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Geburtstag in Florenz

Geburtstag in Florenz

Titel: Geburtstag in Florenz Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Magdalen Nabb
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offenbar noch nicht viel Erfahrung.
    Allein, der sonst so schüchterne Fara ließ sich nicht beirren.
    »Ich weiß, er hat den Poller gerammt, aber zu schnell gefahren ist er nicht, und es war eben eine sehr schwere Maschine – ich kann mir nicht vorstellen, daß er die richtig in der Gewalt hatte, so überdreht wie er war …«
    »Er war außerdem«, warf der Maresciallo nachsichtig ein, »mit einem Motorrad auf dem Ponte Vecchio, was ebenso gegen die Verkehrsregeln verstößt, wie eine Einbahnstraße in die falsche Richtung zu befahren.«
    »Ja, ich weiß, aber … ich meine, das macht doch jeder mal um die Zeit, wenn überhaupt kein Verkehr mehr ist … ich will damit nicht sagen, daß ich so was tue …«
    »Hatte ich auch nicht angenommen«, versetzte der Maresciallo trocken. »Ich hab schon begriffen. Aber was hat ihn denn Ihrer Meinung nach so aufgebracht?«
    Und als der Junge zögerte, drängte er: »Na, los! Sie waren schließlich dabei und haben sich Ihr eigenes Urteil gebildet, nicht? Also, raus damit!«
    »Ich glaube … ich denke, er war hysterisch vor Angst.«
    »Daß ihn eine Polizeistreife stoppt?«
    »Na ja, vielleicht war er ohne Papiere unterwegs – und wer weiß, ob ihm das Motorrad überhaupt gehört? Oben in der Villa haben wir’s noch nie gesehen, und es war ja auch nagelneu – außerdem haben wir seinen Paß, und ohne den sitzt er hier fest, vielleicht geht ihm das an die Nieren. Jedenfalls, so wie er dieses Mädchen im Il Caffè vorgeführt hat, das war nicht normal, gleich nach der Beerdigung. Und ich glaube, er macht das mit Absicht, eben weil er Angst hat. Er muß doch wissen, daß Sie ihn in Verdacht haben, aber er tut so, als mache ihm das gar nichts aus, bloß daß er’s vor lauter Hysterie völlig falsch anfängt …«
    Fara brach ab, weil er sah, daß der Maresciallo ihm nicht richtig zuhörte. »Soll ich gehen und meinen Bericht schreiben?«
    »Nein, nein …« Wie hatte der Staatsanwalt neulich am Telefon gesagt: Wahrscheinlich jagen Sie ihm eine Heidenangst ein. Und Mary Mancini hatte gemeint, wenn Forbes sich fürchte, dann genügten schon ein paar Drinks … Trotzdem kam es nicht hin; das heißt, daß Forbes Angst hatte, mochte schon stimmen, aber warum drehte er jetzt durch? Als man ihm erlaubte, seine Frau zu beerdigen, da hätte er doch aufatmen müssen. Die Obduktion hatte ihm keine Angst gemacht, wieso löste dann die Beerdigung hysterische Anfälle aus?
    »Wahrscheinlich ist das alles Blödsinn, was ich rede. Ich dachte ja auch nur …«
    »Nein, nein … Das ist überhaupt kein Blödsinn! Es kann gut sein, daß Forbes sich bedroht fühlt, aber nicht von mir. Nein, von mir nicht. Ich überlege grade …«
    Der Maresciallo hatte einen neuerlichen Besuch bei Forbes vorschlagen wollen, als ein Spektakel im Warteraum ihn der Mühe enthob.
    »Das ist er!« Fara war aufgesprungen. »Besser, er sieht mich hier nicht, oder? Ich meine …«
    »Keine Sorge. Gehen Sie einfach rüber ins Dienstzimmer.«
    Es klopfte, und Lorenzini steckte den Kopf zur Tür herein.
    »Signore Forbes …« Er hob fragend die Brauen.
    »Nur herein mit ihm.« Die Weisung hätte der Maresciallo sich sparen können, denn er hatte noch nicht zu Ende geredet, als Forbes sich schon, das bärtige Kinn arrogant in die Luft gereckt, an Lorenzini vorbeidrängte. Aber sein Blick hielt dem des Maresciallos, der ihn ausdruckslos-höflich musterte, nicht stand.
    Lorenzini deutete auf das Mädchen, das Forbes hinter sich herzog. »Ich hatte eigentlich vorgeschlagen, daß die Signorina im Wartezimmer bleibt …«
    »Sie gehört zu mir!« Das Mädchen hatte drei Tragetaschen von Gucci umhängen. Auf einen Wink des Maresciallos trippelte sie offenbar nur zu bereitwillig hinter Lorenzini drein, und ihr Gesichtsausdruck verriet, daß sie nicht wußte, worauf sie sich da eingelassen hatte.
    »Nehmen Sie doch Platz«, sagte der Maresciallo liebenswürdig.
    »Ich bin nicht gekommen, um Konversation zu machen, ich bin hier, um meinen Paß abzuholen. Ich habe dringende Geschäfte in London, außerdem muß ich mich mit meinen Anwälten treffen. Der britische Konsul …«
    »Entweder Sie setzen sich hin, oder ich lasse Sie hinausbringen.«
    Forbes sank auf einen Stuhl. Er zitterte merklich. Rings um eine Schnittwunde an seiner Schläfe hatte sich ein Bluterguß gebildet.
    »Dieses Mädchen«, sagte der Maresciallo bedächtig, »scheint mir noch reichlich jung.«
    »Sie ist über achtzehn, falls Sie das meinen. Sie ist

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