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Gebieterin der Finsternis

Titel: Gebieterin der Finsternis Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Joy Nash
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wohingegen die Ältesten einen Zerstörungszauber sangen. Auch wenn er keine Todesmagie war, wirkte er eindeutig tödlich.
    Mac sah zu seiner Mutter. Er traute ihr durchaus zu, irgendeine List zu versuchen, konnte jedoch nichts erkennen. Niniane war schrecklich wütend auf ihn, das stand fest. Doch die Wahrheit war, dass sie ihm gehorchen musste. Als Halbgott rangierte er in der strikten Hierarchie der Sidhe-Kultur über ihr. Trotzdem würde sie einen Weg finden, ihm heimzuzahlen, was er heute getan hatte. Na und? Dann biss er eben die Zähne zusammen und ertrug alles Verdrießliche, was sie sich für ihn ausdachte. Wie immer.
    Die Fäden des machtraubenden Zaubers waren inzwischen sichtbar, gewoben aus hässlichen Knoten in schmutzigem Grün, obszönem Orange und schlammigem Braun. Die Anstrengung war den Ältesten anzusehen, denn sie wurden zunehmend blasser und ihre Tanzschritte schleppender. Ihre Stimmen indes blieben kraftvoll, und ihr Gesang wurde noch disharmonischer. Mac wünschte, es würde bald vorbei sein.
    Und was dann? Artemis würde ihn hassen, daran zweifelte er nicht. Ihm war danach, auf irgendetwas einzuschlagen. Er verfügte über enorme Kräfte, die im Moment allesamt nutzlos waren. Nie hätte er zulassen dürfen, dass Artemis ihm entkam. Wie konnte er den Mondstein übersehen? Er hätte ihn finden und Artemis zwingen müssen, ihm die Wahrheit zu sagen. Es nagte an ihm, dass sie ihm nicht vertraut hatte.
    Der Zauber erreichte ein chaotisches Crescendo. Ninianes Hände bewegten sich rasch und malten unzählige Runen. Magiefäden zuckten und wirbelten in der Luft. Auf Ninianes Ruf hin strebten sie und die anderen in die Mitte der Kammer, wo sich ihre Zauber wie ein bewegtes Vipernnest über Artemis’ grünen Käfig legten.
    Das scharfe Echo ihrer Stimmen verklang. Die Augen der Ältesten waren starr, ihre Gesichter eingefallen. Solch einen Zauber konnte niemand wirken, ohne dessen Horror zu empfinden.
    In der Kammer hob ein ätzendes Zischen an, und Rauch stieg von der Mitte auf. Die Magiefäden fraßen sich durch die Wände von Artemis’ Gefängnis, schmolzen das grüne Licht langsam, aber unaufhörlich ein.
    Niniane seufzte und klang erschöpft, als sie sagte: »Der Rat hat getan, was du befohlen hast. Manannán. Aber ich glaubenach wie vor, es wäre besser gewesen, die Hexe zu töten. Wahrscheinlich bringt sie sich selbst um, sobald sie kann.«
    Macs Magen krampfte sich zusammen. Das würde er verhindern. Von jetzt ab kümmerte er sich um Artemis. Er würde sie überzeugen, dass das Leben, selbst eines ohne Magie, lebenswert war. Und er würde ihr von seiner Lebensessenz geben, so viel sie wollte. Ja, er würde alles wiedergutmachen – so gut, wie es irgend ging. Das schwor er sich, während der letzte Rauch sich vom Podest hob.
    Niniane schrie auf.
    Macs Puls raste. Er konnte nicht einmal schreien. Wie ein Dorfidiot starrte er sprachlos auf das leere Podest.
    Artemis war fort.

Kapitel 11
     
     
    »Todesmagie! Das verschlagene Menschengeschöpf hat es gewagt,
Todesmagie
zu wirken! Hier! In der Sidhe-Ratskammer!«
    Niniane bebte vor Zorn. Sie stürmte auf Mac zu und hämmerte mit ihren Fäusen auf ihn ein, dass er tatsächlich rückwärtsstolperte. Dabei wich sein Blick keine Sekunde von der Stelle, an der Artemis Minuten zuvor gekniet hatte.
    Nur mit einiger Mühe konnte er sich ein dämliches Grinsen verkneifen.
    Ninianes Fingernagel piekte ihn in die Schulter. Er blinzelte zu ihr hinab. Wenn Blicke grillen könnten, wäre sein Unsterblichenhintern jetzt verkohlt.
    »Das ist deine Schuld, Mackie. Der Rat hatte die Todesstrafe gewählt, und du hast uns davon abgehalten. Was hast du dir nur gedacht? Diese Hexe verfügt über wahnwitzige Kräfte! Niemand entkommt aus einer Sidhe-Ratskammer. Niemand! Wir …« Pieks. »Hätten.« Pieks. »Sie.« Pieks. »Töten sollen!«
    »Götter in Annwyn«, murmelte Tadc, der an Ninianes Seite geeilt kam. Sein Gesicht war wie versteinert, als er die Blutflecken auf dem Podest sah. Über ihnen waberten noch Reste gelblicher Rauchfahnen.
    »So viel ist gewiss, von uns kann ihr niemand folgen«, sagte er. »Die Hexe ist in ein Totenreich geflohen.«
    Als wäre das noch irgendjemandem unklar. Der Schwefelgestank allein war schon Hinweis genug. Trotzdem wollte Mac einfach nicht fassen, was Artemis getan hatte. Hier, ineinem Raum, der gegen Todesmagie gesichert war, hätte es gar nicht möglich sein dürfen.
    Verdammt, sie war wirklich gut.
    »Wie konnte sie das

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