Gebrochen
erstarrte ich wieder. Ich konnte nicht glauben was ich da sah. Ich konnte es nicht begreifen.
Leon kniete nackt auf dem Sofa, die Arme auf der Lehne, den Kopf – wie konnte es anders sein – gesenkt. Hinter ihm stand meine Haushaltshilfe, starrte mich erschrocken an. Ich hatte vollkommen vergessen, dass sie immer an diesem Wochentag und um diese Uhrzeit kam.
„Raus. Und komm nicht wieder. Betrachte dich als gekündigt“, erklärte ich tonlos. Das Entsetzen hatte jegliche Emotion aus meiner Stimme verbannt. Sie schnappte ihre Tasche, die auf dem Sofa lag und ging. Während sie auf mich zu kam, wurde ihr Blick hochmütig, was die Wut wieder wach rief.
„Tu nicht so unschuldig“, zischte sie mir zu. Ich konnte nichts erwidern, dazu war ich viel zu geschockt.Außerdem rasten meine Gedanken wie verrückt in meinem Kopf. Niemals hätte ich ihr sowas zugetraut. Sie musste Leon kennen, denn sonst würde sie ihn doch nicht zu sowas anstiften? Oder hatte sie nur einen anzüglichen Kommentar geschoben und er hatte es als Anweisung verstanden? Aber dann hätte sie ihn ja trotzdem aufhalten müssen, wenn sie ein wenig Anstand gehabt hätte.
All diese Fragen schossen mir in den Sinn, während sie zur Haustür ging. Gerade als sie die Hand nach dem Türgriff ausstreckte, ereilte mich ein weiterer Gedanke: Sie musste ihn kennen, sonst hätte sie nicht gesagt, ich sollte nicht so unschuldig tun. Sie war offensichtlich der Meinung, dass ich ihn benutzte, wie – Gott wusste wie viele – vor mir. Und das wiederum bedeutete, dass sie seinen Vater kennen musste, der solche Absprachen schließlich bisher geregelt hatte. Dieser Gedanke bewog mich zu sagen: „Wenn du seinem Vater was erzählst, mach ich dein Leben zur Hölle.“
In meinem Schock drohte ich ihr ganz offen. Doch das war mir vollkommen gleichgültig. Sie erstarrte in ihrer Bewegung und wandte sich zu mir. Es war mir nur eine sehr, sehr kleine Genugtuung, dass sie mich ängstlich anblickte. Grimmig nickte ich noch einmal zur Bestätigung meiner Worte und sie senkte den Blick.
„Mein Schlüssel“, forderte ich sie auf. Nicht noch einmal würde sie in meine Wohnung kommen. Niemals hätte ich ihr so etwas zugetraut. Wobei ich nicht einmal wusste, was sie gemacht hatte. In Wirklichkeit wollte ich es auch nicht wissen. Sie hatte Leon dazu gebracht, vor Schmerz zu schreien, das war alles, was ich an Information brauchte.
Sie kramte in ihrer Tasche und hielt mir dann den Schlüssel hin. Ich riss ihn ihr aus der Hand, woraufhin sie sich umwandte und verschwand. Ich steckte den Schlüssel ein und atmete tief durch, bevor ich ins Wohnzimmer ging. Leon hatte sich nicht gerührt.
Wie reagierte man in so einer Situation, wenn einem das Entsetzen es unmöglich machte, einen klaren Gedanken zu fassen? Beim Näherkommen erst sah ich, dass etwas in seinem Hintern steckte. Ich wusste nicht, was ich tun sollte. Ich konnte doch nicht…
Aber er rührte sich nicht, schien darauf zu warten, was als nächstes passieren würde. Diese vollkommene Teilnahmslosigkeit machte mir Angst. Angst, dass er sie nie wieder ablegen würde. Angst, dass ich zu spät gehandelt hatte.
Ich überwand mein Entsetzen und trat hinter ihn.
„Ich nehm das Ding weg“, warnte ich ihn, doch er reagierte nicht. Während ich zugriff und vorsichtig zog, stotterte ich los: „Wieso hast du … Warum bist du nicht …“
Das Ding stellte sich als Glasdildo heraus. Entsetzt brach ich mitten im Satz ab, als ich dessen Spitze sah. Sie war verdickt und mit Noppen versehen. Ich wollte nicht einmal wissen, welche Schmerzen es bereiten musste, wenn man das …. Ich brach den Gedanken schnell ab, blickte zu Leon, der sich bewegte. Er stand auf, drehte sich um und griff auf den Tisch. Dann drückte er mir einen Zettel in die Hand und verschwand. Ich senkte meinen Blick auf den Zettel, sah meine eigene Handschrift: Fühl dich wie zu Hause .
Warum gab er mir das?
Was wollte …
Die Erkenntnis traf mich wie ein Schlag. Zu Hause war er so behandelt worden. Zu Hause war er benutzt worden.
Bittere Galle wollte meine Kehle hochsteigen, doch ich drängte sie zurück. Angeekelte entsorgte ich erst Mal dieses Monster von einem Dildo im Abfalleimer. Stirnrunzelnd realisierte ich, dass Leon schon eine ganze Weile unter der Dusche stand. Sollte mir recht sein. Ich begann das Abendessen zu richten, obwohl ich wohl nicht viel runter bringen würde. Immer wieder tauchte dieses abscheuliche Bild vor meinem inneren Auge auf, wie er
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