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Gebieterin der Finsternis

Titel: Gebieterin der Finsternis Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Joy Nash
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Mac ihr in Malachis Totenreich hinterher, um sie zu retten. Obwohl sie sich wirklich bemühte, es zu verstehen, blieb sein Verhalten unfassbar für sie.
    Also vergrub sie das Gesicht an seiner Brust und klammerte sich an ihn. Er roch erdig, verschwitzt.
Lebendig.
Sein Körper war warm, hart und tröstlicher, als Artemis verdiente.
    Vor allem aber hatte er Todesmagie gewirkt, und sie fragte sich, was das zu bedeuten hatte.
    Er massierte ihr sanft den Nacken, um die Spannung zu lösen, die seit Malachis Berührung da war. Als Mac leise lachte, spürte sie seinen Atemhauch an ihrer Schläfe.
    »Wer hätte gedacht, dass man mit einem Fahrstuhl in die Hölle kommt?«, sagte sie.
    »Na ja, immerhin heißt es doch ›fahr zur Hölle‹, nicht wahr?«
    Unweigerlich musste sie lachen. »Leider ist es kein Witz, Mac. Denn genau da landen wir, sofern wir nicht bereits angekommen sind.«
    Er räusperte sich, antwortete aber nicht gleich. Es war zu dunkel, um die Ungläubigkeit zu erkennen, von der sie sicher war, dass sie in seinem Blick lag. Gleichzeitig konnte sie fast hören, wie es in seinem Kopf arbeitete, während er den einzig logischen Schluss zu ziehen versuchte.
    »Dir ist klar, dass das unmöglich ist«, sagte er schließlich. »Ich meine, in ein Totenreich zu kommen und wieder raus ist eine Sache. Das machen lebende Kreaturen andauernd. Aber in die Hölle – die echte Hölle? Nein, da kann keiner hin, der nicht schon tot ist.«
    Eigentlich wollte sie in seinem Arm bleiben, entwand sich ihm jedoch. Schwäche zu zeigen war ein Luxus, den sie sich nicht leisten konnte. Genauso wenig durfte sie sich vor dem drücken, was zu tun war.
Falls
es denn noch getan werden konnte.
    Es war durchaus möglich, dass Mac alles ruiniert hatte.
    Ihr Magen krampfte sich schmerzhaft zusammen. Nein! Sie wollte nicht glauben, dass sie so weit gekommen war und nun doch scheiterte.
    »Es ist nicht unmöglich für Lebende, in die Hölle zu gelangen«, sagte sie ruhig. »Es ist lediglich … sehr, sehr schwierig.«
    Sie richtete sich auf und hörte, dass Mac es ihr gleichtat. Könnte sie ihn wenigstens schemenhaft erkennen! Aber es war stockfinster, viel zu dunkel, als dass sie auch nur die Umrisseihrer eigenen Hand vor Augen sah. Blind tastete sie die enge Kabine ab, bis sie den Knopf fand und drückte. Nichts. Weiter rechts war der vertikale Spalt zwischen den Türhälften, und sie versuchte, ihn auseinanderzudrücken. Das Einzige, was sie damit erreichte, war, sich einen Fingernagel abzubrechen.
    Während sie an dem schmerzenden Finger sog, konzentrierte sie ihre Sinne, um zu erspüren, welche Magie die Tür geschlossen hielt. Sie probierte einen Todeszauber nach dem anderen, bis ihr Repertoire wie auch ihre Kraft erschöpft waren. In dem Aufzug schien keine Magie zu wirken. Jedenfalls gelang es Artemis nicht einmal, eine Höllenflamme als Beleuchtung herbeizuzaubern.
    Sie hörte Mac hinter sich atmen. Die letzten paar Minuten hatte er sich weder gerührt noch gesprochen. Sein Atem ging ruhig und gleichmäßig, wohingegen ihrer schnell und abgehackt war. Wieder ertastete sie den Knopf und drückte ihn, obgleich sie wusste, dass es zwecklos war. Als sie die Wand weiter hinauftastete, entdeckte sie einen kleinen Hängeschrank, den sie aufriss. Drinnen war ein Notruftelefon. »Hallo? Hallo?«
    Die Leitung war tot.
    Dennoch schrie sie weiter hinein. »Malachi! Bist du da? Antworte mir! Du musst mir glauben, dass ich nichts damit zu tun habe. Ich wusste nicht, dass er mir gefolgt ist …«
    Mit einem leisen Fluch entriss Mac ihr den Hörer und donnerte ihn an die Wand. Funken stoben auf und beleuchteten sein strenges Gesicht.
    »Oh Götter!« Artemis sackte hinunter, bis sie mit dem Rücken an der Wand hockte. Sie vergrub ihr Gesicht in den Händen. Was, wenn sie hier nie wieder rauskamen?
    »Blöd«, murmelte sie vor sich hin. »Blöd, blöd, blöd.«
    Dann verstummte sie. Verdammt, war das heiß hier! Schweiß rann ihr zwischen den Brüsten hinunter. Derweil vergingen die Sekunden wie in Zeitlupe.
    »Verrätst du mir, was hier los ist? Was ist so wichtig, dass du dich dafür mit Leib und Seele verkaufst?«
    Eine eisige Faust war dort, wo ihr Herz sein sollte. Sie kämpfte mit den Tränen. »Mein Sohn. Alexander. Ich … ich nenne ihn Sander.«
    »Nach dir benannt?«
    »Ja, nach meinem zweiten Vornamen.«
    »Du hast mir erzählt, dass er krank ist. War das gelogen?«
    »Ich … nein. Es ist wahr, in gewisser Weise. Sander … geht es nicht

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