Gebieterin der Finsternis
von dir, dass du mir gefolgt bist, ehrlich, aber du musst mich gehen lassen. Du verstehst nicht …«
»Dann klär mich auf«, raunte er. »Ich bin ganz Ohr.«
»Wir haben keine …«
Eine Glocke schrillte.
»… Zeit dazu … ahhh!« Artemis’ Worte wurden zu einem Schrei, als die Wand hinter ihr auseinanderglitt.
Nein, nicht die Wand. Die
Tür
.
Der Fahrstuhl war angekommen.
Artemis fiel zurück, Mac vor, und sie landeten übereinander auf einem glatten, harten Boden.
Malachi brüllte vor Zorn, und das nächste explodierende Höllenfeuer war noch heißer als die vorherigen. Macs Schild bog sich nach innen, füllte beinahe die ganze Aufzugkabineund schnellte dann wieder heraus. Einen Moment später fühlte Mac, wie der Zauber erbebte. Ein Geräusch wie brechendes Eis erklang, dann erschienen oben an dem Schild, auf einer Höhe mit dem Türrahmen, dünne Fäden. Die Risse breiteten sich einem Spinnennetz gleich nach unten aus.
»Mist!« Er stürzte sich auf die Schalttafel, auf der lediglich ein unbeschrifteter Knopf war.
Artemis war sogar noch schneller und hieb ein-, zwei-, dreimal auf den Knopf. »Geh schon zu, verdammt!«
Macs Schild bröckelte weg, und er stieß Artemis auf den Boden zurück, als ein weitere Feuerschwall kam. Leider konnte er nicht mehr verhindern, dass ihre Schulter gestreift wurde. Malachis irres Lachen hallte durch die Kabine.
»Götter in Annwyn, bist du okay?«
Sie verzog das blasse Gesicht und bewegte die Schulter. »Ich glaub schon.«
Wieder traf ein Feuerstrahl auf die Wand über ihnen. Mac sprang auf und gab alles, was er hatte, in die Stärkung seines Schilds. Was allerdings bedeutete, dass ihm keine Energie mehr blieb, um den Aufzug in Bewegung zu setzen. Artemis starrte mit großen Augen zu ihm auf. Sie wirkte nachgerade abwesend.
»Artemis!«, sagte er streng.
Ein verwunderter Ausdruck huschte über ihre Züge.
»Alles, was du tun kannst, um diese Tür zu schließen, wäre jetzt sehr passend. Todesmagie oder Lebensmagie, ich wäre da im Moment wenig wählerisch.«
Für eine Sekunde blinzelte sie ihn nur an, als hätte er in Trollgrunzern gesprochen. Dann schüttelte sie einmal kurz den Kopf. »Ich glaube, ich kann was machen. Ich brauche nur … ein bisschen Zeit. Eine Minute vielleicht.«
Ebenso gut hätte sie ein Jahr verlangen können. »Na gut«, sagte Mac und wich einem neuen Feuerstrahl aus. »Dann leg los.«
Während er sich ausschließlich darauf konzentrierte, die unvermeidliche Zerstörung seines Schilds aufzuschieben, beugte Artemis sich weit vor und gab eine Reihe höllischer Silben von sich, die wie Fingernagelkratzen auf einer Schiefertafel klangen. Der Lärm schien ewig anzuhalten, bis …
… sein Schild zusammenbrach.
Malachi heulte triumphierend auf.
»Ich hab’s!«, schrie Artemis.
Der Dämon sprang in dem Moment vor, als die Fahrstuhltüren zuglitten und Artemis und Mac in Dunkelheit tauchten. Ein erstickter Schrei war zu hören, gefolgt von einem dröhnenden Bollern an der Kabinentür.
Artemis hieb auf den Knopf, worauf die Kabine heftig nach oben gerissen wurde, als hätte eine Riesenhand am Kabel gezerrt. Zunächst war es, als hinge sie bewegunglos in der Luft, bevor sie ruckartig nach unten schnellte.
Mac tastete in der Finsternis, bis er Artemis’ Bein, Ellbogen und Schulter zu fassen bekam. Schließlich gelang es ihm, beide Arme um sie zu schlingen. Der Druck presste sie beide zu Boden, während sie ein Rauschen wie in einem Tornado umgab.
»Weißt du, wohin wir fahren?«, rief er Artemis zu, die Lippen dicht an ihrem Ohr.
»Das fragst du jetzt?«, schrie sie zurück.
»Sag’s mir einfach.«
Er fühlte, wie sie erschauderte. »Wir fahren so weit runter, wie wir können, Mac. Geradewegs in die Hölle.«
Kapitel 13
Nach Stunden, wie es ihr vorkam, hielt Malachis Fahrstuhl zur Hölle mit einem Aufprall an, bei dem Artemis’ Kopf gegen die Kabinenwand schlug. Der Knall hallte vibrierend in ihrem Schädel nach und verhinderte jedweden klaren Gedanken.
Dann war alles vorbei.
Für einen kurzen Moment dachte Artemis, sie wäre tot. Aber nein. Denn wäre sie tot, würden die Kopfschmerzen sie nicht umbringen. Oder vielleicht doch; das wusste sie nicht so genau. Ach was, wäre sie tot, würde sie wohl kaum Macs Arm fühlen, der sie fest umschlang, oder sein Herz, das ebenso heftig pochte wie ihr eigenes.
Er war ihr gefolgt. Nach all den Lügen, die sie ihm aufgetischt hatte, nach dem, was sie ihm angetan hatte, stürmte
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