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Gebieterin der Finsternis

Titel: Gebieterin der Finsternis Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Joy Nash
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fragen.
    Für einen Moment standen sie da und sahen einander stumm an, bis es peinlich wurde. Schließlich neigte Mac den Kopf Richtung Fahrstuhltür und fragte: »Bereit, Süße?«
    Sie nickte.
    Er zeigte mit einem Finger und sprach ein Wort.
    Nichts geschah. Seine Todesmagie war noch zu neu. Fehleranfällig.
    Er runzelte die Stirn.
    »Warte«, sagte Artemis. »Lass mich mal.«
    Sie sprach ein Wort, und die Tür verschwand in einem Schwall Höllenfeuer.

Kapitel 14
     
     
    »
Das
ist die Hölle?«
    Irgendwie hatte Mac sich das große Inferno nie wie den Empfang eines Zwei-Sterne-Hotels vorgestellt.
    Aber das hier bot alles: Speckige Tapeten, abgetakelte Kunstledersessel, gedämpfte Beleuchtung, fadenscheiniger Teppichboden, jahrealter Zigarettenqualm, der in der Luft hing wie ein angeschimmeltes Versprechen. Insgesamt wirkte die Szenerie überaus schlicht. Aber wie ewige Verdammnis? Nein, das wollte Mac nicht glauben.
    »Das ist wohl nur das Vorzimmer«, sagte Artemis.
    »Aha.«
    Er blickte sich nach links und rechts um. Der schrottreife Fahrstuhl, dem sie soeben entstiegen waren, war nur einer von vielen, denn hier standen eine ganze Reihe von ähnlichen Silberportalen. Sie füllten eine ganze Wand der Halle, in der es vor lebenden Toten wimmelte. Manche waren alt, gebrechlich und zogen Infusionsständer hinter sich her. Andere waren jünger, wiesen tödliche Wunden auf und torkelten herum. Ihre bleichen Gesichter sahen elend aus. Tote Seelen brannten in hoffnungslosen Augen. Vor allem aber zerrte das unermüdliche Klagen, Jammern und Zähneknirschen an den Nerven.
    Die Verdammten waren nicht mit leeren Händen in die Hölle gekommen, sondern hatten reichlich Gepäck dabei: Koffer, Rucksäcke, Handtaschen, Seetruhen. Einige zogen fluchend an ihrer schweren Last, andere schlurften wie in Tranceherum und schleiften ihre Sachen hinter sich her. Wieder andere kämpften um die wenigen freien Sessel oder hockten sich auf ihr Gepäck.
    »Arme Schlucker«, murmelte Mac.
    »Ich verstehe das nicht«, flüsterte Artemis, obwohl sie sowieso niemand zu beachten schien. »Ich dachte immer, nur die Seelen der Toten kommen in die Hölle, nicht ihre Körper. War um sind sie nicht mehr in ihren Gräbern?«
    »Das sind sie wahrscheinlich«, sagte Mac. »Aber offenbar sind sie gleichzeitig auch hier. Magie eben.«
    »Klar«, murmelte Artemis.
    Ob benommen oder entschlossen, schnell oder langsam, alle Toten hatten eindeutig dasselbe Ziel: den Check-out-Schalter des Hotels, hinter dem sich ein einzelner, erschöpft wirkender Dämon abrackerte. Tausende Tote, wenn nicht noch mehr, hatten sich bereits in der Schlange angestellt, die sich vor- und zurückwand wie eine Art höllische Disneylandwarteschleife.
    Als Artemis losging, hielt Mac sie zurück und zog sie wieder an die schmierige Tapete. Trotz der höchst deprimierenden Atmosphäre reichte die kurze Berührung, um ihn wieder hart werden zu lassen. Verdammte Hölle! Sie hatten vor nicht einmal zehn Minuten Sex gehabt, und doch begehrte er sie jetzt aufs Neue. Artemis entwickelte sich rasant zu seiner neuen Lieblingsbeschäftigung. Ihr erstes Mal auf seinem Anwesen war richtig gut gewesen, aber das gerade in dem dunklen, stickigen Fahrstuhl?
Das
hatte ihn sprachlos gemacht.
    Die Todesmagie musste der Grund sein. Anders war es überhaupt nicht zu erklären. Der dunkle Schild, den Artemis gezaubert hatte, vergrößerte ihrer beider Todesmagie, und die Wirkung war ähnlich der einer voll aufgedrehten Tausend-Watt-Konzertboxin einem Squash-Court gewesen. Für einen flüchtigen Moment hatte er die Essenz von Artemis’ einzigartiger Seele in sich gehabt. Und das Ergebnis? Sein Verstand war nun offiziell hinüber.
    Er warf einen Seitenblick auf Artemis. Für sie war der Sex genauso intensiv gewesen wie für ihn, doch konnte er bei aller psychischen Verbundenheit nicht sagen, ob es für sie eine solch einzigartige Erfahrung gewesen war. Für sie war Todesmagie schließlich ein vertrautes Terrain. Hatte es sie so umgehauen wie ihn? Er war sich nicht sicher. Momentan war sie mit ihren Gedanken jedenfalls Lichtjahre vom Sex entfernt, so besorgt, wie sie sich umblickte. Wahrscheinlich dachte sie an ihren Sohn. Mac war nun einmal nur ein Mittel zum Zweck.
    Was würde sie sagen, wenn er ihr erzählte, dass in ihr sein Kind heranwuchs?
    Zweifellos wäre sie wenig erfreut – gelinde gesagt. Eine moderne Frau hatte bei derlei Entscheidungen gern ein Wörtchen mitzureden. Und Artemis verhütete

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