Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Gebrochen

Gebrochen

Titel: Gebrochen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jeany Lena
Vom Netzwerk:
gerichtet.
    „Kein Mensch hat das verdient“, setzte ich an. Er nickte leicht, setzte sich an den Tisch. Ich drückte auf die Taste der Kaffeemaschine. Während der Kaffee lief, überlegte ich, ob ich ihm mehr verraten sollte. Ich wollte auf keinen Fall, dass er das Vertrauen, dass er so langsam aufbaute, wieder verlor. Ich richtete mir mein Brot und stellte den Teller damit auf den Tisch.
    „Kaffee?“, fragte ich ihn. Nicken war die Antwort. Also stellte ich eine Tasse vor ihn und setzte mich mit meiner ihm gegenüber. Bildete ich mir das ein, oder war er nicht mehr ganz so angespannt, wie gestern noch? Ich konnte es nicht genau sagen. Ich beschloss, gleich mit offenen Karten zu spielen.
    „Als ich dich in der Bar wiedergesehen habe, hab ich mir schreckliche Vorwürfe gemacht, dass ich nicht schon während der Schulzeit eingegriffen habe“, fuhr ich daher fort.
    „Warum?“, fragte er. Wieder erstaunte es mich, seine Stimme zu hören. Wobei mich diese Frage ziemlich aus der Fassung brachte. Das lag doch schließlich auf der Hand?
    „Weil es nicht richtig ist. Unmenschlich. Wobei ich es ja damals nicht wusste“, versuchte ich zu erklären. Ich warf ihm einen Blick zu, dann gestand ich: „Ich mag dich.“
    Er erstarrte, warf mir einen seiner kurzen Blicke zu und entspannte sich wieder. Allerdings nicht so sehr wie zuvor. Hoffentlich lief er jetzt nicht davon, dachte ich. Vielleicht hätte ich doch meinen Mund halten sollen?
    „Du bist schwul?“, wollte er wissen. Es war eher eine Feststellung, was mich wunderte. Dann erst fiel mir ein, dass er das zweifellos in der Schule mitbekommen hatte. Es war ganz sicher getuschelt worden, warum ausgerechnet ich mich ihm näherte.
    „Ja, aber so war das nicht gemeint“, wehrte ich ab. Obwohl das nicht ganz stimmte. Doch ich würde den Teufel tun und ihn verunsichern. Abgesehen davon, hatte ich keine Ahnung, ob er ebenso veranlagt war.
    Er nickte kaum merklich und entspannte sich wieder. Das beruhigte mich und ich begann zu essen. Ich wollte schon fragen, ob er nicht auch etwas frühstücken wollte, doch ich ließ es bleiben. Gestern hatte er sich schließlich auch selbst bedient. Da fiel mir ein, dass er nur so wenige Sachen eingepackt hatte. Das konnte doch unmöglich alles sein, was er hatte?
    „Musst du noch Sachen holen?“, fragte ich daher.
    „Wozu?“, fragte er zurück. Dabei spannte er sich schon wieder an.
    „Damit du sie hast?“, fragte ich ein wenig sarkastisch. Ich bekam einen kurzen Blick, dann sagte er leise: „Muss ja wieder zurück.“
    „Nein!“, rief ich entsetzt, was ihn zusammen zucken ließ. Mein Herz hatte bei seiner Aussage zu rasen begonnen. Alleine der Gedanke daran, ihn wieder dort hin zu schicken, bereitete mir fast körperliche Schmerzen.
    „Du bleibst hier, solange du willst“, sagte ich bestimmt. Diesmal war sein Blick länger und eindeutig erstaunt, bevor er ihn wieder senkte.
    „Klamotten“, flüsterte er.
    „Sehen die alle so aus wie die hier?“, fragte ich nicht gerade feinfühlig. Er nickte, ohne sonstige Reaktion.
    „Sonst nichts?“, wollte ich verblüfft wissen. Kaum merkliches Kopfschütteln. Mir konnte das nur recht sein, dann mussten wir nicht noch einmal zu seinem Elternhaus. Denn diese Klamotten brauchte er gar nicht erst zu holen.
    „Dann schlage ich vor, dass wir nachher einkaufen fahren“, erklärte ich.
    „Ich hab doch kein Geld“, meinte er. Diesmal war ich es, der nur nickte, denn das war mir klar gewesen.
    „Ich muss noch was für die Firma machen, dann können wir los“, seufzte ich und stand auf. Auch Leon stand auf, stellte seine Tasse in die Spüle. Ich nahm meine mit und stellte sie neben den Computer. Während ich wartete, dass er hochfuhr, wandte ich mich um. Leon stand vor meinem Bücherregal und zog gerade ein Buch heraus. Dann warf er mir einen erschrockenen Blick zu. Ich nickte nur lächelnd, so gefiel er mir schon besser, wenn er sich benahm, als wenn er hier her gehörte. Er setzte sich aufs Sofa und begann zu lesen. Ich wandte mich wieder meinem Computer zu und steckte den Stick ein. Ich installierte das Programm, so wie es in der Arbeit auch war und rief erneut die letzte Änderung auf. Ich nahm wieder weg, was ich eingefügt hatte. Das Programm lief einwandfrei. Zufrieden tippte ich noch einmal die Änderung. Sorgfältig Buchstabe für Buchstabe. Gespannt versuchte ich es wieder. Nur die Fehlermeldung erschien. Genervt versuchte ich es noch einmal. Und noch einmal. Immer mit

Weitere Kostenlose Bücher