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Gedankenlesen durch Schneckenstreicheln

Gedankenlesen durch Schneckenstreicheln

Titel: Gedankenlesen durch Schneckenstreicheln Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: W Gruber
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waren, sollen diese Handlung auch in Zukunft durchführen. Das erreicht man dadurch, dass die Synapsen zwischen diesen Neuronen im gesamten präfrontalen Cortex verstärkt werden.
    Das ist das Erfolgsrezept von Drogen. Sie greifen samt und sonders ins Belohnungssystem ein. Und das Spektakuläre daran ist, dass sich fast augenblicklich die Struktur unseres Gehirns ändert. Während wir noch glauben, Genussraucher zu sein und den Rauschmittelkonsum im Griff zu haben, hat sich unser Gehirn bereits massiv verändert. Alle Verbindungen der Neuronen, die an dem Suchtverhalten beteiligt waren, wurden verstärkt. Und je größer die Verstärkung ausfällt, umso süchtiger macht der Stoff.
    Verstärkte Verbindungen zwischen Neuronen führen, wie wir von Seite 55 wissen, dazu, dass diese Neuronen das nächste Mal leichter aktiv werden können. Das erleichtert uns einerseits das Denken, was gut ist, verstärkt aber andererseits auch Suchtverhalten und erschwert damit die Therapie. Was gemeinhin und zu Recht als Nachteil empfunden wird.

Binge-Drinking auf Malaiisch
    Wie so oft können manche Tiere etwas besser als wir Menschen. Im folgenden Fall steht das Spitzhörnchen aus Malaysia in der Auslage. Was hat es Schönes für uns vorbereitet?
    Das Federschwanz-Spitzhörnchen ist rund zehn bis 14 Zentimeter groß, besitzt einen rund 15 bis 20 Zentimeter langen Schwanz, lebt auf der Malaiischen Halbinsel, auf Sumatra und in Teilen Borneos und kann unheimlich viel Alkohol trinken. Würde es um die österreichische Staatsbürgerschaft ersuchen, bräuchte es als Schlüsselkraft vermutlich nicht viel länger zu warten als ein Fußballer. Diese Tiere trinken jede Nacht eine Art Palmbier. Der Blütennektar der Bertam-Palme fermentiert und besitzt dann einen Alkoholgehalt von rund 3,8 Prozent. Die Hörnchen zechen täglich rund zwei Stunden, ohne allerdings unter den Folgen des Alkoholkonsums zu leiden. Keine Orientierungslosigkeit, keine Probleme mit der Schwerkraft, kein Erbrochenes am Hosenbein. Untersucht man die Haare der Tiere, dann kann man feststellen, dass sie wirklich viel Alkohol trinken, dieser aber sehr schnell im Körper abgebaut wird, viel schneller als bei uns. Leider können wir uns mit dem Federschwanz-Spitzhörnchen nicht kreuzen und so trinkfeste Menschen herstellen, die auch nach jedem Zeltfest noch Autofahren könnten und dürften. Quasi der Prototyp eines Landbürgermeisters. Weil der Mensch aber nicht umsonst den Kampfnamen Homo sapiens trägt, ist es nur eine Frage der Zeit, bis wir den Spitzhörnchen ihr Geheimnis entrissen haben werden. Zwei Wege, die nicht zum Erfolg führen dürften, sind erstens, viele Spitzhörnchen aufschneiden und nachschauen, und zweitens, unsere eigene Leber noch einmal ins Kreuzverhör nehmen, weil beim Abbau von maximal 0,2 Promille Blutalkohol pro Stunde offenbar noch reichlich Luft nach oben ist.
    Des Rätsels Lösung dürfte, wie so oft beim Menschen, im Gehirn zu finden sein. 1984 waren wir Menschen schon einmal knapp so weit wie das Spitzhörnchen, aber leider nur knapp. Die Schweizer Pharmafirma Hoffmann-La Roche hat im sogenannten Orwell-Jahr eine Substanz entwickelt, die alle negativen Wirkungen von Alkohol schlagartig aufheben kann. Am Anfang dachten alle Beteiligten, ein Traum würde Wirklichkeit, sie hätten eine unerschöpfliche Goldader entdeckt, Freibier für alle!
    Stellen Sie sich vor, Sie sind sturzbetrunken, nehmen Ro 15-4513, so der Name der Substanz, und nach ein paar Minuten fühlen Sie sich wieder topfit, kein Tunnelblick, keine Enthemmung, kein Rausch, keine Verhaltensprobleme, kein Torkeln, Lallen und Taumeln. Und all das, obwohl sich der Alkoholspiegel im Blut nicht verändert hat. Sie sind, wenn man Ihrem Blut glaubt, noch immer blunzenfett, wie man in Österreich derartige Zustände gerne in Anspielung auf den hohen Lipidgehalt der trotzdem als Delikatesse geltenden Blutwurst bezeichnet. Leider lassen sich mit Ro 15-4513 die schädigenden Wirkungen des Alkohols auf Kreislauf und Körper nicht vermeiden. Das heißt, wer Ro 15-4513 nimmt, bleibt zwar äußerlich nüchtern, aber nur bis zur plötzlichen Alkoholvergiftung. Deshalb ist das Mittel niemals bis zur Marktreife entwickelt worden, weil man, laut Statement der Firma Hoffmann-La Roche, mit einer „Substanz, welche die Symptome der Trunkenheit aufhebt, Alkoholsüchtige dazu verführen könnte, noch mehr zu trinken bis zum Exzess. Ro 15-4513 könnte also langfristig den Alkoholverbrauch sogar fördern,

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