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Gebieterin der Finsternis

Titel: Gebieterin der Finsternis Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Joy Nash
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geschweige denn zu äußern?
    Der Zauber explodierte in Charons Gesicht, worauf der Dämon einen gellender Schrei ausstieß und seine Magie schwankte. Mehr brauchte Mac nicht. »Festhalten, Süße!«
    Die Norton röhrte, und Mac bog wie der Blitz in die nächste Spur ein. Es war, als würden sie in den Strudel eines Abflusses gesogen. Artemis hielt sich an seinem Hals fest. Wie es schien, wäre sie ihm am liebsten unter die Haut gekrochen.
    »Ganz ruhig, Süße. Wir haben, warte mal, wie viele …?« Er sah nach rechts. »Nur noch zwölf Spuren zu überqueren.«
    Ihre Stirn drückte gegen seinen Rücken. »Alles okay. Aber … beeil dich.«
    Er hielt die Maschine in der heiklen Halbkurve und fuhr einen riskanten gegenläufigen Bogen. Nach ein oder zwei Minuten waren sie einmal im Kreis gefahren und zischten an dem Hotel vorbei. Charon stand am Kantstein und schwang zornig die Faust.
    Mac wartete nun nicht mehr auf eine Lücke im dichten Verkehr. Er beugte sich tief über den Lenker der Norton und lenkte sie kurzerhand in die nächste Spur. Hupen heulten um sie herum los, Bremsen quietschten, aber immerhin schaffte er den Spurwechsel ohne Karambolage. Bei der nächsten Spur wurde es ungleich übler, denn Funken flogen, als sich sein Motorrad an einem tiefgelegten Lamborghini rieb. Mac gab Gas. Heißer Wind pfiff ihm um die Ohren. Die Tachonadel schlug ganz nach rechts aus, und dennoch waren sie in Gefahr, von den anderen Fahrzeugen schlicht überrollt zu werden.
    Er verlangte der Norton alles ab, was sie hergab. Obwohl er in einem Höllentornado unterwegs war, empfand er die Fahrt als aufregend, ja, sie machte ihm tatsächlich Spaß. Was sagte das über seinen Seelenzustand aus? Nun, darauf wollte er die Antwort lieber nicht wissen.
    Eine nach der anderen überquerte er die nächsten neun Spuren und lachte laut, als er nur knapp einem Zusammenstoß mit einem Wagen entging. Die Geschwindigkeit versetzte ihn in einen Rauschzustand. Artemis stöhnte hinter ihm.
    »Nur noch eine Spur«, rief er ihr zu.
    »Den Göttern sei Dank!«
    Die Norton vibrierte zwischen seinen Schenkeln und gab einen schaurigen, fast menschlichen Wimmerton von sich. Macs Erregung wich Angst. Es wäre gar nicht gut, wenn die Maschine jetzt ihren Geist aufgäbe. Er sah eine winzige Lücke zwischen einem Ferrari Scuderia und einem Alfa Romeo Spider, sprach ein stummes Stoßgebet und bog hinein.
    Metall blitzte, Funken stoben auf, dann schlitterten sie mit rauchenden Reifen über schwarzen Asphalt. Mac trat mit voller Wucht in die Bremsen, so dass sie eine komplette Drehung vollführten, bevor die Norton quietschend anhielt. Vom Ruck wurde Artemis gegen Macs Rücken geworfen. Er packte ihren Arm, damit sie nicht kopfüber aufs Pflaster stürzte.
    »Na prima«, murmelte sie und setzte sich wieder sicherer auf den Sattel. »Götter, was ist das hier?«
    Ein endloses Meer von Wagen, die pfeilgerade in Schlangen standen, erstreckte sich vor ihnen.
    »Sieht wie ein Parkplatz aus.«
    Artemis sah ihn an. »Ich glaub’s nicht! Der sieht wirklich aus wie die vor den Einkaufszentren zu Hause. Am Freitag nach Thanksgiving.«
    »Ach ja, ihr Yankees liebt eure Autos, nicht wahr?«
    »Hier müssen mindestens eine Million Stellplätze sein!«
    »Und alle besetzt.« Unzählige Wagen krochen im Schneckentempo auf der Suche nach einer Lücke durch die Parkreihen. Ein roter Ford Pinto kam um die Biegung, die Mac und Artemis am nächsten war. Das Gesicht des Fahrers war ein Sinnbild von Hoffnungslosigkeit.
    »Das muss das Fegefeuer sein«, sagte Artemis. »Hier sind die Seelen, die nicht verdorben genug für die Hölle sind. Kannst du dir das vorstellen? In alle Ewigkeit nach einem Parkplatz suchen?«
    »So übel ist das gar nicht. Immerhin haben die Fahrer keine Schmerzen.«
    »Nein, die haben sie wohl nicht. Ist das ein Gebäude da hinter den ganzen Wagen? Was glaubst du, was da ist?«
    »Harrod’s? Marks and Spencer?«
    Artemis lachte verbittert. »Du hast recht. Hier ist es ziemlich anders, als ich gedacht hätte.«
    Mac beäugte sie interessiert. »Was hattest du denn erwartet?«
    »Schwer zu sagen. Bisher waren ja nur sehr wenige Menschen in der Hölle, die es wieder zurück geschafft haben, um davon zu erzählen. Soweit ich weiß, war Dante Alighieri der letzte, und das war im vierzehnten Jahrhundert.«
    »Ach ja, der! Ich habe sein Buch in deinem Wagen gesehen. Übrigens bin ich ihm mal begegnet. Ein ganz deprimierter Typ war das, hat im Exil gelebt. Ich

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