Geborgen in den Armen des Scheichs
weshalb seine Familie schon seit drei Generationen in Ungnade lebte.
„Sie helfen Lucy?“
„Hat sie nicht erwähnt, was ich tue?“
„Vielleicht fürchtete sie, dass ich versuche, Sie für meine Aktivitäten abzuwerben.“ Das war gut. „Also, was haben Sie für sie getan?“
„Nicht viel. Beim ersten Mal wollte sie Hilfsgüter in ein Erdbebengebiet bringen lassen. Ich bot ihr ein Flugzeug an.“
„Das Ihres Vaters?“, fragte sie und stellte sich automatisch wieder eine kleine Maschine vor. Wahrscheinlich musste sie in größeren Dimensionen denken.
„Mit dem Fliegen ist es wie mit dem Autofahren. Sobald man die Prüfung abgelegt hat, möchte man nicht die alte Kiste des Vaters ausleihen. Man möchte eine eigene, möglichst eine neue.“
„Und? Haben Sie eine neue bekommen?“ Dann gab es sogar zwei Flugzeuge in der Familie?
Aber sagte er nicht, dass in seiner Familie niemand irgendetwas ernsthaft tat? Auf ihn konnte das wohl nicht zutreffen. Denn so ein Flugschein ließ sich nicht nebenher machen. Dafür musste man üben und büffeln. Mal ganz abgesehen von den Kosten.
„Sie sind ein Schwindler“, fügte sie fast erleichtert hinzu, weil es gut tat, nicht die Einzige zu sein, die betrog.
„Schwindler?“
Kal hielt inne und führte seine Gabel nicht bis zum Mund. Es hatte keine zehn Minuten gedauert, bis Lucy ihn fragte, was er als Gegenleistung von Hanif verlangte. Schließlich kannte sie die Familiengeschichte, und er hatte nicht erwartet, dass sie sein Hilfsangebot mit offenen Armen annahm.
Dass man bei ihr nur mit absoluter Ehrlichkeit weiterkam, war ihm schon damals bewusst gewesen. Die hatte ihm erst ihre Sympathie, dann über die Jahre ihre und Hanifs Freundschaft eingebracht.
Rose wusste offenbar nichts davon. Oder sollte Lucy ihr …
„Wie lange dauerte es, bis Sie ein Flugzeug wie dieses fliegen durften? Das ist doch sicher eine ernsthafte Sache.“
Natürlich. Sie sprach noch immer über das Fliegen. „Manchmal betreibe ich aus Lust etwas ernsthaft“, begann er.
„Aus Lust?“
„Geben Sie mir eine Chance, und ich zeige es Ihnen.“
Mit dem Sticheln war das so eine Sache. Man lief Gefahr, dabei selbst gestochen zu werden. Diesmal errötete Rose. Und dann, als ihm klar wurde, was er da eigentlich gesagt hatte, wäre auch er fast rot geworden. „Ich meinte natürlich nicht … Ich meine … Hätten Sie Interesse, mit mir zum Angeln zu gehen? Lucy brachte mich auf die Idee.“
„Angeln“, rief Lydia entsetzt. „Damit verbinde ich Nässe, Gestank und Würmer. Ist das wirklich Ihre Vorstellung von … Lust?“
Diese Frage beantwortete er nur allzu gern. „Ich verbinde mit Angeln auch Nässe und Gestank. Doch dann genießt man in trockenen Sachen, was man gefangen hat. Am liebsten brate ich gleich am Strand die Fische.“
Rose spießte ein weiteres Stück auf.
„Mir empfiehlt Lucy den Basar, wo es Seide, Gewürze und Gold anzuschauen gibt.“
„Damit verbinde ich Gedränge und Menschen, die Sie mit ihren Handys fotografieren. Suchen Sie denn nicht Ruhe und Abgeschiedenheit?“
„Selbst Paparazzi haben Kinder und müssen sie ernähren“, sagte sie. „Publicity ölt das Wohltätigkeitsgetriebe. Mein Geheimnis besteht darin, ihnen nichts Sensationelles zu geben.“
„Müssen Sie dafür nicht ein ziemlich langweiliges Leben führen?“, fragte er ernst. „Wenn Sie sich auf dem Basar frei bewegen wollen, sollten Sie einen abbayeh tragen, die Lider niederschlagen und ihr blondes Haar bedecken.“
„Sie meinen, ich brauche eine Verkleidung?“
„Ich würde von Tarnung sprechen. Allerdings könnte Ihre Größe Sie verraten.“
„Zerbrechen Sie sich darüber nicht den Kopf.“
„Deshalb bin ich hier.“
„Wirklich?“
Sie war diejenige, die ihn herausforderte, als ob sie von seinen eigenen Plänen wüsste. Und sie ließ ihm nicht einmal Zeit zu antworten.
„Also, was für eines haben Sie gekauft?“, fragte sie.
Er musste wohl sehr irritiert geschaut haben, denn sie fügte hinzu: „Ich meine, was für ein Auto. Von Flugzeugen verstehe ich gar nichts. Also, welcher Wagen hat Gnade vor Ihren Augen gefunden? Ein Ferrari? Ein Porsche?“
„Viel zu auffällig. Ich habe einen Morgan ausgesucht.“
Nun schaute sie ihn verblüfft an.
„Es ist ein kleiner Sportwagen“, erklärte er, weil sie ungläubig guckte. „Als ich zwölf wurde, setzte mein Vater meinen Namen auf die Warteliste.“
„So etwas gibt es?“
„Eine lange sogar. In so einem Wagen
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