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Gebrochen

Gebrochen

Titel: Gebrochen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jeany Lena
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blutig. Vorsichtig ging ich zu ihm.
    „Zeig mir deine Hände“, forderte ich ihn sanft auf. Er schüttelte den Kopf.
    „Komm schon, das gehört vielleicht verbunden“, lockte ich sanft. Zögernd streckte er die Arme aus. Ich ging in die Hocke und stellte erleichtert fest, dass es keine tiefen Schnitte waren. Es hatte auch schon aufgehört zu bluten.
    „Komm hoch. Du musst nicht hier hocken“, erklärte ich und zog ihn hoch. Widerstandslos folgte er zum Waschbecken, wo ich das Blut wegwusch. Vorsichtig, weil ja überall die Splitter lagen. Dann prüfte ich die Wunden noch einmal, sie waren wirklich nicht tief.
    „Wenn du willst, kannst du in meinem Schlafzimmer bleiben, oder du kommst mit ins Wohnzimmer?“, ließ ich ihm die Wahl. Leon setzte sich schweigend in Bewegung, stieg vorsichtig über die Scherben. Er steuerte mein Schlafzimmer an. Das überraschte mich nicht. Seufzend ging ich ins Wohnzimmer. Hannes sprang erneut vom Sofa auf.
    „Was ist passiert?“, fragte er.
    „Der Spiegel ist zu Bruch gegangen“, erklärte ich schwach. Irgendwie fühlte ich mich kraftlos.
    „Ist er verletzt?“, fragte er weiter. Ich schüttelte nur den Kopf. Hannes musterte mich einen Moment, bevor er erneut fragte: „Was macht er hier?“
    „Ich hab ihn von seinem Vater weggeholt. Er …“, ich brach ab, als all die Bilder wieder hoch kamen. Tränen stiegen mir in die Augen, es war einfach alles zu viel. Hannes kam schnellen Schrittes zu mir und nahm mich in den Arm. Schluchzend presste ich mich an ihn, während er mir beruhigend über den Rücken strich. Es dauerte nicht lange, bis ich mich wieder gefangen hatte. Ich löste mich von ihm und wischte mir über die Augen. Dann ließ ich mich auf mein Sofa fallen.
    „Er hat noch bei seinen Eltern gewohnt?“, fragte Hannes. Ich nickte nur. Es erschien mir falsch, über Leons Probleme zu reden, immerhin war das ziemlich privat.
    „Dann hattest du wohl damals recht“, sagte Hannes und setzte sich neben mich.
    „Womit?“, fragte ich verblüfft.
    „Das er Hilfe braucht“, gestand Hannes.
    „Ich hoffe, es war nicht zu spät“, sagte ich leise. Mein Blick war auf den Zettel mit meiner Nummer gerichtet. Er lag noch genau dort, wo ich ihn hingelegt hatte.
    „Er bleibt bei dir?“, fragte Hannes weiter.
    „Ich hab keine Ahnung. Vorläufig auf jeden Fall, wenn er will. Er redet nicht mit mir“, sagte ich ein wenig kläglich.
    „Das wird schon. Lass ihm Zeit. Ich hab zwar nur so meine Vermutungen, aber er braucht sicher eine Weile, bis er darüber hinweg kommt“, sagte Hannes aufmunternd und stand auf.
    „Klar. Danke“, sagte ich schnell. Hannes winkte ab und schnappte sich seine Videokamera. Ich hatte ganz vergessen, dass ich sie mir ausgeliehen hatte. Doch das war gerade nebensächlich. Die Wohnungstür fiel zu und ich schloss einen Moment die Augen. Dann raffte ich mich auf und holte Besen und Schaufel, damit ich die Scherben entsorgen konnte. Kaum hatte ich begonnen, tauchte Leon auf und half mir. Ich war froh, dass ich nur einen einfach Spiegel hier montiert hatte, den konnte ich leicht ersetzen. Das war nicht mit viel Aufwand verbunden.
    Ich ging in die Küche, um mir etwas zu essen zu nehmen. Leicht überrascht stellte ich fest, dass Leon mir folgte, doch er blieb in der Türe stehen. Er beobachtete mich aus gesenkten Lidern, als wollte er es nicht zugeben. Ich achtete nicht weiter darauf, sondern machte mir ein Brot. Zufrieden bemerkte ich, dass etwas fehlte. So wie es aussah, hatte er sich bedient. Wieder ein kleiner Fortschritt. Ohne ein Wort darüber zu verlieren, setzte ich mich an den Tisch und verspeiste mein Brot. Danach ging ich ins Wohnzimmer, wo Leon auf dem Sessel saß. Als ich nach der Fernbedienung suchen wollte, ging der Fernseher schon an. Überrascht blickte ich auf, doch wie immer hatte Leon den Kopf gesenkt. Aber dass er die Fernbedienung hatte, bewies mir, dass er zuvor fern gesehen hatte. Es ging in kleinen Schritten voran. Ich wollte zum Sofa, als mein Blick auf den DVD-Player fiel. Eine Filmhülle lag darauf. Neugierig trat ich näher.
    „Hast du dir den angesehen?“, fragte ich und wandte mich um. Er nickte leicht.
    „Willst du den zweiten auch sehen?“, wollte ich weiter wissen. Das Kopfnicken fiel um einen Deut begeisterter aus, als die vorangegangenen. Das brachte mich zum Lächeln, während ich den Film heraus suchte und einlegte.
    Der Film lief erst wenige Minuten, als mein Handy klingelte. Missmutig blickte ich auf das Display,

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