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Gebieterin der Finsternis

Titel: Gebieterin der Finsternis Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Joy Nash
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und Lkws machten es unmöglich, den Gehsteig zu verlassen. Die andere Straßenseite lag hinter einer dichten Rauchwolke verborgen.
    Mac nickte zu einem Schild, das über der Straße hing. »Styx Boulevard«.
    »Der Styx soll doch ein Fluss sein. Das steht in allen alten Texten.«
    »Offensichtlich haben sich die Zeiten geändert.«
    Einige der Toten hatten sich einen Platz ganz vorn am Bordstein gesichert, von wo aus sie den vorbeibrausenden Wagen zuwinkten. Es war allerdings zwecklos, denn kein einziges Fahrzeug wurde langsamer, von Anhalten ganz zu schweigen. Artemis hielt hörbar die Luft an, als ein Toter, der das Warten wohl leid war, vom Kantstein sprang und losrannte. Bremsen quietschten, als der Tote mit der Stoßstange eines kanariengelben Hummers kollidierte. Der Körper flog durch dieLuft, und die Toten auf dem Gehweg huschten zur Seite. Mit einem fiesen Knall landete der Kadaver auf dem Beton.
    Nach einem Moment stand der Tote wieder auf, schüttelte sich und drängte sich zurück auf den Gehweg.
    »Götter«, sagte Artemis erschüttert. »Ich schätze, zu Fuß rüberzugehen fällt aus. Hast du eine Idee, wie wir rüberkommen?«
    Mac sah auf den Verkehr. »Es soll doch einen Fährmann geben, nicht? Der die verdammten Seelen ihren Strafen zuführt.«
    »Ja, Charon.«
    »Na gut, dann wird er früher oder später auftauchen. Und wenn er da ist, lassen wir uns von ihm rüberbringen.«
    Er war nicht ganz sicher, wie sich die wahrgenommene zur realen Zeit in der Hölle verhielt, aber Mac kam es vor, als wäre etwa eine Stunde vergangen, bis sie einen ungedämpften Motorradmotor hörten. Ihm stand der Mund offen vor Staunen, als er sah, wie die sehr vertraute Maschine an den Straßenrand bog und mit kreischenden Bremsen anhielt. »Zur Hölle nochmal, das ist meine Norton!«
    Sein Baby. Seine große Liebe. Das Oldtimer-Motorrad war in Flammen aufgegangen und Mac überzeugt gewesen, dass er es nie wiedersehen würde. Doch jetzt war sie hier, in der Hölle, und der Chrom blitzte und blinkte wie frisch poliert. Macs maßgearbeiteter Ledersitz wurde vom Gewicht eines grotesk muskulösen Riesen in Ketten und schwarzem Leder zusammengequetscht.
    Geschwollene Armmuskeln drückten sich durch die Ärmel ab, und die Schenkel des Kerls waren so massig, dass seine Lederhose an den Nähten eingerissen war. Ein Metallic-Helm mit Visier rundete die bedrohliche Aura ab.
    Aufgeregtes Raunen ging durch die Menge. »Charon«, flüsterte ein Toter, und andere wiederholten den Namen, bis die zwei Silben zu einer Art Sprechgesang wurden. »Charon … Charon … Charon.«
    Der Fährmann drehte den Motor der Norton auf, und das Knattern zerriss die Luft wie Maschinengewehrfeuer, während der Riese sich unter den Wartenden umblickte.
    Mac packte Artemis’ Hand. »Komm mit. Die nächste Fuhre ist unsere.«
    »Auf die Idee sind schon andere gekommen.«
    Was stimmte. Die Toten hatten sich in Bewegung gesetzt und drängten auf den Fährmann zu, ihr Gepäck hinter sich herschleppend. Ein Mann in einem weißen Leichenhemd kämpfte sich an den Bordstein vor, wo er prompt über den Saum des langen Hemds stolperte und mit dem Gesicht voran im Rinnstein landete. Ein paar kreischende Frauen rissen sich ge genseitig die Haare aus, während sie darum rangen, als Erste beim Höllenwächter zu sein. Ein Kahlkopf mit gigantischer Wampe und tätowierten Armen stürzte sich auf das Motorrad. Er schaffte es sogar, seine Wurstfinger um einen der Griffe zu schlingen, bevor Charon ihm einen Stiefel an die Brust drückte.
    »Bitte«, krächzte der Tote. »Bitte, Sir, ich flehe Sie an … bringen Sie mich rüber.« Er griff mit der freien Hand in seine Tasche, und gleich darauf blitzte Gold zwischen seinen Fingern auf. Er schwenkte die Münze vor Charons Visier. »Sehen Sie? Ich kann bezahlen!«
    Der Fährmann öffnete den Mund, worauf schwefliger Atem aus seinen Lippen drang. Seine Stimme donnerte wie ein Erdbeben. »Nein. Du nicht.«
    Er schubste den Toten zurück in die Menge, bevor er eindickes Bein über den Sattel hob, um abzusteigen. »Nur einer darf hinüber«, brüllte er. »Und ich wähle aus.«
    Als er einen großen Schritt auf die Toten zumachte, schraken sie verängstigt zurück. Suchend wiegte Charon den Kopf hin und her und trat unter die Menge.
    Während sich der Abstand zwischen dem Fährmann und der Norton vergrößerte, bugsierte Mac Artemis näher zum Motorrad. Großartig! Charon hatte die Norton im Leerlauf stehengelassen.
    Der Dämon

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