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Gebieterin der Finsternis

Titel: Gebieterin der Finsternis Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Joy Nash
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stieß ein tiefes Brüllen aus, und Mac drehte sich um. Zum Glück war er nicht gemeint, denn der Fährmann sah gar nicht in seine Richtung. Vielmehr riss er sich den Helm herunter und enthüllte eine Visage, die vor Todesmagie leuchtete. Borstiges weißes Haar stand in alle Richtungen von seinem Kopf ab, ähnlich einer alten Wurzelbürste. Die dünnen rosa Lippen spannten sich über gelben Zähnen. Darüber ragte eine Hakennase weit aus dem Gesicht heraus. Die furchtsamen Schluchzer und das Wimmern jedoch dürften wohl vor allem auf das Konto seiner Augen gehen, dachte Mac, denn deren Höhlen waren blutrot.
    »Ich nehme nur einen«, dröhnte Charon.
»Wer?«
    Alle Toten verstummten zitternd.
    »Bereit?«, flüsterte Mac.
    »Wenn du’s bist«, antwortete Artemis.
    Charon hob einen Arm und streckte einen langen weißen Finger aus, der auf eine schlotternde Leiche zeigte. »Du. Komm …«
    »Jetzt!« Mac sprang auf den Sattel der Norton, Artemis fast gleichzeitig auf den Platz hinter ihm und schlang die Arme um seine Taille.
    Charon fuhr herum wie angestochen und schrie einen wüstenFluch, als Mac den Motor aufdrehte. Der Riese stürzte sich auf sie. Seine massige Hand schloss sich eisern um Macs Unterarm. Mac legte einen Gang ein und trat aufs Gas. Die Räder drehten durch, die Norton bebte, rührte sich jedoch nicht von der Stelle.
    Mac verkniff sich den Fluch, der ihm auf der Zunge lag, als Charons Todesmagie auf Artemis’ Schild einprasselte. Unterdessen spürte er, wie Artemis nach einem Schwachpunkt in der Dämonenmacht suchte. Da war keiner – jedenfalls konnte Mac mit seinen amateurhaften todesmagischen Fähigkeiten keinerlei Verwundbarkeit entdecken. Er wollte einen Schwall Höllenfeuer auf den Riesen abschießen, doch alles, was er zustande brachte, waren ein paar rote Funken, die praktisch gleich wieder erloschen.
    Verdammter Mist! So hilflos hatte er sich nicht mehr gefühlt, seit er ein Kind war. Vor siebenhundert Jahren. Er hoffte inständig, dass Artemis dem Mistkerl einen Arschtritt verpassen konnte, denn Mac musste schon alle Kraft aufwenden, um zu verhindern, dass Charon das Motorrad unter ihnen wegriss. Dabei merkte er, wie sie einen komplizierten Todeszauber beschwor, für den sie Zeit brauchte.
    Er ballte die freie Hand zur Faust und schlug sie Charon mitten in die hässliche Visage.
    Blut und Flammen schossen aus den Dämonenaugen. Zugleich klaffte sein Mund auf, der einen Geruch wie faule Anchovis ausstieß.
    »Du!«, grölte er. »Du bist nicht tot!«
    »Bingo, Alter.«
    Der Dämon umschlang seinen Unterarm noch fester, während sein Blick zu Artemis huschte. »Sie ist auch lebendig.«
    »Und wenn schon?«, fragte Mac, der Charon irgendwievon Artemis und ihrem entstehenden Zauber ablenken musste. Götter in Annwyn! Konnte sie denn nicht ein bisschen schneller machen?
    Er zuckte zusammen, als ihm ein weiterer Charon-Hauch ins Gesicht blies.
    »Lebende sind am anderen Ufer des Styx nicht geduldet.«
    »Ist ja nett, dass du das sagst, Alter, aber jetzt nimm mal bitte deine Pranken von mir.«
    »Unverschämter Wicht!« Charons andere Hand legte sich blitzschnell um Mac Hals. »Du kommst nicht rüber. Das ist verboten.«
    Eine heiße Welle von Todesmagie prallte auf Macs Schild ein, so dass er gefährlich nachgab. Einen furchtbaren Moment lang dachte Mac, der Schild würde zerbrechen.
Ich wäre jetzt so weit, Artemis, Süße.
    Charons Lippen verzerrten sich zu einem scheppernden Lachen, bei dem er die gelben Zähne bleckte und seine roten Augen glühten. Derweil pressten seine dicken Finger bedrohlich auf Macs Luftröhre. Mac blieb nichts anderes übrig, als aufzuhören zu atmen. Er war unsterblich, folglich konnte er den Atem unbegrenzt anhalten. Weit größere Sorge machte ihm, dass Charon auf Artemis losgehen könnte.
    Verdammt nochmal, Frau, wieso dauert dieser Zauber so lange?
    Er fühlte, wie sie wütend wurde, und hätte trotz ihrer prekären Lage fast gelacht. Auch wenn sie kaum gehört haben dürfte, was er dachte, hatte sich seine Ungeduld zweifellos auf sie übertragen. Stark genug war ihre verharrende psychische Verbindung allemal, was ihm bestätigt wurde, indem ihr Zauber eindeutig an Geschwindigkeit zulegte, die Spannung wuchs und wuchs, bis …
    Endlich!
    Sie schrie ein richtig furchtbares Wort, das sich wie ein Nagel anhörte, der durch lebenden Knochen getrieben wurde. Heiliger Strohsack! Könnte er sich selbst jemals dazu bringen, eine solche Silbe auch nur zu
denken
,

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