Geborgen in den Armen des Scheichs
kleines Blättchen Minze fort und spürte seinem Geschmack nach. Plötzlich fiel ihm das Atmen schwer.
„Der Tee schmeckt sehr süß“, sagte sie.
„Mögen Sie das nicht?“
Sie schüttelte den Kopf. „Normalerweise trinke ich Tee ohne Zucker, aber ich mag ihn süß.“
Sie trank das Glas leer und unterdrückte ein Gähnen. Jeder anderen Frau hätte er unterstellt, dass es unecht war und sie nur einen Vorwand brauchte, um sich zu verabschieden.
„Bitte entschuldigen Sie mich, Kal. Es war ein langer Tag, und ich möchte noch ein bisschen schlafen, bevor wir landen.“
„Natürlich“, sagte er und begleitete sie zu ihrer Suite. Dabei wurde er das Gefühl nicht los, Rose träte den Rückzug an, weil sie ihre Familiengeschichte nicht preisgeben wollte. Seine eigene Offenheit kam ihm nun seltsam vor, weil er fast nie über seine Familie sprach, aus Sorge, am nächsten Tag darüber in der Zeitung zu lesen.
Doch als sie vor der Tür ihrer Suite angekommen waren, überraschte Rose ihn mit einem Blick, der ihn und sie für einen Moment aufs Vertraulichste miteinander verband. Sie hatten hoch über den Wolken wie in ihrer eigenen Raum- und Zeitkapsel miteinander gesprochen und sich kennengelernt. Beide rührten sich in diesem Moment nicht. Und Kalil wusste, dass er sie jetzt küssen würde, wenn er irgendein Mann wäre und sie irgendeine Frau.
„Danke für Ihre Gesellschaft, Rose“, sagte er, griff nach ihrer Hand und drückte die Lippen darauf. Dann trat er zurück. „Schlafen Sie gut.“
4. KAPITEL
Obwohl sie todmüde war, konnte Lydia nicht schlafen.
Sie zwang sich, die rechte Hand auf der Bettdecke ruhen zu lassen und sie nicht zum Mund zu führen, um Kalils Kuss zu schmecken.
Obwohl seine Lippen sie kaum berührt hatten, brannte die Stelle auf ihrem Handrücken und jagte heiße Wellen durch ihren Körper.
Verzweifelt sprang sie irgendwann aus dem Bett, riss sich das Nachthemd herunter und stellte sich unter die Dusche. Sie wusch sich von oben bis unten mit einem leicht nach Zitrone riechenden Gel. Erst warm, dann immer kühler, bis sie mit den Zähnen klapperte. Doch ihre Haut hörte nicht auf zu brennen, und die Stelle auf ihrem Handrücken duftete nicht nach Zitrone, sondern nach Kalil.
Mit dem Geruch kamen die Erinnerungen an seine Worte zurück, der Nachgeschmack von süßem Pfefferminztee, das Bild seines über ihre Hand geneigten Kopfes. Und wieder überschwemmten Empfindungen ihren Körper. Fremdartig und vertraut, heiß und eiskalt, schmerzhaft und beglückend.
Es war zum Verrücktwerden. Sie brauchte Ablenkung.
Also rubbelte sie sich trocken, kämmte ihr nasses Haar, cremte Gesicht und Körper ein und wickelte sich in einen flauschigen Morgenrock.
Normalerweise vergaß sie alles, wenn sie las. Manchmal, wie vorhin, wurde sie dabei wohlig müde und schlief ein. Da sie das angefangene Buch in der Kabine vergessen hatte, griff sie nach einem anderen. Rose hatte ja viele für sie eingepackt.
Sie stopfte sich Kissen in den Rücken, schlug das Buch auf und versuchte, sich zu konzentrieren. Doch die Buchstaben tanzten vor ihren Augen, und sie begann wieder zu träumen. Von Kalils Mund und der Form seiner Unterlippe.
„Reiß dich zusammen, Lydia“, stöhnte sie, warf das Buch beiseite und setzte sich im Schneidersitz auf den Fußboden, um Atemübungen zu machen. Das sollte den Puls beruhigen, den Körper entspannen und den Kopf von Gedanken leeren.
Ein und aus, ein und aus. Die Augen schließen.
Wie in einem Film lief noch einmal der aufregende Tag vor ihrem inneren Auge ab. Bis zu dem Augenblick, als Kalil sie nach ihrer eigenen Familie gefragt hatte.
Plötzlich riss sie die Augen auf. Ihr war ein Licht aufgegangen.
Wenn Hanif, Botschafter von Ramal Hamrah in London, Kalils Cousin war, dann gab es in seinem Heimatland weitere Zweige der Familie, die Kal mit keinem Wort erwähnt hatte. Lediglich über die Verbannung seines Zweiges hatte er gesprochen. Seine Aufforderung, sie sei nun an der Reihe zu erzählen, war ein Ablenkungsmanöver gewesen.
In diesem Moment klopfte es an der Tür. „Madam, wir landen in dreißig Minuten.“
„Danke, Atiya.“
Lydia kleidete sich sorgfältig und legte für die Fotografen, die vielleicht am Flughafen warteten, ein leichtes Make-up auf. Rose sollte auf den Aufnahmen nicht übernächtigt aussehen.
Als das Zeichen zum Anschnallen gegeben wurde, betrat sie die Kabine. Von oben bis unten, außen und innen wieder ganz Lady Rose.
Als Kalil sich zur
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