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Gebrochene Schwingen

Gebrochene Schwingen

Titel: Gebrochene Schwingen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: V.C. Andrews
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Danke«, sagte ich. Ich setzte mich schnell an den Tisch, weil ich weiche Knie hatte. Er ging hinüber zum Herd und zündete die Flamme unter dem Kessel wieder an. Ich beobachtete ihn, wie er die Tassen und Untertassen hervorholte und dann nach den Teebeuteln griff. Erst als er alles zum Tisch herübertrug, schaute er mich an. Ich zitterte, und der Ausdruck von Schmerz und Verwirrung auf meinem Gesicht schien ihn zu beunruhigen.
    »Arme Heaven«, sagte er und schüttelte den Kopf. »Wie habe ich gehofft, diesen Moment zu vermeiden, und wie habe ich mich doch gleichzeitig danach gesehnt.«
    »O Troy«, sagte ich. »Warum?«
    »Du weißt warum, Heaven«, sagte er leise. »Tief im Herzen hast du es immer gewußt. Aber ich erzähle es dir trotzdem.«
    Er seufzte und setzte sich mir gegenüber an den Tisch. Der Kragen seines weißen Hemdes stand offen, so daß ich die spärlichen, dunklen Haare auf seiner Brust sehen konnte.
    Lange starrte er mit gesenktem Kopf auf den Tisch. Dann seufzte er tief, fuhr sich mit den Fingern durch seine Locken und schaute mich mit schweren, betrübten Augen an. Obwohl er nicht kränklich wirkte, war er dünner und bleicher als in meiner Erinnerung. Die Haare waren etwas länger, und ihre Spitzen lockten sich immer noch. Er sah aus, als ob er seit Ewigkeiten eingeschlossen gewesen wäre, fern von Sonnenlicht und Leben. Mein Herz schrie auf, und ich hatte das starke Bedürfnis, ihn zu trösten und zu umarmen.
    »Genau hier, hier an diesem Tisch schrieb ich jenen letzten Brief an dich«, begann er. »Ich erzählte dir, wie Jillian zu mir gekommen war und mir gesagt hatte, daß du Tonys Tochter seist und somit meine Nichte. Ich erzählte dir auch, wie ich dann einsehen mußte, daß unsere Liebe nicht fortbestehen konnte, und daß ich weggehen wollte, um zu lernen, ohne dich zu leben. Ich dachte mir, daß das möglich sei. Irgendwann würde ich dann nach Farthinggale zurückkehren und so weiterleben wie vor deiner Ankunft, genau so öde, wie für mich das Leben damals war.«
    Beide sagten wir nichts, während er den Kessel vom Herd nahm und das heiße Wasser eingoß. Ich tauchte meinen Teebeutel schnell hinein, begierig, die flüssige Wärme in mir zu fühlen und die Eiseskälte, die sich in mir breitgemacht hatte, zu vertreiben. Nach einem Augenblick setzte sich Troy wieder und fuhr fort.
    »Wie man dir wahrscheinlich berichtet hat, kehrte ich in deiner Abwesenheit, als du nach Maine gereist warst, direkt nach deinem Collegeabschluß, nach Farthinggale zurück. Ich glaubte, ich hätte den Punkt erreicht, an dem ich nach Farthy zurückkehren und mich wieder in die Arbeit vergraben könnte.
    Dann wollte ich geduldig auf meinen neunundzwanzigsten Geburtstag warten und auf meinen unvermeidlichen Tod, der vor meinem dreißigsten Geburtstag eintreten würde. Einen Tod«, sagte er und hob seine müden, gequälten Augen zu mir auf, »nach dem ich mich, das muß ich eingestehen, nun sehnte.
    Für mich war der Tod das Tor zu einer neuen Welt geworden, eine Fluchtmöglichkeit, mit der ich dem elenden Leben ohne dich entkommen konnte. Denn als ich dich verloren hatte, starb ein Großteil von mir. Ich habe nicht mehr in Todesangst, sondern in stiller Erwartung gelebt.«
    Er machte eine Pause, um in kleinen Schlucken seinen Tee zu trinken, und starrte einen Moment lang vor sich hin; dann erschien ein seltsam ruhiges Lächeln auf seinen Lippen.
    »Wie gewöhnlich nahm Tony an, daß er mir meine Depression abkaufen könnte. Ich möchte ihn nicht dafür tadeln. Eigentlich tut er mir leid, denn ich weiß um die Enttäuschungen, die er wohl immer erlitten hat. Er veranstaltete eine große Party, nur um mich aufzuheitern und mich davon abzuhalten, ständig an meinen nächsten Geburtstag zu denken. Dann versprach er, sich darum zu kümmern, daß ich auch nicht einen Augenblick allein sei.« Er lachte. »Ich muß zugeben, er hatte das richtige Mädchen für diese Aufgabe gefunden… Sie muß zur Hälfte ein Blutegel gewesen sein. Ich mußte mich davonschleichen, um auf die Toilette gehen zu können. Auf jeden Fall«, fuhr er fort,
    »konnte sie meine Gleichgültigkeit nicht ertragen.
    Anscheinend hatte sie immer Erfolg bei Männern gehabt, und ich schien mich als eine sehr lästige Enttäuschung zu entpuppen. Sie wurde ziemlich beleidigend. Es kommt nicht darauf an, was sie im einzelnen gesagt hat. Ich habe ihr nicht mehr wirklich zugehört, und ich wollte lediglich allem und jedem entfliehen.
    Mir war klar

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