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Gebrochene Schwingen

Gebrochene Schwingen

Titel: Gebrochene Schwingen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: V.C. Andrews
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als hätte Fanny ein leichtsinniges Leben geführt und dann ihr Kind verkauft. Er hoffte, daß Fanny und ihr Anwalt die wirklichen Umstände nicht aufdecken würden.
    Aber er hatte sich getäuscht.
    »Reverend Wise«, eröffnete Wendell Burton das Verhör, indem er sich blitzschnell von seinem Sitz erhob. »Gaben Sie Fanny Casteel die zehntausend Dollar wirklich nur, um ihr zu helfen?«
    »Ich bin nicht sicher, ob – «
    »Waren oder sind Sie nicht der Vater von Fanny Casteels erstem Kind?«
    Die Stille in dem Raum war vollkommen. Niemand wagte auch nur zu husten.
    »Ja, das bin ich«, bekannte er mit fester Stimme. Die Zuschauer schnappten nach Luft. Aber dieses Mal brauchte der Richter nicht mit dem Hammer auf den Tisch zu schlagen: Niemand gab einen weiteren Ton von sich. Keiner wollte auch nur ein einziges Wort verpassen.
    »Sie schwängerten also ein junges Mädchen in Ihrem eigenen Heim, ein unwissendes, vertrauensseliges Kind, das Ihnen anvertraut worden war?« fuhr Burton fort und beugte sich vor.
    »Mr. Burton, ich bin nichts anderes als ein normaler Mensch, den der Herr ausersehen hat, sein Wort zu verkünden. Ich wollte Fanny Casteel ändern, aber ich war nicht dazu ausersehen, es zu schaffen.«
    »Und deshalb haben Sie ein vierzehnjähriges Mädchen verführt?« fuhr Burton ihn an.
    »Glauben Sie mir, kein Mann mußte sich die Mühe machen, dieses leichtlebige Geschöpf zu verführen. Dieses böse, sündhafte Mädchen«, sagte er und zeigte mit ausgestrecktem Arm auf Fanny, so daß er wie ein Prophet aussah, der Gottes Wort verkündet, »stahl sich in mein Bett, preßte ihren unkeuschen nackten Körper gegen mich und verführte mich.
    Wie ich Ihnen bereits gesagt habe: Ich bin auch nur ein Mensch aus Fleisch und Blut.« Er ließ den Arm sinken und schüttelte dann bedauernd den Kopf. »Leider.«
    »Aber Sie sind ein erwachsener Mensch. Warum haben Sie sie nicht abgewiesen?« fragte Burton weiter.
    »Nein, das tat ich nicht«, sagte der Reverend und sah auf.
    »Aber ich habe niemals daran gezweifelt, daß sie ein Werkzeug des Teufels war. Meine Gemeinde kann jederzeit bestätigen, daß ich den Satan erfolgreich bekämpft habe in Winnerow. Und so wollte er sich rächen. Ich war froh, als sie mein Haus verließ. Und ich verstehe, warum der Herr mich anwies, das Kind zu kaufen. Er wollte nicht, daß es bei einer solchen Frau aufwachsen würde, einer Frau, die fest in der Hand des Teufels ist.«
    »Sie haben also ein junges Mädchen mit zehntausend Dollar in Versuchung geführt, ihr Kind zu verkaufen. Was hätte sie auch tun sollen? Sie war erst vierzehn«, sagte Burton.
    »Einspruch, Euer Ehren. Der Anwalt beantwortet seine eigenen Fragen.«
    »Einspruch stattgegeben. Mr. Burton, wollen Sie Reverend Wise jetzt die Frage stellen?«
    »Nein«, sagte Burton schnell. »Keine weiteren Fragen.«
    »Reverend Wise, lassen Sie mich die Frage stellen.«
    Lakewood nutzte die Chance. »Hatte Fanny Casteel keine andere Wahl, als Ihnen ihr Kind zu verkaufen?«
    »Natürlich hätte sie es behalten können. Es gibt Sozialhilfe, Fürsorge.« Er sah ins Publikum. »Sie hätte darauf bestehen können, daß ich sie und ihr Kind unterstütze.«
    »Aber sie wollte das Kind nicht; ist das richtig?«
    »Ja. Sie wollte nur das Vergnügen, das sündige Vergnügen, aber nicht die Verantwortung.«
    »Keine weiteren Fragen, Euer Ehren«, sagte Lakewood.
    Der Reverend verließ den Zeugenstand. Als er mit hoch erhobenem Kopf den Mittelgang entlangschritt, meinte ich, Erleichterung und die Andeutung eines Lächelns zu sehen. Er hatte getan, was er sicher all diese Jahre hatte tun wollen: seine Sünde bekennen. Und er hatte sie so bekannt, daß seine Gemeinde nicht zögern würde, ihm zu vergeben. Ich war mir sicher, seine nächste Predigt würde von der Aussage ausgehen:
    »Ich habe den Teufel gesehen, und ich kenne seine bösen Kräfte; aber ich habe auch die Vergebung des Herrn erfahren, und ich weiß, er ist mächtiger als der Satan.«
    Als ich mich Fanny zuwandte, bemerkte ich, daß ihr Lächeln verschwunden war. Ihr Anwalt lehnte sich zu ihr hinüber und flüsterte ihr etwas ins Ohr; seine Worte schienen sie aber nicht sonderlich glücklich zu machen. Randall hatte seinen Kopf gesenkt und spielte mit dem Bleistift. Trotz allem taten mir die beiden leid. Sie wußten so wenig… und die Verhandlung hatte gerade erst begonnen. Fanny hätte niemals die Macht von Geld und Einfluß bezweifeln sollen, dachte ich.
    »Euer Ehren«, sagte

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