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Geburtstag in Florenz

Geburtstag in Florenz

Titel: Geburtstag in Florenz Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Magdalen Nabb
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und zuversichtlich in dem Bewußtsein, daß er alles über Chiara und ihre Familie wußte, während die anderen schon Mühe hatten, ihre Namen zu behalten. Er war endlich wieder auf der Höhe. Zudem hatte Teresa nach der Wurstorgie seine Diät abgeblasen und persönlich sein Frühstück überwacht. Doch falls da eine Verbindung bestand, so war sich der Maresciallo ihrer nicht bewußt. Er fühlte sich nur einfach besser.
    »Maresciallo, war Ihnen schon vor den tragischen Ereignissen vom Weihnachtsabend bekannt, daß und warum Antonio Pecchioli Probleme mit der Grazzini hatte?«
    »Jawohl. Die Besitzer des Cafés, in dem sie Stammgast war, haben uns einmal ihretwegen alarmiert.«
    »Würden Sie dem Gericht den Vorfall schildern?«
    »Pozzi, der Inhaber des Cafés, genannt Piano Bar, an der Piazza dei Cardatori Numero zehn, rief an dem fraglichen Abend um neunzehn Uhr fünfundzwanzig die Wache im Palazzo Pitti an und meldete einen randalierenden Gast. Ich ging persönlich in Begleitung von Carabiniere di Nuccio zur Piazza dei Cardatori und fand Anna Maria Grazzini draußen vor dem Café, wo sie auf dem Gehsteig saß. Eine Gruppe von Anwohnern stand um sie herum, offenbar bemüht, sie zum Heimgehen zu bewegen.«
    »Und ist Ihnen die Grazzini durch aggressives Verhalten aufgefallen?«
    »Nicht, als wir dazukamen. Vorher hatte sie im Café etliche Gläser und einen Stuhl zertrümmert, aber als wir eintrafen, da weinte sie nur noch laut und beschuldigte alle Welt, weil man sie angeblich schlecht behandle.«
    »Mit anderen Worten, Sie haben die Grazzini zu keinem Zeitpunkt gewalttätig erlebt?«
    »O doch! Als Carabiniere di Nuccio ihr aufhelfen wollte, hat sie ihm ein blaues Auge geschlagen.«
    »Aber kann man das Ihrer Meinung nach wirklich als aggressives Verhalten einstufen, Maresciallo, oder würden Sie es nicht eher auf etwas übermäßigen Weingenuß zurückführen?«
    »Weder noch.« Jetzt konnte er es nicht mehr verhindern.
    »Weder noch?«
    Die bewährte Taktik! Der Maresciallo zuckte nicht mit der Wimper.
    »Pozzi, der Wirt, versicherte mir, daß sie völlig nüchtern ins Café gekommen sei und nur zwei Gläschen getrunken habe. Ihr Benehmen war schon sehr eigenartig, und mehrere Zeugen bestätigten, daß ihre Ausfälle auf den Mopedunfall zurückgingen.«
    »Verstehe. Aber selbst wenn Sie die Grazzini, aus welchem Grund auch immer, in gewalttätiger Stimmung erlebten, waren Sie doch imstande, sie zu bändigen – Sie beide oder nur der Carabiniere?«
    »Nur Carabiniere di Nuccio.«
    »Und war er gezwungen, seinerseits Gewalt anzuwenden, um die Grazzini zu bändigen? Hat er ihr Handschellen angelegt? Sie geschlagen? Zu Boden geworfen?«
    »Sie saß ja bereits auf dem Gehsteig. Aber als er sich niederbeugte, um mit ihr zu reden, da fuchtelte sie so wild mit den Armen, daß er sie mit aller Kraft festhalten mußte. Nachdem er sie endlich auf die Füße gestellt hatte, brachten wir sie nach Hause und übergaben sie der Obhut von Antonio Pecchioli.«
    »Ich danke Ihnen, Maresciallo. Also, meine Damen und Herren Geschworenen, ich halte fest: Ein einziger Mann war in der Lage, die Grazzini ohne Gewaltanwendung zu bändigen, als sie sich in einem hochgradig aggressiven Zustand befand. Kommen wir nun zum vierundzwanzigsten Dezember. Maresciallo, wollen Sie uns bitte die Ereignisse dieses Tages aus Ihrer Sicht schildern?«
    Der Maresciallo war mit dem Verlauf der Befragung alles andere als zufrieden. Es mußte doch jedem einleuchten, daß die Anwesenheit zweier großer, kräftiger Männer in Uniform mehr bewirkte als alles Zureden der eigenen Familie. Aber er hatte keine Ahnung, ob er sich gegen diese irreführende Interpretation zur Wehr setzen durfte. Eher unwahrscheinlich, dachte er. Es war schließlich nicht seine Aufgabe … wenn auch der Gerichtsmediziner seinen Einwand vorgebracht und darauf hingewiesen hatte … Der Augenblick der Entscheidung verstrich, und ihm blieb keine andere Wahl, als mit seiner Aussage fortzufahren.
    »Morgens um 2 Uhr 17 läutete es mehrmals an der Pforte unserer Wache im Palazzo Pitti. Meine Männer, deren Schlafsaal über dem Büro mit der Klingelanlage liegt, hörten es, und zwei von ihnen gingen hinunter ans Haustelefon. Eine Frau, die ihren Namen nicht nennen wollte, behauptete, sie sei gerade über die Piazza Pitti gegangen, als vor unserem Tor jemand zusammenbrach. Auf die Frage, ob sie einen Krankenwagen gerufen habe, antwortete sie, nein, es gebe keine Telefonzelle in unmittelbarer

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