Gebrochene Versprechen
sind wir verheiratet.«
Sie versank in Luthers tiefblauen Augen und beugte sich ebenfalls vor, sodass ihre Gesichter nur noch Zentimeter voneinander entfernt waren. »Was müsste ich wissen?«, fragte sie und gestattete sich selbst, sein markantes Gesicht und die schön geschwungenen Lippen eingehend zu betrachten. Sie wusste noch genau, wie sie sich angefühlt hatten: sanft und angespannt.
»Ich habe Football gespielt, bei den Dallas Cowboys. Deshalb hab ich mich auch mit dem Rücken zum Raum gesetzt.«
Hannah starrte ihn an und hatte Westys Bemerkung von vor ein paar Tagen wieder im Ohr. Sie haben keine Ahnung, wer er ist, oder? , hatte er gemeint. »Dann habe ich wohl einen lausigen Partner für verdeckte Ermittlungen erwischt«, murmelte sie. Daraufhin zeichnete sie mit einem Finger Luthers kantiges Kinn nach, denn sie wusste, dass sie damit durchkommen würde.
Ihre Berührung bereitete ihm ganz offensichtlich Unbehagen. Es trat ein wachsamer Ausdruck auf sein Gesicht, der Bände sprach. Als Hannah sah, dass die Bedienung zurückkam, zog sie widerwillig ihre Hand zurück.
»Wir spendieren allen frisch verheirateten Paaren, die im Magnolia Manor übernachten, eine Flasche Wein«, verkündete das Mädchen, präsentierte ihnen einen Weißwein und machte sich daran, ihre leeren Gläser zu füllen.
»Für mich nicht, danke«, sagte Luther, wobei er sein Weinglas zur Wand schob.
»Darf ich Ihnen etwas anderes bringen?«, erkundigte sich die Bedienung.
»Nein. Wasser genügt.«
»Ihr Essen wird gleich serviert«, sagte sie lächelnd.
Hannah probierte den Wein, der nichts Besonderes war und säuerlich schmeckte. »Verraten Sie mir, warum Sie zu den SEALs gegangen sind«, forderte sie ihn auf.
Er betrachtete die Spiegelung des Restaurants im Fenster. Die Polizisten aßen noch.
»Na los, ich bin Ihre Frau«, redete sie auf ihn ein, was ihn noch mehr verunsicherte. »Football ist doch so lukrativ und glamourös. Warum haben Sie damit aufgehört?«
»Ich hatte einen Autounfall«, teilte er ihr kurz angebunden mit.
Hannah sah ihn bekümmert an und wartete auf mehr.
»Ich hatte zu viel getrunken«, fügte er mit einem Blick auf sein leeres Weinglas hinzu. »Deshalb rühre ich auch keinen Tropfen mehr an. Ich bekam keine Luft mehr. Eine Rippe hatte sich in einen Lungenflügel gebohrt. Ich war mir ziemlich sicher, dass ich sterben würde, bin ich aber nicht. Ich saß stundenlang eingeklemmt im Wagen. Da hatte ich genug Zeit, darüber nachzudenken … was ich mit meinem Leben anfangen sollte.«
Hannah überkam der beinahe überwältigende Drang, nach seiner Hand zu greifen. »Was ist dann passiert?«, wollte sie wissen.
»Ich nahm mir vor, mein Leben zu ändern und etwas zu tun, das die Welt etwas besser machen würde.«
Sie nickte anerkennend. »Also wurden Sie ein SEAL.«
Er lächelte bitter. »Nicht ganz. Erst mal habe ich sechs Monate im Streckverband gelegen und danach ein Jahr lang trainiert. Anschließend ging ich zur Marine, auf die Offiziersschule in Pensacola. Darauf folgte die Basic Underwater Demolition- und SEAL-Ausbildung in Coronado. Den ersten Versuch musste ich abbrechen, weil mein Rücken noch nicht so weit war. Schließlich habe ich mit Klasse 235 abgeschlossen. Erst dann wurde ich ein SEAL.«
»Bereuen Sie es?«, fragte sie.
Sein Blick verdunkelte sich angesichts einiger unerfreulicher Erinnerungen, doch trotzdem schüttelte er den Kopf. »Nein, jedenfalls nicht, dass ich mit dem Footballspielen aufgehört habe.«
Sie verstummten, da die Bedienung mit ihrer Bestellung kam. »Flunder und gefüllte Venusmuscheln«, verkündete sie. »Wie schmeckt der Wein?«
»Köstlich«, gab Hannah mit unschuldigem Lächeln zurück.
Das Mädchen wünschte »Guten Appetit« und entfernte sich.
»Wissen Sie, wenn Sie nicht so berühmt wären«, bemerkte Hannah und zerteilte ihren Fisch, »würden Sie sich gut in der Agency machen.«
»Danke«, sagte Luther, »aber ich bleibe, wo ich bin.« Seine Miene verfinsterte sich. »Es sei denn, Jaguar verliert sein Verfahren.«
»Das wird er nicht«, versprach sie.
Dann genossen sie schweigend ihr Essen. Plötzlich stupste Luther sie unter dem Tisch an, sodass sie unvermittelt aufblickte. Einer der Polizisten kam auf sie zu. Hannah blieb prompt eine Gräte im Hals stecken. Sie griff nach ihrem Glas Wasser und spülte sie hinunter.
»’N Abend, Leute«, grüßte der schnurrbärtige Cop fade lächelnd. »Wie geht’s denn so?«
»Sehr gut, Officer. Und
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