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Geboren in der Hölle

Geboren in der Hölle

Titel: Geboren in der Hölle Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jason Dark
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Beinen hatte. Ansonsten sah Cigam schlimm aus. Er wirkte kalt und maskenhaft. Sein Gesicht gehörte einfach nicht in die normale Welt.
    Die Nacht war sein Freund. Dunkelheit und Feuer mochte er. Die Beine bewegten sich automatisch. Er hätte Hunderte von Kilometern so laufen können, ohne den Anflug von Erschöpfung zu zeigen, denn Cigam konnte auf das verzichten, was einen Menschen ausmachte. Es gab bei ihm keine Gefühle. Da war er nicht anders als ein Roboter.
    Sein Weg führte ihn weg von den Menschen. Er wollte den Fluß erreichen und an ihm entlang auf sein Ziel zugehen. Eine Waffe trug er nicht bei sich; er verließ sich auf seine Kräfte. Sein Körper war unter der Kleidung verschwunden. Cigam trug eine weite Jacke, auch eine Hose und klobige Schuhe. Die Sachen paßten nicht richtig, doch ihm war es egal.
    Er nahm Seitenstraßen. Er huschte durch Gärten und über Grundstücke hinweg. Er hörte oft genug das Bellen von Hunden, die anschlugen, weil sie etwas Böses rochen, das dicht an ihnen vorbeistrich. Zumeist endete das Bellen in winselnde Geräusche, die sich dann in der Nacht verloren.
    Er hatte noch mit den beiden Clunys vor ihrem Tod gesprochen. Sie hatten ihm den Weg beschrieben, den er zu gehen hatte. Danach war es über ihn gekommen. Er hatte sich nicht mehr beherrschen können und die beiden getötet.
    Cord würde es hinnehmen. Er stand auf seiner Seite. Wer den Neuen Weg beschritt, der durfte keine Skrupel kennen. Das Wasser war wichtig, dort würde er das Bootshaus an einer einsamen Stelle finden. Der Wasserarm der Themse hatte sich dort hineingegraben und sich ein Bett geschaffen.
    Das Funkeln und Leuchten der Millionenstadt blieb hinter ihm zurück, obwohl es letztendlich doch so nah lag. Er hatte es geschafft, in die ruhigen Gegenden nahe des Flusses zu gelangen, und wieder stürzte eine Flut von Gefühlen und Gedanken auf ihn zu, die ihn zwang, den Kopf zu heben.
    Cigam erinnerte sich sehr gut an seinen Erschaffer, der ihn vom elektrischen Stuhl geholt hatte, um ihn an seine Seite zu stellen. Asmodis war sein Schutzpatron. Ihm allein gehorchte er, und diesmal spürte er ihn so nah wie nie.
    Cigam blieb stehen. Der Ort war günstig. Vor ihm lag eine breite und lange Wiese, die sich hinstreckte bis zu den schimmernden Wellen der Themse. Es war ein Gebiet, das bei Hochwasser überflutet wurde, zu dieser Zeit jedoch normal begangen werden konnte, auch wenn die Füße auf dem feuchten Boden einsanken.
    Cigam blieb stehen. Er schaute in die Höhe. Der Himmel war dunkel geworden. Wolken zeichneten sich ab. Sie sahen heller aus und bildeten Inseln, mit denen der Wind spielte.
    In Cigams unebenem Gesicht bewegte sich nichts. Seine toten Augen suchten den Himmel ab. Er wartete auf ein Zeichen des Höllenherrschers, denn die Verbindung zu ihm war längst geschaffen worden. Cigam hing an seiner unsichtbaren Leine fest.
    Aber der Teufel kam nicht aus den Wolken. Er war immer für Überraschungen gut und hatte einen anderen Weg gewählt. Als Meister der Täuschung und Verkleidung konnte er es sich leisten. Da standen ihm alle Möglichkeiten offen.
    Nicht weit von Cigam entfernt huschte ein Schatten über den Boden. Er war nicht zu beschreiben, da er keine Form besaß und nicht von einem Gegenstand gebildet wurde, wie es normal gewesen wäre.
    Es war nur der Schatten, der im Zickzack auf Cigam zuhuschte.
    Er wußte, wer bei ihm war!
    Cigam riß sein lippenloses Maul auf. Ein undefinierbares Geräusch drang daraus hervor. Eine Mischung aus Husten und Keuchen. So begrüßte er seinen >Vater<.
    Der Schatten lag noch still. Kein Zittern mehr, aber die Kraft, die von ihm ausströmte, ging auf Cigam über und erschütterte ihn. Er fühlte sich angehoben, ein warmer Strom durchrann ihn, der ihn vom Kopf bis zu den Füßen erwischte und ihn freudig erregte. Dann wischte der Schatten hoch, und er stand plötzlich senkrecht vor dem Geschöpf der Hölle.
    Kein Gesicht, kein Körper, kein Fleisch, auch keine Haut. Dafür Dunkelheit – und Feuer!
    Innerhalb des Schattens bewegten sich kleine, feurige Zungen. Sie huschten von oben nach unten, von rechts nach links. Es war Feuer, aber es gab keine Hitze ab.
    Cigam hörte eine Stimme, die allerdings wenig mit der eines Menschen zu tun hatte. Es war eine Kommunikation auf einer anderen Ebene. Einfach nur Laute, die Cigam trotzdem verstand, weil sie sich in seinem Hirn zu Worten zusammensetzten.
    »Du bist den Weg gegangen. Du hast dir deine Freunde geholt, das weiß ich,

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