Gebieterin der Finsternis
schlug. Er könnte es tun, eine neue Seele, ein neues Leben schaffen. Ein Kind.
Doch es gab einen Grund, weshalb das eine schlechte Idee war. Zumindest dachte Mac, dass es einen geben müsste. Aber logisches Denken war momentan schwierig, denn seine Hände und seine Seele waren voll von Artemis und ihrer Magie. Das Einzige, was er mit Sicherheit wusste, war, wie vollkommen
richtig
es sich anfühlte, in ihr zu sein. Die Frau war eine perfekte, reine, hohe Note und sein langes Leben wie ein Lied, das auf jenen einzelnen Ton gewartet hatte, um vollendet zu sein. Nun hatte er sie gefunden.
Er traf eine Entscheidung. Im Augenblick höchster Ekstase ließ er seine kreative Magie frei fließen.
Der Zauber. Sie musste ihn exakt in dem Moment ausführen, in dem Mac zum Orgasmus kam.
Aber, Götter, wie sollte sie, wenn Welle um Welle an Wonne und Licht über sie hinweg, unter ihr durch und in sie hineinrollte?
Macs Finger bohrten sich in ihre Hüften. Sein Licht und sein Leben drangen in ihren Körper ein. Tief in ihr war er unglaublich hart, und es fühlte sich an, als hätte seine Magie den Mittelpunkt ihrer Seele gefunden.
Das war zu tief, zu gut. Ihr Gleichgewicht geriet ins Schwanken.
Phantastische Ekstase erfüllte sie, und sie war nur noch einen Sekundenbruchteil vom zweiten Orgasmus entfernt. Das erstaunte sie. Bisher hatte sie nur mit wenigen Männern geschlafen. Keiner von ihnen hatte es gewagt, sie so vollständig kennenzulernen. Folglich war sie zwar hin und wieder zu einem recht angenehmen Höhepunkt gekommen, aber ein erdbebengleicher Orgasmus?
Zwei?
Das war undenkbar gewesen.
Jetzt ein zweites Mal zu kommen wäre eine Katastrophe, denn dann könnte sie nie ihren Zauber beenden, und das musste sie, ganz gleich wie viel Kraft es sie kostete.
Sie stützte sich auf beide Arme auf und neigte die Hüften in dem verzweifelten Bemühen, ihre rauschhaften Empfindungen zu kontrollieren. Ein Schauer durchfuhr sie, und eine entsetzliche Sekunde lang dachte sie, es wäre zu spät. Dann jedoch merkte sie, wie ihr beginnender Orgasmus abklang. Bei aller Erleichterung war sie zugleich maßlos enttäuscht.
Taubheit legte sich über sie, und ihr Wohlgefühl verblasste zu einem schwachen Blau. Das war der erste Teil des Zaubers. Artemis dankte den Göttern, dass sie die Kontrolle wiedergefundenhatte. Sie durfte sie auf keinen Fall verlieren. Ihre Lust ebbte ab, der sinnliche Drang schwand, und sie konnte klarer denken.
Mac stieß weiter in sie hinein, doch sie war gleichsam außerhalb ihrer selbst, als würde sie über dem Bett schweben, nichts fühlen, nur beobachten und warten. Während seine Bewegungen heftiger wurden und seine Hände über ihre Hüften strichen, wurde er merklich steifer in ihr.
Jetzt.
Sie öffnete den Mund und flüsterte ein Wort, das furchtbar hässlich und böse war. Innerlich wand sie sich, und schreckliche Reue schnürte ihr die Kehle zu. Mac war der großzügigste, unglaublichste Liebhaber, den sie je erlebt hatte. Die Gefühle, die er in ihr weckte … nein. Darüber durfte sie nicht nachdenken. Nicht jetzt. Nie. Was immer sie verbunden hatte, war vorbei. Sobald er zu sich kam und begriff, was sie getan hatte, würde er sie hassen.
Der Gedanke versetzte ihr einen schmerzlichen Stich in der Nähe ihres Herzens, aber sie ignorierte ihn. Später hatte sie noch genügend Zeit zu trauern. Dafür war immer reichlich Zeit da.
Macs Rücken bog sich, und er gab einen kehligen Wonnelaut von sich. Gleichzeitig brach der Zauber mit einem Geräusch wie ein brechender Damm. Höllenfeuer züngelte in allen vier Ecken des Betts auf. Aus den Flammen erhoben sich vier Todesbögen, die sich elegant über sie hinweg bis zu anderen Seite spannten, so dass sie eine Art Käfig bildeten. Rücksichtslos verstärkte Artemis die Zauberbögen.
Die Zeit stand still, hielt Mac auf dem Höhepunkt seiner Wonne. Derweil konzentrierte Artemis sich auf seine Seele. Noch nie hatte sie jemand so Mächtiges abgeschöpft. War ersich der Todesmagie über ihm bewusst? Anscheinend nicht. Seine Seele quoll über vor strahlendem Licht.
Der Orgasmus war das stärkste Licht-Dunkel-Erlebnis, ein Akt, der neues menschliches Leben möglich machte und dennoch einst von den Franzosen »kleiner Tod« genannt wurde. Sexuelle Befriedigung ebnete einen Weg direkt zur Essenz der Seele. Artemis’ Todesfluch hatte diesen Weg noch verbreitert, damit sie sich nehmen konnte, was sie von Macs Seele brauchte.
Sie richtete ihre Sinne auf ihn.
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