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Geboren im KZ: Sieben Mütter, sieben Kinder und das Wunder von Kaufering I (German Edition)

Geboren im KZ: Sieben Mütter, sieben Kinder und das Wunder von Kaufering I (German Edition)

Titel: Geboren im KZ: Sieben Mütter, sieben Kinder und das Wunder von Kaufering I (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Eva Gruberová , Helmut Zeller
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Häftlingsarzt handelt mit der Autorität eines erfahrenen Spezialisten, in den Stunden bis zur Geburt sind seine Nervosität und Schwäche wie weggeblasen. Mit klarer Stimme gibt er den Frauen knappe Anweisungen, und sie tun, was er sagt. «Ich brauche heißes Wasser.» Die Geburt dauert nicht lange und verläuft ohne Komplikationen. Ein gesunder, kräftiger Junge kommt zur Welt. Mit einem Taschenmesser durchschneidet Vadász die Nabelschnur und zeigt das Baby der überglücklichen Bözsi. Schon sind mehrere Hände da, um den Neugeborenen zu waschen und in die sauberen Lappen zu wickeln. Das Babygeschrei hört sich in der kleinen Holzhütte so unglaublich an, dass nicht nur die Frauen, sondern auch Doktor Vadász vor Freude weinen. Sie fühlen sich so erleichtert, ihre Baracke wird in diesem Moment fast zu einem Zufluchtsort. Etwas hat sich verändert, das spürt auch Eva ganz deutlich. Aus der Schüssel auf dem rot glühenden Ofen steigt Wasserdampf auf, und da liegt Gyuri, ein winziger Mensch mit großen blauen Augen, warm eingepackt in Tücher. Plötzlich ist es wieder da, das fast schon vergessene Gefühl von Geborgenheit. «Wir stehen das durch.» Eva denkt wieder an Gézas Worte. Ja, so wird es sein. Sie werden wieder zusammenkommen, sie, Géza und ihr Kind, das schon bald zur Welt kommen wird. «Ich dachte, jetzt muss das möglich sein.» Am Abend schaut David wieder herein. Er hört nicht mehr zu lachen auf, als er das Baby sieht. Dann hebt er es hoch und rennt plötzlich, als wäre er verrückt geworden, mit ihm zur Tür hinaus. In der Lagerküche ist eine Waage. Vorsichtig legt er das Kind in die Waagschale, läuft zurück und verkündet mit dem Stolz eines Vaters: «Er wiegt zehn Pfund.»
    Am nächsten Tag, draußen ist es noch ganz dunkel, versammeln sich die Gefangenen im Frauenlager wie jeden Morgen zum Zählappell. Zitternd stehen sie in der klirrenden Kälte, während die Zahl der Verstorbenen verkündet wird. «Abgänge» heißen sie in der Lagersprache. Der Tod ist in Kaufering I allgegenwärtig, jeden Morgen können die Frauen sehen, wie im Männerlager Karren mit Toten zu einer Grube unweit des Lagers geschoben werden. Der Zählappell an diesem Morgen aber ist anders, denn plötzlich heißt es: Wir haben einen Zugang. «Wir wussten sofort, was das bedeutet: Ein Kind wurde geboren. Ich werde diesen Augenblick mein ganzes Leben lang nie vergessen. Unsere Freude war unbeschreiblich», erzählt Ibolya Ginsburg, die damals auch am Appellplatz stand. Nach dem Krieg wanderte sie mit ihrem Mann Waldemar, einem Überlebenden des Männerlagers, nach England aus. «Wir standen die ganze Zeit so nahe am Abgrund, dass wir zu einer emotionalen Regung kaum noch imstande waren. Aber bei diesen Worten brachen wir alle in Tränen aus.» Sie laufen über die eingefallenen Wangen der Frauen herunter, und mit ihnen kehrt die Hoffnung zurück. Ein neues Leben ist da, inmitten des Todes. Sie können es spüren, es ist in der Luft. «Wir dachten damals, wenn hier Kinder zur Welt kommen, werden wir bald frei sein.»
    Mehrere Häftlingskapos erfahren von dem unvorstellbaren Ereignis einer Geburt im KZ. Sie wollen den Neugeborenen unbedingt sehen. Neugierig stehen sie um Bözsi herum und bestaunen das Baby. Ihr Besuch ist nicht willkommen. Die junge Mutter macht ihre Anwesenheit nervös. Misstrauisch beobachtet sie jede ihrer Bewegungen. Jetzt, wo sie ihren Sohn nicht mehr in ihrem Körper schützen kann, fürchtet sie noch mehr um sein Leben. Zum Glück bleiben die Männer nicht lange, denn der kleine Gyuri hat Hunger, sie will ihn stillen. Später bringt David aus der Häftlingsküche eine Taschenuhr und hängt sie an einen Pfosten: «Damit ihr künftig wisst, wann ihr eure Babys füttern müsst.» Richtig warm wird die Holzbaracke bei den Minustemperaturen nicht, durch die Fugen der Bretter bläst ein eisiger Wind herein. Die Frauen wickeln sich am Abend in ihre dünnen Decken ein und rücken ganz nahe an den Ofen, die Kohle dafür tauschen sie gegen Brot ein. Jede Nacht muss eine wach bleiben, um dafür zu sorgen, dass das Feuer im Ofen nicht erlischt. Müde starrt Eva in die flackernden Flammen, die ein schwaches Licht werfen. Schlafen kann sie jetzt ohnehin kaum mehr, denn immer wenn sie sich hinlegt, beginnt das Baby in ihrem Bauch heftig zu treten. «Ich war aber sehr glücklich darüber, denn es war das sichere Zeichen, dass es ihm gut geht.» In der Wärme des Ofens denkt Eva an die bevorstehende Geburt, an den

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