihn genauestens zu durchsuchen, gründlicher als vorher. Artemis verkrampfte sich spürbar, machte aber keine Anstalten, ihn aufzuhalten. Wahrscheinlich hatte sie begriffen, dass sie ohnehin machtlos gegen ihn war.
    Sie hatte den üblichen Kram bei sich: Geldscheine, Kreditkarte, Münzen, Kaugummi, eine Tüte Nüsse, ein paar Tankquittungen, Autoschlüssel und eine kleine Photomappe.
    Neugierig klappte er die Mappe auf. Darin befanden sich ein Dutzend oder mehr Bilder, die anscheinend alle dasselbe Kind zeigten – als Baby, als Kleinkind und schließlich als Jungen von etwa sechs Jahren mit einem breiten Grinsen ohne Schneidezähne. Auf einigen der Photos war der Kleine allein, auf anderen hatte er die dünnen Arme um Artemis geschlungen. Der Knabe hatte ihr dunkles Haar und ihre Augen sowie das trotzig spitze Kinn.
    Artemis gab einen leisen Laut von sich, ähnlich einem Wimmern. Als Mac aufsah, lag ein solcher Schmerz in ihrenAugen, dass sein erster Impuls war, sie in die Arme zu nehmen.
    Das ließ er bleiben. »Dein Sohn?«
    Sie nickte.
    »Ist er … tot, Süße?«
    »Nein! Nein, das ist er nicht. Er ist nur … krank.« Sie entriss ihm die kleine Mappe und drückte sie fest an sich.
    Mac überlegte. »Die

Weitere Kostenlose Bücher