Gebrauchsanweisung für Südengland
Erfolg.«
Ein Riesenerfolg war auch die Aufführung im Regal Theatre. Statt Austern und Champagner gab es in der roten Plüschbar zwar nur Getränke in Plastikbechern und dazu nach Malzessig und Salz schmeckende Chips (salt and vinegar crisps), doch der Laune des Publikums tat das keinen Abbruch. Genauso wenig wie es irgend jemanden störte, daß man Zeuge einer Laiendarbietung war. Warum auch, trafen die Stimmen doch (fast) jeden Ton, waren Bühnenbild und Kostüme zwar handgestrickt, doch dafür um so liebevoller gemacht. Der Chor der Piraten war genauso beeindruckend wie der der Polizisten. Und wenn der Sergeant das schreckliche Los der Polizisten mit »a policeman’s lot is not a happy one« beweint und der Polizistenchor in den höchsten Tönen »Tarantara« schmettert, dann singt und swingt das Publikum begeistert mit.
Der absolute Höhepunkt jedes Laientheaters ist jedoch die Pantomime, die jedes Jahr zur Weihnachtszeit auf improvisierten Theaterbrettern in Pubs und Bürgerhäusern wie natürlich auch in etablierten Theatern mit viel Klamauk über die Bühne gehen. Wer bei Pantomime an sprachlose Schauspielkunst denkt, bei der Geschichten nur mit Mimik und garantiert ohne Worte erzählt werden, könnte von der Wahrheit einer Pantomime nicht weiter entfernt sein. Sprachlos ist hier höchstens der Zuschauer, weil er vor Lachen nicht mehr kann. Grundlage einer Pantomime ist ein bekanntes Märchen wie Dornröschen, Aladins Wunderlampe oder die englischen Kinderbuchklassiker »Jack on the Beanstalk«, »Alice im Wunderland« und »The Waterbabies«. Das Skelett der Vorlage bleibt auch erkennbar, nur das Drumherum der Geschichte wird nach Belieben und allen Regeln der Kunst ausgemalt und verschönert, wobei Charaktereigenschaften und Körperfülle der Darsteller liebenswert bösartig überzeichnet werden. Wesentlich ist: Die männliche Hauptrolle wird von einer Frau gespielt, während ein Mann in die voluminösen Kostüme der Hauptdarstellerin gezwängt wird. Das Publikum – in allen Altersklassen vertreten – ist heftig involviert, warnt den guten Prinzen vor der sich anschleichenden Hexe mit einem skandierten »Hinter dir!« und argumentiert mit der Königin, ob die Prinzessin das pinkfarbene Kleid anziehen wird. »Sie wird!« behauptet die Königin, »Wird sie nicht!« verneint das Publikum lautstark.
Witze, die Ortskenntnis voraussetzen ( »… ihr Parfum riecht wie Ebbe in Doniford …« ) amüsieren die Erwachsenen, während Kinder eifrig damit beschäftigt sind, einen am Rande der Bühne plazierten Schatz, bestehend aus einer Tüte mit Bratwürstchen oder einem Luftballon, der rein gar nichts mit der Handlung des Stückes zu tun hat, vor bösen Dieben zu schützen.
Ballettmädchen im Alter von 7 bis 77 hüpfen mehr oder weniger graziös über die Bühne, die Damen-Kombo (alle um die 70) spielt munter auf, und wenn am Ende natürlich alles gut ausgeht, kann man getrost sagen: »Alle amüsierten sich köstlich.«
Noch ein Wort zum Thema Comic Relief: Unter diesem Motto findet seit mehreren Jahren eine Art Wohltätigkeitsveranstaltung statt, die das ganze Inselvolk mit einbezieht. An einem zum Red Nose Day deklarierten Tag tragen alle Engländer rote Plastiknasen und spenden dafür auch noch Geld. 1988 fand der erste Rote-Nasen-Tag statt – schon im ersten Jahr kamen 15 Millionen Pfund in die Kassen der Wohltätigkeitsorganisation Comic Relief UK. Seitdem haben sechs weitere Red Nose Days stattgefunden, und der gespendete Betrag ist auf 220 Millionen Pfund angewachsen. Mit dem Geld werden in Afrika Menschen über Aids aufgeklärt. In England kommt das Geld Behinderten, alten Menschen und Frauen, die unter häuslicher Gewalt leiden, zugute.
Speziell für Comic Relief schreiben Autoren kleine Büchlein, die zum Preis von zweieinhalb Pfund verkauft werden. Der Reinerlös kommt der Wohltätigkeitsorganisation zugute. Im Jahr 2001 steuerte auch Helen Fielding, Autorin der Bridget-Jones- Romane (unter dem Titel »Schokolade zum Frühstück« in den deutschen Kinos zu sehen gewesen) einen Lebensberater namens »Bridget Jones’ Guide to Life« bei.
Harry-Potter-Fans konnten sich besonders freuen: Nach reiflicher Überlegung des Schulleiters Albus Dumbledore wurden muggles (Menschen, in deren Adern kein Zaubererblut fließt) zwei Schulbücher zur Verfügung gestellt, die zur Pflichtlektüre auf Hogwarts gehören: »Fantastic Beasts & Where to Find Them« und »Quidditch Through The Ages«.
Die Liebe
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