Gebrochene Versprechen
Sohn bekommen und ihn Sebastian genannt hatte. »Wir sind fünfzehn Jahre auseinander, Marianita und ich. Wer hätte gedacht, dass sie vor mir Kinder haben würde, hm?«
Leilas Herz machte einen seltsamen Sprung. Warum hatte sie sich auf den Handel mit Sebastian eingelassen, ohne zu bedenken, dass er womöglich eine Rolle im Leben ihres Kindes spielen wollte?
Wie ihr nun klar wurde, hatte sie ihn unterschätzt. Ihr wäre niemals in den Sinn gekommen, dass er einen tollen Vater abgeben könnte. Doch wie viel gemeinsame Zeit sollte sie ihm und dem Baby zugestehen? Das hing natürlich von Sebastians Arbeit ab – oh Mann, schon allein bei dem Gedanken, ihr Kind abzugeben, und sei es nur für ein Wochenende, bekam sie Panik. Und wenn sie mit dem Baby zu Besuch käme? Dann würde sie sich jedoch in Sebastian verlieben und jedes Mal vor Angst fast einen Herzstillstand erleiden, wenn er mit seinem Team losmusste.
Sie hatte gar nicht mitbekommen, wie weit sie gegangen und wann sie wieder umgekehrt waren. Für sie gab es nur noch Sebastians samtweiche Tenorstimme, den kühlen, feuchten Sand zwischen ihren Zehen, den Wind, der ihren Körper streichelte, und die Wärme seiner Hand, in der ihre lag.
Sie sah auf und blinzelte überrascht, denn sie standen vor den Stufen zu seinem Cottage.
»Du bist sicher müde«, sagte er und hielt weiter ihre Hand. »Wann bist du aufgestanden?«
»Früh. Um sechs.«
Ihre Antwort brachte ihn zum Lachen. »Das ist nicht früh.«
Trotz ihrer Müdigkeit konnte sie an nichts anderes denken, als in Sebastians Bett zu sinken und die erste Nacht mit ihm noch einmal zu erleben. Er brauchte eine Ewigkeit, um sie endlich zu verführen.
Gemeinsam gingen sie wieder ins Haus. Er legte ihr ein Handtuch, einen Waschlappen sowie eine neue Zahnbürste heraus und schob sie in das Badezimmer im Dachgeschoss. Als sie unter der Dusche stand und sich einseifte, fühlte sie sich einsam. Schon nach ein paar Stunden in seiner Gesellschaft hatte sie sich an ihn gewöhnt.
Als sie in seinem Bademantel aus dem Badezimmer kam, wartete bereits ein aufgedecktes Bett auf sie. Sebastian war unten und sorgte in der Küche für Ordnung. Verunsichert, was er vorhatte, spähte sie zu ihm hinunter.
»Du kriegst das Bett«, rief er ihr zu, als er sie bemerkte. »Mir genügt das Sofa.«
Sie stand da und konnte nicht glauben, was sie ihn da sagen hörte. Das Verlangen, das sie bis eben noch verspürt hatte, verebbte, sie fühlte sich schmerzlich unbefriedigt, um nicht zu sagen zurückgewiesen. »Danke«, sagte sie, obwohl ihr eigentlich etwas weitaus weniger Höfliches auf der Zunge lag. »Also, gute Nacht.«
Sie glitt zwischen die frischen, sauberen Laken, lauschte den gedämpften Geräuschen von unten und wartete, in der Hoffnung, Sebastian würde doch noch zu ihr heraufkommen. Aber schon kurz darauf wurde es still, was bedeutete, dass er auf dem Sofa eingeschlafen war.
Sie zog das zusätzliche Kissen an ihre Brust und steckte die Nase hinein. Es roch nach ihm.
So wäre es immer, wenn er abberufen wird , dachte sie, um den stechenden Schmerz in ihrer Brust zu lindern. Seine Integrität gefiel ihr, die Tatsache, dass er sie nicht ausgenutzt hatte. Wie furchtbar es wäre, wenn er sie dazu gebracht hätte, sich in ihn zu verlieben!
Sie schloss die Augen und schlief schließlich ein, das Kissen von ihm fest an ihr Herz gedrückt.
7
Naval Air Station Annex Dam Neck
24. September, 02 Uhr 43
Ihr zweiter Abend im Gebäude der Special Operations brachte noch weniger als der erste. Luther war am Abend zuvor im Intranet des Navy-Marine Corps schließlich auf eine Übersicht der abhanden gekommenen Waffen gestoßen, samt Beschreibungen, Seriennummern sowie aller Daten und Umstände der Raubzüge. Er hatte Kopien von den Informationen gezogen und zur persönlichen Verwendung auf seinem Organizer gespeichert.
Die Analyse der Daten ergab, dass SEALs sowohl von der Ost- als auch von der Westküste mit dem Auftrag, Waffen abzufangen, in Gegenden wie den Golf von Siam, den Golf von Oman und die Beringstraße geschickt worden waren. Doch wie sie feststellen mussten, hatte sich stets bereits jemand anders diese Waffen unter den Nagel gerissen. Allerdings wies nichts darauf hin, dass Lovitt im Voraus von diesen Einsätzen gewusst hatte, sodass er in der Lage gewesen wäre, die Waffen vor den SEALs in seinen Besitz zu bringen.
»Das ist verrückt«, meinte Luther nach drei Stunden vergeblicher Suche. Damit drehte er sich auf dem
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