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Gebieterin der Finsternis

Titel: Gebieterin der Finsternis Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Joy Nash
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jemand sterben.
    »Sag mir die Wahrheit«, forderte er sie ruhig auf.
    Sie konnte ihm nicht in die Augen sehen. »Habe ich. Jedenfalls so viel, wie ich dir sagen kann.«
    »Wenn du nicht redest, kann ich dir auch nicht helfen. Und was deine Bitte betrifft, vergiss es.«
    »Was meinst du?«
    »Ich meine, dass ich dich nicht mehr aus den Augen lasse, bis ich mir überlegt habe, was ich mit dir anfange.«

Kapitel 5
     
     
    Artemis wollte schreien, und dass sie es nicht tat, kam einem Akt überirdischer Willenskraft gleich. Wie konnte sie sich in eine solch kolossale Misslage manövrieren? Aufgespürt und entführt von keinem Geringeren als dem Prinzen von Annwyn, einem Unsterblichen!
    Blöd, blöd, blöd!
    Für einen winzigen, schwachen Moment hatte sie sogar erwogen, sich Mac anzuvertrauen. Seine wunderschönen Augen waren so voller Mitgefühl gewesen. Wann hatte sie das letzte Mal ein Mann mit diesem Blick angesehen? Niemals. Was Artemis normalerweise sah, wenn sie einem Mann in die Augen schaute, war etwas gänzlich anderes.
    Angst. Angst vor dem, was sie war und wozu sie fähig wäre.
    Mac ängstigte sich kein bisschen vor ihr. Warum sollte er auch? Schließlich war er körperlich wie magisch um ein Vielfaches stärker als sie. Er hatte ihre Zauber abgewehrt, als wären sie lästige Fliegen. Das jagte ihr wiederum Furcht ein, weckte aber auch … Hoffnung. Sie sehnte sich danach, ihm etwas von ihrer Last auf die breiten Schultern zu übertragen.
    Nur konnte sie das nicht. Sie war ihre einzige Hoffnung. Mac war unglaublich mächtig, aber eine Kreatur der Lebensmagie. Todesmagie konnte er nicht wirken. Und wo Artemis hinmusste, herrschte die Todesmagie, war die Lebensmagie nutzlos. Mac wäre ihr dort so viel Hilfe wie ein Wurf neugeborener Katzen.
    Sie betrachtete ihn verstohlen. Er fuhr zu schnell, noch dazu berührten gerade mal die Fingerspitzen seiner rechten Hand das Lenkrad. Sein rechter Ellbogen ruhte bequem auf dem Rahmen des offenen Seitenfensters. Und das auf einer Straße, auf der man mit Leichtigkeit von der Mitte aus die Hände zu den beidseitigen Steinmauern ausstrecken könnte. Mochten die Götter ihnen beistehen, wenn ihnen hier ein Wagen entgegenkam. Artemis stützte sich mit einer Hand am Armaturenbrett, mit einem Fuß vorn im Fußraum ab und betete, dass kein Gegenverkehr auftauchte.
    Die Straße machte eine scharfe Biegung. Ihr Magen drehte sich um, und das war ganz allein Macs Schuld, der plötzlich hart nach links schwenkte. Ihre Armbanduhr mutierte allmählich zu einer tickenden Bombe, obwohl Artemis die Augen schloss, um nicht hinzusehen. Die Zeit verging wie im Flug, ja, sie schien noch schneller zu fliegen, als Mac fuhr. Nicht einmal mehr acht Stunden bis Sonnenuntergang.
    Quietschende Bremsen schreckten sie auf. Ein schwarzer Wagen schaffte es gerade noch, ihnen in eine kleine Seitenbucht auszuweichen, bevor sie frontal mit ihm zusammenstießen. Der Fahrer vollführte eine obszöne Geste und hupte wild, während Mac an ihm vorbeidonnerte.
    Artemis klopfte das Herz an den Rippen. Sie holte tief Luft und mühte sich, ihr Gleichgewicht zu finden. Leider hatte Mac es restlos ruiniert. Sie musste sich zusammenreißen. Ohne ihr magisches Gleichgewicht konnte sie gleich aufgeben. Und das würde sie niemals tun. Sie gab ihren letzten Atemzug – und mehr –, um zu Sander zu kommen. Ihr kleiner Junge. Der einzige Mensch auf der Welt, den sie wirklich liebte und der sie aufrichtig liebte. Verzweiflungstränen brannten in ihren Augen.
    Außerdem hatte sie einen Kloß im Hals. Sie durfte jetzt nicht hysterisch werden, so verlockend es auch war, denn das brachte ihr gar nichts. Wenn ihre Militärzeit sie eines gelehrt hatte, dann war es, sich den Fakten zu stellen. Sie war, egal wie man es betrachtete, die Gefangene eines Halbgotts. Und bei allen Scherzen und allem lässigen Geplauder war und blieb Mac ein verflucht wütender Halbgott. Zu Recht. Was Artemis getan hatte, war skrupellos, auch wenn die Alternative gewesen wäre, Sander endgültig aufzugeben. Und solange noch ein Hauch Leben in ihr war, gab sie ihr Kind nicht auf.
    Sie besann sich auf ihre Ausbildung. Erst Analyse, dann Handeln. Also gut. Punkteliste. Punkt eins: vor Mac fliehen. Status: unter den richtigen Umständen machbar. Sobald er abgelenkt war oder weniger wachsam. Eines oder beides musste demnächst eintreten. Sie brauchte bloß bereit zu sein, die Situation sofort auszunutzen.
    Punkt zwei: ein letztes Elfendorf finden und

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