Geboren in Atlantis
überhaupt jemand gekommen ist. Jetzt fahren Sie endlich los, hier können wir nicht parken.«
Lulu reagierte automatisch. Etwas röhrend setzte sich der Wagen in Bewegung. Einige Yards weiter fanden sie eine Stelle zum Parken.
»Wenn Sie mich verarscht haben…«
»Das habe ich nicht. Oder wussten Sie etwa nicht, dass John und ich ein Team bilden?«
Lulu wollte sich keine Blöße geben und sagte: »Nicht so genau, wissen Sie.«
»Dann erkundigen Sie sich bei Chrysantheme, wenn möglich. Sie wird Ihnen schon einiges erklären.«
»Ich glaube Ihnen auch so.«
»Danke.«
Lulu lachte. »Wie geht es weiter?«
»Was hatten Sie denn mit John Sinclair vor?«
Ihr Blick verlor sich. »Ich wollte ihn durch das Eastend führen, das ist alles.«
»Das können Sie mit mir auch.« Suko zählte an den Fingern ab. »Zelian, Kosmos und die Verdammten der Großstadt interessieren mich sehr. Alles klar?«
»Ja.«
»Dann fahren Sie los.«
Das leichte Mädchen schüttelte den Kopf. »Kein Interesse. Es ist mir zu wenig.«
»Meine Aussage.«
»Richtig, Bulle. Ich habe mich auf Sincldair eingestellt, mit ihm habe ich gesprochen, er wollte kommen…«
»Und ist verhindert.«
Lulu bekam einen leichten Anfall. Sie drehte den Kopf hin und her. »Das ist doch Scheiße, ist das. Wie kann jemand anderweitig verhindert sein, wenn es um so wichtige Dinge geht? Kann mir das mal jemand verraten?«
Suko blieb sehr ruhig. Er wartete ab, bis der Anfall vorüber war. »Könnte es nicht möglich sein, dass John an dem gleichen Fall arbeitet wie ich und wir das Pferd von zwei verschiedenen Seiten her aufzäumen?«
Ungläubig starrte sie ihn an. »Das glauben Sie doch selbst nicht, Mister.«
»Es ist aber so.«
Lulu spielte weiterhin aufgesetztes Theater. Klatschend landete ihre Handfläche an der Stirn. »Und das soll ich glauben, verdammt noch mal? Das soll ich glauben?«
»Ja.«
Sie lachte schrill. »Okay, Suko, ich glaube es. Ja, ich glaube es. Und wenn ich verrecke.«
»Daran habe ich eigentlich nicht gedacht, aber es ist eine Tatsache, dass wir den Weg gehen, den Sie mit meinem Freund John Sinclair gegangen wären. Es ist ferner eine Tatsache, dass John an dem gleichen Fall arbeitet, nur eben aus einer anderen Perspektive.«
»Welche?«
Suko schaute die junge Frau lächelnd an. »Ich glaube, es wäre zu schwer, Ihnen das begreiflich zu machen.«
»Ach ja?«
»Glauben Sie mir. Hier gibt es Dinge, die man hinnehmen muss. Wenn sich der Fall so entwickelt, wie ich ihn mir vorgestellt habe, werden wir von ganz allein mit John zusammenkommen.«
»Wie toll«, sagte sie. »Können Sie mir auch sagen, wo wir jetzt anfangen sollen?«
»Ja. Ich möchte dorthin, wo dieser Mann gestorben ist. Wo Sie den Schwarzen Priester gesehen haben.« Suko sah, wie Lulu zusammenschauderte. Sie musste kräftig schlucken.
»Na ja.«
»Haben Sie Angst?«
»Komisch ist mir schon, das können Sie mir glauben.«
»Hatten Sie denn einen anderen Plan?«
»Im Prinzip schon. Ist ja egal, wo wir anfangen. Sehen werden Sie da nichts mehr.«
»Das denke ich auch.«
Lulu fuhr. Suko sah sich von einer Gegend verschluckt, die seiner Meinung nach nur aus grauen Häusern und ineinander verschobenen Schlupfwinkeln bestand.
Das direkte Industriegebiet lag auf der anderen Seite des Flusses. Hier herrschte der triste Wohnalltag, ab und zu unterbrochen von verkommenen Fabrikgebäuden mit ausgeschlagenen Fenstern und eingetretenen Türen. Alles Spekulationsobjekte. Hin und wieder, wenn die Sicht etwas freier war, schimmerten die glänzenden Fassaden der neuen Hochhäuser hindurch. Sie wirkten wie zum Greifen nahe und waren doch eine Welt für sich.
»Eigentlich sollte ich aussteigen«, sagte Lulu nach einer Weile.
»Jetzt? Aus dem Wagen?«
»Nein, überhaupt.«
»Weshalb sind Sie überhaupt eingestiegen?« erkundigte sich Suko.
Sie hob die Schultern. »Weiß ich selbst nicht genau. Nennen Sie es Solidarität der Ausgestoßenen, der von der Gesellschaft nicht akzeptierten Personen.«
»So etwas kann nicht jede von sich behaupten.«
»Das weiß ich, Suko, das weiß ich genau. Ich will aber in Ruhe gelassen werden, und ich habe schon verdammt lange gespürt, dass hier etwas im Busch ist.«
»John sprach von gewissen Kräften.«
»Man kann sie nicht fühlen, man kann sie nicht sehen. Hier schleicht etwas umher, das ich eigentlich mit dem Begriff Grauen umschreiben möchte. Es ist nicht mehr so wie früher. Offen tritt es nicht in Erscheinung, man muss schon
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