Gebrochen
das Büro. Ich stand auf, während ich ran ging.
„Wir haben ein Problem“, erklärte meine Kollegin, ohne sich mit einer Begrüßung aufzuhalten.
„Das da wäre?“, fragte ich nach, bereits in der Küche. Ich wollte Leon beim Fernsehen schließlich nicht stören.
„Das Programm läuft nicht. Es kommt nur eine Fehlermeldung“, klagte meine Kollegin. Auch das noch, dabei hatte ich mich auf zwei freie Tage gefreut. Andererseits könnte ich auch jetzt noch einmal ins Büro fahren und das schnell erledigen.
„Ich komme nochmal vorbei“, erklärte ich daher, nicht sehr begeistert. Ich verabschiedete mich und steckte das Handy weg. Als ich ins Wohnzimmer kam, hatte Leon auf die Pause-Taste gedrückt.
„Lass weiter laufen. Ich muss noch mal weg“, erklärte ich und ging, ohne auf sein Nicken zu warten. Ohne den dichten Verkehr, der zu dieser Zeit schon vorbei war, brauchte ich nicht lange, bis ins Büro. Einzig meine Kollegin war noch da. Sie hatte einen Probelauf machen wollen.
„Hi, seit deiner letzten Änderung geht gar nichts mehr“, erklärte sie mir ohne Umschweife. Ich runzelte die Stirn und setzte mich vor den Computer, wo sie mir mit deutlicher Erleichterung Platz machte.
„Du hast sonst nichts geändert?“, fragte ich nach. Immerhin war meine letzte Änderung länger als eine Stunde her.
„Nein, ich bin nicht gleich zum Testen gekommen“, rechtfertigte sie sich.
„Schon gut“, wehrte ich ab und rief die Seite auf, auf der ich die Änderung gemacht hatte. Es war ein Code in irgend so einer Programmiersprache, der mir genau nichts sagte. Ich hatte die Änderung laut einer Anweisung am Telefon gemacht. Der Programmierer hatte erklärt, für die Änderung zahlte es sich nicht aus, dass er kam. Also hatte er mir gesagt, wie ich es machen sollte. War wohl keine so gute Idee gewesen. Hilflos blickte ich auf den Code. Bereits dreimal hatte ich kontrolliert, was ich geändert hatte. Es war genau so, wie er es erklärt hatte. Doch als ich auf „ausführen“ klickte, kam nur eine Fehlermeldung. Ich seufzte genervt. Ich hatte jetzt echt keinen Bock.
„Weißt du was? Ich nehm das mit und schau´s mir morgen zu Hause an“, erklärte ich kurzerhand. Sie erhob natürlich keine Einwände, weshalb ich den Stick, auf dem das Programm gespeichert war, an mich nahm und wieder verschwand. Es gefiel mir auch nicht, dass ich nun morgen die Zeit damit verschwenden musste, doch immerhin wäre ich zu Hause.
Endlich war ich wieder in meiner Wohnung, betrat das Wohnzimmer. Leon stand angespannt da, blickte zu mir. Was mich erleichterte war, dass er sich sichtlich entspannte, sobald er mich sah.
„Außer mir und Hannes und jetzt dir hat keiner mehr einen Schlüssel. Hannes ist vollkommen harmlos“, beruhigte ich ihn. Er nickte leicht und setzte sich wieder nieder. Auch ich ließ mich wieder aufs Sofa fallen.
Den Rest des Abends verbrachten wir schweigend. Ich hatte mit nichts anderem gerechnet.
***
Behaglich streckte ich mich, genoss, dass ich nicht aufstehen musste. Irgendwann raffte ich mich dann doch auf und schlurfte ins Badezimmer. Als ich die Tür öffnete, fuhr Leon erschrocken herum.
„Entschuldige“, murmelte ich und schloss schnell die Tür wieder. Komisch, dass er nicht abgesperrt hatte. Doch ich grübelte nicht weiter darüber nach, sondern ging in die Küche und schaltete die Kaffeemaschine ein. Als ich durchs Wohnzimmer gegangen war, hatte ich die Decke und das Kissen auf dem Boden entdeckt. Warum nur, schlief er nicht auf dem Sofa? Das war doch sicher gemütlicher? Sollte ich ihm vielleicht die zweite Hälfte meines Bettes anbieten? Oder würde er das falsch auffassen?
Ich hatte keine Ahnung, ob Leon Kaffee trank, oder nicht, doch ich nahm zwei Tassen aus dem Schrank.
„Warum machst du das?“, fragte er und mir wären fast die Tassen aus der Hand gefallen. Nicht nur, dass er mich erschreckt hatte, hatte ich ihn noch nie sprechen gehört. Alles was ich aus seinem Mund vernommen hatte, war entweder ein Flüstern, oder der Schrei gewesen. Seine Stimme war wohlklingend und jagte mir einen angenehmen Schauer über den Rücken. Spätestens das überzeugte mich, dass da viel mehr war, als nur der Wunsch nach seiner Freundschaft.
Als sich mein Herz wieder einigermaßen beruhigt hatte, stellte ich die Tassen unter die Kaffeemaschine und wandte mich um. Nach dieser Frage hätte ich damit gerechnet, dass er mich fragend anblickte, doch sein Blick war wie immer auf den Boden
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