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Geboren in der Hölle

Geboren in der Hölle

Titel: Geboren in der Hölle Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jason Dark
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auch fluchen. Das Telefon funktionierte nicht.
    Natürlich konnte immer mal ein technischer Defekt eintreten. Nur wollte Johnny daran nicht glauben. Hier hatte ihm jemand einen Streich gespielt. Und zwar nicht das Handy. Er war erfahren genug, um auch die anderen Kräfte anzuerkennen, die es gab, und er wußte selbst, auf welch gefährlichem Weg er sich befand.
    Johnny steckte das schmale Telefon wieder weg. Urplötzlich fühlte er sich allein und von aller Welt verlassen. Das Rauschen des Wassers war ihm kein Trost. Eher das Gegenteil. Das Geräusch machte ihm sogar Angst.
    Für ihn gab es zwei Möglichkeiten. Entweder vor oder zurück. Trotz der Bedrückung entschied sich Johnny, den Weg weiter zu gehen. Es hatte auch mit Sandy zu tun, deren Bild wieder vor seinem geistigen Auge erschien. Sie war tot und nur noch Erinnerung, doch er würde sie nie vergessen und auch nicht, wie sie umgekommen war. Ihren Mörder kannte er nicht, aber es gab einen gewissen Cord Cluny, der ihm sicherlich mehr darüber sagen konnte.
    Er wollte den Helm wieder aufsetzen und hielt ihn schon in den Händen, als er ein anderes Phänomen wahrnahm. Auf einmal war der Schatten da. Er tanzte über den Boden hinweg wie ein amorpher Gegenstand, der aus ihm entsprungen war.
    Zugleich hörte Johnny ein häßliches Lachen, das durch seinen Kopf schrillte. Nur sehr kurz, es war auch sofort vorbei, aber der Junge wußte sehr gut, daß er sich nicht geirrt hatte.
    Er schaute sich um.
    Der Schatten war weg. Das Lachen hörte er auch nicht mehr. Über ihm schwebte ebenfalls nichts, und doch blieb das Gefühl, nicht mehr allein zu sein.
    Die Unruhe war wie ein gewaltiger Druck in seinem Innern. Auf die Warnung hörte er nicht, die von seinem Kopf ausging. Er wollte weiterschauen, beobachten. Nicht unbedingt eingreifen. Erst mal abwarten. Mit diesen Abstrichen konnte Johnny leben. Wesentlich langsamer als zuvor fuhr er weiter.
    Dann sah er die ersten Boote. Es waren alte ausgemusterte Kähne, die hier am Ufer festlagen und auf den Wellen schaukelten. Er fuhr recht nahe an ihnen vorbei und wunderte sich über einige Veränderungen auf den Decks.
    Zwar gab es noch die alten Aufbauten, aber er nahm auch einen ungewöhnlichen Geruch wahr, den ihm der Wind von den alten Kähnen her entgegenwehte.
    Nachdem Johnny noch näher an sie herangefahren war und auch die Kaimauer erkannte, die an diesem Teil des Flußarms eine Uferstütze bildete, da stellte Johnny fest, daß die Decks bepflanzt waren.
    Er lächelte leicht, weil ihm die Lösung eingefallen war. Vor langen Jahren hatte mein diese Kähne als Hippie-Boote bezeichnet. Er selbst hatte die Zeit nicht erlebt, er wußte es nur von seinem Vater. In Amsterdam war damit begonnen worden. Da lebten die Blumenkinder zusammen und bauten auf den Decks ihrer Boote Hasch an. Etwas war noch aus dieser Zeit mit an die Themse gebracht worden.
    Sollten sie, Johnny hatte andere Sorgen. Dennoch kam es ihm komisch vor, daß auf den Decks keine Lichter schimmerten, und auch hinter den schmalen Fenstern war nichts zu sehen. Die Boote sahen sehr dunkel aus und wirkten verlassen.
    Suko erinnerte sich auch daran, daß Mr. Cluny ihm von den Kähnen erzählt hatte. Er war allerdings nicht auf deren Bewohner eingegangen. Drei Boote zählte er. Dann war das Ufer wieder frei, und auch die Befestigung verschwand.
    Er fuhr weiter. Das Geräusch des Motors klang in der Stille sehr laut. Der Scheinwerferstrahl tanzte auf und nieder, wie von Wellen bewegt.
    Plötzlich sah er die Gestalt.
    Er wußte nicht einmal, woher sie gekommen war. Jedenfalls stand sie vor ihm und wurde vom hellen Strahl des Scheinwerfers direkt angeschnitten.
    Johnny bremste.
    Er hatte schon ein ungutes Gefühl, als er sich die Gestalt näher anschaute. Es war ein Mann mit altmodischer Kleidung, dessen Gesicht sich zwischen seinem Bartgestrüpp kaum abmalte. Johnny konnte sich vorstellen, daß es einer der Bewohner der Hausboote war.
    Der Mann drehte den Kopf zur Seite. Dann wandte er sich auch ab und ging mit müden Schritten hinein in die Dunkelheit, ohne ein Wort zu Johnny gesagt zu haben.
    Der junge Conolly überlegte, ob er dem Mann folgen und ihn ansprechen sollte. Noch während er stand, drehte er das Vorderrad nach links, und der Scheinwerferstrahl machte die Bewegung zwangsläufig mit. Er flutete seine Helligkeit auf den Rücken der Gestalt, die jetzt aussah wie ein Gespenst.
    Die Gestalt ging weiter.
    Johnny fuhr ihr nach. Er wollte es jetzt wissen und Antworten

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