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Gebrauchsanweisung fuer Indien

Titel: Gebrauchsanweisung fuer Indien Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Ilija Trojanow
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ist selbst praktizierender Hindu, seit Jahren Mitglied von ISKCON (bekannter unter dem Namen ›Hare Krishna‹) und zudem mit einer Inderin verheiratet.
    Jamdagni rishi, oder Jamlu devta, wie der Gott im Volksmund genannt wird, ließ durch sein Orakel verlauten, das ›Himalayan Ski Village‹ würde dem Tal nicht zum Vorteil gereichen. Anwesend bei dieser Verkündung war auch Maheshwar Singh, ehemals Maharaja des Kullu-Tales, der als höchster Diener der Götter einst in ihrem Namen herrschte und heute noch ihre Wünsche in die Sprache der Sterblichen übersetzt. Die Götter hätten ihn beauftragt, erklärte er, eine Generalversammlung aller Priester und Orakel zusammenzurufen. Die Orakel der etwa vierhundert Götter und Göttinnen wurden aufgefordert, sich am 16. Februar in Naggar bei Kullu zu einem badi jagati puchh (›Laßt die Götter Rat geben‹) einzufinden. Eine solche Versammlung wurde zum erstenmal seit sechsunddreißig Jahren einberufen.
    Alfred Ford mußte nicht den 16. Februar abwarten, um zu erfahren, was den Göttern mißbehagte. Er mußte sich nur mit einem der Orakel unterhalten, etwa mit Ludramani aus dem Dorf Bhatar, der als erster die Warnung ausgegeben hatte und der als Pressesprecher seines Gottes agierte. »Unsere Dörfer«, erklärte er einem indischen Journalisten, »hängen von den Quellen und Bächen ab, das ist das Wasser, das wir trinken und mit dem wir unsere Felder bewässern. Wenn das ›Himalayan Ski Village‹ exklusive Nutzrechte auf den höher gelegenen Hängen erhält, wird der Wasserfluß unterbunden werden, vielleicht wird das Wasser sogar verschmutzt durch die Chemikalien, mit denen sie den Schnee präparieren, damit die Besucher das ganze Jahr über Skifahren können.« Und er führte weitere Sorgen an, über das Weideland und die Brennholzversorgung, sollten Teile des Tals zur Ökozone erklärt werden. Auch gebe es weit oben einige heilige Stätten, kleine Seen, die für rituelle Zwecke benutzt werden. »Es könnte sein«, schloß Ludramani, »daß die Götter nicht wünschen, daß ihre heiligen Plätze entehrt werden.«
    Je mehr die entsandten Journalisten nachfragten, was den Zorn der Götter erregt habe, desto mehr menschliche Beschwerden traten zu Tage. Eine Organisation namens ›Jan Jagran Manch‹ erklärte, sie wehre sich gegen die Übernahme der Hügel durch eine ausländische Firma. Andere Dorfbewohner waren erregt, daß die Regierung nicht jene, denen das Land und seine Ressourcen ursprünglich gehörten, nach ihrer Meinung befragt hatte. Alfred Ford versuchte, einen Meinungsumschwung herbeizuführen, seine Entsandten reisten von Dorf zu Dorf, um zu korrigieren, was in ihren Augen nur einem Mangel an Information geschuldet war. Aber ihre Kampagne war von Anfang an zum Scheitern verurteilt. Das Urteil der Götter sei verläßlich, erläuterte ein alter Mann. »Da schon mehrere Kullu-Götter ihren Widerstand gegen dieses Projekt erklärt haben, ist der Ausgang ziemlich eindeutig.«
    Und so war es denn auch. Trommeln wurden geschlagen, die Orakel fielen in Trance, und als sie aus ihrem Taumel erwachten, ließen sie verlauten, das Vorhaben müsse verhindert werden, denn es würde soziale und kulturelle Zersetzung mit sich bringen. Die Entscheidung der Orakel, nach dreieinhalb Stunden gefällt, versetzte dem Projekt den Todesstoß. Das Urteil erfolgte jedoch nicht einstimmig. Einige Orakel waren gegenteiliger Meinung, so als sollte salomonisch entschieden werden. Oder als sollte die Tür offen bleiben, um flexibel auf die Herausforderungen der Zukunft reagieren zu können. Die Götter, wer hätte daran gezweifelt, werfen immer noch die besten Googlys.

    Mein Weg zum Kricket-Liebhaber war ein beschwerlicher. Als achtjähriger Junge in einem britischen Internat namens Kenton College wurde ich, wahrscheinlich wegen meiner schweren Nickelbrille, gleich ins Außenfeld abgeschoben, dort, wo niemals ein Ball hingelangt, zumindest hatte es nach den ersten paar Spielen den Anschein, und so versank ich in Tagträumerei, bis ich von fast hysterischen Schreien aufgerüttelt wurde. Ich stolperte in die Wachsamkeit, gerade rechtzeitig, um zu erkennen, wie die rote Kugel an mir vorbei und über die Markierung des Spielfeldes flog – sechs Punkte für die gegnerische Mannschaft. Einige Tage später gelangte ich an den Schlag. Es dauerte eine Weile, bis ich die Schienbeinpolster angezogen hatte und wie eine Ente in die Mitte des Feldes watscheln konnte. Mein bester Freund, ein

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