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Gebrochen

Gebrochen

Titel: Gebrochen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jeany Lena
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seine Reaktion zu warten, die zweifellos nicht kommen würde, ging ich ins Bett. Natürlich konnte ich nicht so ohne weiteres einschlafen, denn die Ereignisse von gestern und heute spulten sich wie eine Endlosschleife in meinem Kopf ab. Am meisten schockierte mich immer noch, wie er auf dem Sofa gekniet hatte. Bis dahin waren es nur Vermutungen gewesen, was er durchgemacht haben könnte. Doch das war ein Beweis gewesen.
    Auch meine erste Reaktion, als ich ihn wieder gesehen hatte, drängte sich mir auf. Wozu ich in der Bar nicht mehr gekommen war, holte ich jetzt nach. Warum hatte ich mich so gefreut ihn zu sehen?
    Ich hatte ihn schließlich in der Schule nicht wirklich kennen gelernt, sodass ich von Freundschaft sprechen könnte. Oder doch?
    War es nicht genau das, was Freundschaft ausmachte? Dass man sich beistand? So gesehen war ich wohl sein einziger Freund. Doch es war mehr. Zumindest von meiner Seite. Egal wie kaputt er gewesen war und immer noch war. Es war immer mehr gewesen, als ich zugegeben hatte. Auch weil meine Freunde es mir ausgeredet hatten, hatte ich die Augen davor verschlossen. Aber das würde ich in Zukunft nicht mehr zulassen. Er war mir ans Herz gewachsen, auch wenn ich es über die Jahre geschafft hatte, ihn aus meinen Gedanken zu verdrängen. Ich würde ihn nicht noch einmal im Stich lassen. Egal was andere dazu sagen würden.

    ***

    Ich schien über meinen Grübeleien doch noch eingeschlafen zu sein. Müde wälzte ich mich aus dem Bett. Eigentlich würde ich viel lieber zu Hause bleiben, doch das ging so kurzfristig nicht. Zumindest war es nicht gerne gesehen. Außerdem würde Leon mich ohnehin nur anschweigen. Vielleicht war es besser, wenn er erst mal alleine mit der neuen Situation klar kam. Sorgen machte ich mir keine mehr, denn wir hatten ja geklärt, dass er nicht mehr gehorchen musste. Leon schlief noch, als ich ins Wohnzimmer spähte, weshalb ich wieder ohne Frühstück ging. Diesmal schrieb ich ihm nur meine Handynummer auf. Obwohl ich bezweifelte, dass er mich anrufen würde. Aber man konnte ja nie wissen.
    Heute fiel es mir ein wenig leichter, mich auf die Arbeit zu konzentrieren. Weshalb die Zeit auch viel schneller verging als gestern. Es war gegen halb Vier, eine halbe Stunde, bevor ich ohnehin nach Hause gefahren wäre, als mein Handy klingelte. Es war Hannes, wie ich mit einem schnellen Blick auf das Display feststellte.
    „Hi“, meldete ich mich gut gelaunt.
    „Ich glaube du solltest nach Hause kommen“, sagte Hannes tonlos. Sofort war ich alarmiert.
    „Was ist?“, fragte ich gehetzt. Dass Hannes bei mir war, war nicht, was mich aufwühlte, immerhin hatte ich ihm einen Schlüssel gegeben.
    „Ich weiß nicht genau. Leon…“, er brach ab, als fehlten ihm die Wort.
    „Ich komme“, sagte ich und legte auf. Es war vollkommen egal, was genau war. Hannes hatte ihm sicher nichts getan und er klang ziemlich erschüttert. Ich meldete mich ab und nahm mir doch für die nächsten zwei Tage frei. Dann war ohnehin das Wochenende. So schnell es eben in dem dichten Verkehr ging, fuhr ich nach Hause. Der Lift schien eine Ewigkeit zu brauchen, doch endlich war ich vor meiner Wohnung. Ich schloss auf und steuerte gleich das Wohnzimmer an. Hannes sprang von dem Sofa auf und sah mir hilflos entgegen.
    „Wo ist er?“, fragte ich ohne mich mit einer Begrüßung aufzuhalten.
    „Im Bad. Ich kam rein, wollte meine Videokamera holen“, erklärte Hannes, „Da springt Leon auf. Was macht er überhaupt hier? Und schreit Nein! Dann ist er ins Bad, hat abgeschlossen und hat randaliert.“
    Ich winkte ihn ab und Hannes verstummte, obwohl er noch etwas sagen hatte wollen. Ich ging zum Bad und klopfte an.
    „Leon. Ich bin´s mach bitte auf. Er tut dir nichts“, sagte ich beschwichtigend.
    „Ich tu ihm nichts?“, fragte Hannes eingeschnappt.
    „Hau ab!“, fuhr ich ihn an. Das war so schon schwer genug. Hinter der Tür regte sich nichts. Hannes ging ins Wohnzimmer. Um ihn machte ich mir keine Gedanken. Er würde die Wohnung erst verlassen, wenn er eine Erklärung von mir hatte.
    „Er ist im Wohnzimmer. Bitte, mach auf“, flehte ich. Tatsächlich vernahm ich zögernde Schritte, dann wurde aufgesperrt. Vorsichtig öffnete ich die Tür, erstarrte einen Moment. Der Spiegel war zersplittert und lag über Waschbecken und Fußboden verstreut. Leon hockte in einer Ecke, die Beine angewinkelt, die Arme darum geschlungen. Entsetzt stellte ich fest, dass er sich verletzt hatte. Seine Hände waren

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