Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Geburtstag in Florenz

Geburtstag in Florenz

Titel: Geburtstag in Florenz Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Magdalen Nabb
Vom Netzwerk:
Apotheker einen Café-Tisch mit zwei Stühlen aufgestellt hatte, an dem er sich, wenn es im Laden einmal ruhig war, über den neuesten Klatsch informieren oder mit den Kunden politisieren konnte. Darum kam der Maresciallo auch so gern hierher. Die Apotheke war hell und freundlich und in allen anderen Bereichen ganz modern ausgestattet, aber sie diente immer noch als Informationsbörse, was jeden Besuch zu einem kleinen gesellschaftlichen Ereignis machte.
    »Ich gebe Ihnen heute was anderes als beim letzten Mal – dies hier ist ein bißchen stärker. Mal sehen, wie Sie damit zurechtkommen. Brauchen Sie auch noch was für den Hals? … Wie geht’s Ihrer Mutter mit dem Fuß?«
    Sie sah immer noch gut aus, die Frau des Apothekers, und mit ihrem blonden Haar wirkte sie in dem weißen Kittel wirklich bezaubernd. Ihr Mann stand ihr freilich nicht nach, so schlank und sonnengebräunt wie er war, und das graue Haar stets tadellos frisiert. Der Maresciallo musterte ihn neidisch, als er zu ihm an den Tisch trat – dabei war der Mann mindestens acht oder zehn Jahre älter als er.
    »Ah, da sind Sie ja!« Mit elegantem Schwung ließ der Apotheker eine Arzneischachtel vor dem Maresciallo auf den Tisch fallen.
    »Das ist die Marke.«
    »Schlaftabletten?«
    »Ein Feld-, Wald- und Wiesenschlafmittel, ja. Geht’s um eine Überdosis?«
    »Das weiß ich noch nicht.«
    »In Papier eingerollt, sagten Sie? Keine Schachtel, kein Röhrchen dabei?«
    »Nein … Das ist ja das Merkwürdige.«
    »Finden Sie?«
    »Sie nicht?«
    »Keineswegs. Die Leute geben dauernd Medikamente an ihre Freunde weiter, Frauen ganz besonders. Ist es eine Frau?«
    »Ja … oder besser war. Sie ist tot.«
    »Und Sie glauben, die Tabletten hier könnten schuld dran sein?«
    »Keine Ahnung. Sie wurde in der Badewanne gefunden. Vielleicht ist sie auch ertrunken. Ich wollte das bloß mal nachprüfen.«
    »Na, dann hören Sie sich bei ihren Freundinnen und Nachbarn um, und Sie werden sehen, ich habe recht. – Aaah!« Der Apotheker ließ sich auf den Stuhl mit Blickrichtung zur Tür fallen und streckte die Beine aus.
    »Was wir brauchten, wäre ein schöner kühler Bergwind, der die Grippe wegfegt, aber tut es nicht auch gut, wenn’s zur Abwechslung mal so ruhig ist?«
    Der Maresciallo drehte sich um und sah hinaus auf die kleine Piazza San Felice, die, weil sich hier vier belebte Straßen kreuzen, normalerweise das reinste Verkehrschaos ist. Aber das warme, bedeckte Wetter war nicht nur ein übler Grippeherd, sondern ließ auch die Ozonwerte so drastisch steigen, daß die Stadtverwaltung Alarm auslöste und an Tagen wie heute im Zentrum für den Privatverkehr Fahrverbot verhängte.
    »Schade nur, daß kaum Schnee liegt, wo wir doch am Wochenende so gern Skifahren gehen.«
    Kein Wunder, daß er so schlank und gebräunt war. Der Maresciallo fühlte sich deprimiert und hungrig. Um sich aufzuheitern, sagte er: »Meine beiden Jungs sind mit der Schule im Skilager.«
    »In Abetone?« Da fuhren die meisten Florentiner bequemlichkeitshalber hin, weil es noch in der Toskana lag, also praktisch vor der Haustür.
    »Nein, nein … Irgendwo weiter nördlich, aber ich komme jetzt nicht auf den Namen.«
    »Ich nehme an, es ist überall gleich. Die Pisten präparieren sie ja mit Schneekanonen, aber das ist doch nicht ganz das Wahre. Ach, die Packung da können Sie behalten, falls Sie sie noch brauchen.«
    »Wenn’s Ihnen nichts ausmacht. Dann würde ich sie zusammen mit den beiden Kapseln zur Procura schicken … Ist das Mittel gefährlich, wenn man es zusammen mit Alkohol einnimmt?«
    »Die meisten Medikamente sind in Verbindung mit Alkohol gefährlich. Hängt natürlich von der Menge ab, obwohl eine allzu reichliche Mischung aus Schlaftabletten und Alkohol normalerweise eher zu heftigem Erbrechen führt als zum erfolgreichen Suizid. Wenn einer allerdings richtig benebelt ist, könnte er auch am eigenen Erbrochenen ersticken.«
    Der Maresciallo erinnerte sich, wie man das blutige Wasser abgelassen hatte. Wenn sie sich in der Wanne übergeben hätte, dann wäre der Gestank … Bei Gestank mußte er wieder an den betrunkenen Ehemann im Nebenzimmer denken. Er stand auf.
    »Ich mach mich jetzt besser auf den Weg …«
    Der Apotheker gab ihm die Hand. »Und vergessen Sie nicht, was ich Ihnen über die Freundinnen gesagt habe.«
    »Ich werd dran denken. Nochmals besten Dank.«
    Als sie losfuhren, sagte Fara: »Ich wünschte, es wäre immer so.«
    In dem Glauben, der Junge beziehe sich

Weitere Kostenlose Bücher