Geboren in Atlantis
Riemen der Peitsche zu durchtrennen.
Der schwarze Priester drehte sich, wandte Suko den Rücken zu. Der Inspektor atmete auf, er entspannte sich für einen Moment, um anschließend aus der Nische zu Boden zu hechten, denn der Schwarze Priester schleuderte sein Lichtschwert wie eine Lanze. Diesmal war Suko schnell genug gewesen. Er hatte die berühmte Sekunde vorher reagiert und sich von seinem Instinkt leiten lassen. Das Lichtschwert raste auf ihn zu, aber auch über ihn hinweg und sägte in die Tür.
Suko vernahm ein zischendes Geräusch, dann ein Knistern, und einen Moment später schlugen gelbrote Flammen aus dem Holz hervor. Die Tür brannte lichterloh, während der Schwarze Priester wie ein Spuk über den Innenhof glitt und verschwand.
Suko rollte sich aus dem unmittelbaren Schein des Feuers. Neben einer Mülltonne kam er in die Höhe.
Eigentlich hätten jetzt Menschen aus ihren Wohnungen in Freie strömen müssen, um die Flammen zu löschen. Kein Mensch ließ sich blicken. Die Angst hielt sie zurück. Die Verdammten der Großstadt hatten zur Jagd auf den Fremden geblasen, und ihr Einfluss reichte aus, um die übrigen Bewohner gefügig zu machen.
Die Tür brannte aus. Sie hielt nicht mehr, kippte als Glutrest nach vorn in den Innenhof, wo die Holzteile noch einmal in die Höhe stoben, bevor sie endgültig verlöschten.
Der Eingang war frei.
Suko wusste nicht, wo er die anderen aus der Bande finden konnte. Irgendwo musste er den Anfang machen. Wichtig war ihm auch, dass er Kosmos fand. Sein Versteck, seine Höhle musste das Zentrum sein, von dem aus es einen Weg nach Atlantis gab.
Natürlich dachte Suko an den Schwarzen Priester. Der aber hatte sich zurückgezogen. Wie der Inspektor ihn einschätzte, wartete er nur auf eine günstige Gelegenheit, um zuschlagen zu können. Über die Reste der abgebrannten Tür sprang Suko hinweg. Der nächste Sprung brachte ihn ins Haus, wo er sich in einem engen, stinkenden Flur wiederfand.
Nach Licht brauchte er nicht zu suchen, da funktionierte bestimmt nichts mehr. Was einmal eine Deckenlampe gewesen war, bestand nur mehr aus Fragmenten.
Suko huschte weiter. Wie in einer Röhre kam er sich vor. Die Peitsche hatte er ausgefahren in den Hosenbund geschoben, die Öffnung nach oben. So hingen die Riemen wie gekippte Schlangen hervor. Bei jedem Schritt klatschten sie gegen seine Beine.
Zu hören war nichts, keine Stimme, auch nicht aus einem Radio oder einem Fernseher. Ein Haus der Toten?
Vor einer alten Steintreppe blieb Suko stehen. Die eigentliche Haustür befand sich hinter ihm. Sie war kaum zu erkennen.
Die Tür würde zur Straße hin führen, aber da wollte Suko nicht hin. Er musste jemand finden, der ihm erklärte, wo sich Kosmos versteckte. Auf Zehenspitzen schlich er die Treppe hoch. Die Lampe schaltete er nicht ein. Es war doch nicht völlig ruhig in dem Haus. Durch die geschlossenen Wohnungstüren drangen mancherlei Geräusche, auch völlig normale, nur waren sie allesamt gedämpft. Ihm kam es vor, als würden sich die Menschen nur in einer bestimmten Lautstärke unterhalten, damit sie auf keinen Fall auffielen.
Sämtliche Wohnungstüren in der ersten Etage waren geschlossen. Suko wollte auch niemand stören und kletterte die Treppe hoch bis zum nächsten Stockwerk.
Auch hier erlebte er das gleiche Bild. Verschlossene Türen, leise Geräusche aus den Wohnungen -und dann zog jemand eine Tür auf. Dicht neben ihm, er brauchte nur die Hand auszustrecken, um die Klinke zu ergreifen.
Licht drang in den Flur. Im Schein stand ein kleines Mädchen. Dunkle Locken, mandelförmig geschnittene Augen, ein Mischlingskind, das Suko groß anschaute.
Der Inspektor lächelte, ging in die Knie, hörte hastige Schritte, den Ruf
»Lynn, bitte!« Dann erschien die Mutter des Mädchens, eine Weiße mit strohblonden Haaren, dünner Kleidung, mehr Kittel als Bluse, der knapp unter den Oberschenkeln endete.
Die Frau erstarrte, als sie Suko sah, denn der hatte die Kleine bereits auf den Arm genommen und betrat mit ihr die Wohnung. Automatisch ging die Mutter zurück. »Leben Sie mit dem Kind allein hier?«
Sie nickte nur.
Lynn lachte, als Suko sie abstellte. Die Mutter wich bis zu dem alten hölzernen Küchenschrank zurück und klammerte sich dort fest. Sie versteifte sich noch mehr, als Suko unter seine Jacke griff. Wahrscheinlich rechnete sie damit, in die Mündung einer Waffe zu schauen, aber Suko zeigte ihr nur den Ausweis.
»Ich… ich kann nicht lesen.«
»Ich bin
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