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Gedankenmörder (German Edition)

Gedankenmörder (German Edition)

Titel: Gedankenmörder (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Rose Gerdts
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Pathologie und schloss sie im selben Moment wieder. Die Tatortgruppe war noch bei der Arbeit. Er verspürte keine Lust, einen zweiten Rauswurf zu riskieren.
    «Wo ist der junge Pfleger, der die Leiche entdeckt hat?», wandte er sich an den älteren Polizisten, der den Tatort weiterhin absicherte.
    «Seine Kollegen von der Inneren haben sich um ihn gekümmert. Zweiter Stock, Station zwölf. Ich habe ihm gesagt, dass er nicht eher nach Hause gehen soll, bis jemand von der Kripo mit ihm gesprochen hat», antwortete der Beamte.
    Steenhoff bedankte sich und machte sich auf die Suche nach dem Pfleger. Er fand ihn, umringt von Kollegen, im Schwesternzimmer der Station. Der Pfleger schien die ungeteilte Aufmerksamkeit zu genießen. Steenhoff klopfte an die Scheibe und hielt seinen Ausweis ans Glas. Eifrig öffnete ihm sofort ein junger Arzt.
    «Ah, da kommt endlich die Polizei. Was ist das für ein Mensch, der so etwas macht», bestürmte der Mediziner Steenhoff.
    Der Kommissar ging nicht auf ihn ein und wandte sich sofort an den Pfleger.
     
    «Kripo Bremen, Frank Steenhoff. Ich nehme an, Sie sind der Pfleger, der die Frau gefunden hat?»
    Der junge Mann erhob sich mühsam von seinem Stuhl und nickte. Plötzlich schien alle Energie aus seinem Körper gewichen zu sein. Sein Kinn bebte leicht, und er sah aus, als würde er jeden Moment anfangen zu heulen. Steenhoff bat die Kollegen des Mannes, den Raum zu verlassen, damit er in Ruhe mit dem Zeugen reden konnte. Nur widerstrebend folgten die Schwestern und der Arzt der Aufforderung.
    Steenhoff schenkte dem Zeugen einen mitfühlenden Blick.
    «Na, wie geht es Ihnen?»
    Der Mann strich sich mit der Hand durch die Haare und blickte zu Boden.
    «Danke, ist schon wieder okay.»
    «Zunächst brauche ich mal Ihre Personalien», eröffnete Steenhoff die Befragung. Sascha Böhme war 25  Jahre alt, ledig und seit drei Jahren im Krankenhaus beschäftigt. Die meiste Zeit hatte er auf der Inneren gearbeitet. Erst seit drei Wochen war er auf der Intensivstation eingesetzt, auf der auch die junge Frau gelegen hatte. Nach dem Schock in der Pathologie hatte er sich, ohne nachzudenken, erst einmal zu seinen alten Kollegen geflüchtet und dort Trost gesucht. Wie sich herausstellte, war die junge Frau an ihren Schädelverletzungen nach einem schweren Verkehrsunfall auf einer Kreuzung im Stadtteil Schwachhausen gestorben und vor drei Tagen in die Pathologie gebracht worden. Bislang hatten sich die Behörden vergeblich bemüht, die Eltern zu benachrichtigen. Sie hielten sich zu einem Kurzurlaub in Amerika auf.
    Zu der jungen Frau selbst konnte Sascha Böhme nicht viel sagen. Er hatte sie nur einmal waschen müssen. An dem Tag, an dem er ihre geschändete Leiche fand, hatte Sascha Böhme einen älteren verstorbenen Mann in die Pathologie gebracht. Da sowohl der Zivildienstleistende auf der Station als auch der Assistent des Pathologen, der die Verstorbenen üblicherweise in Empfang nimmt, erkrankt waren, hatte er sich den Schlüssel für die Pathologie vom Pförtner geholt und sich aus diesem Grund mit Namen und Angabe seiner Station in ein Buch eingetragen.
    Dann war er zurück auf die Station gegangen, hatte das Bett mit dem Toten zum Fahrstuhl geschoben und war mit Hilfe eines Spezialschlüssels für den Fahrstuhl ohne Stopp hinunter in die Pathologie gefahren. Umständlich erklärte der 25 -Jährige Steenhoff, wie er den Toten dank technischer Hilfsmittel auch ohne eine zweite Person in die Kühlkammer hatte schieben können.
    «Ich wollte schon wieder gehen, als ich sah, dass ein kleines Tuch vor dem Eingang zum Obduktionssaal lag», erzählte Sascha Böhme. Plötzlich schüttelte es den jungen Mann.
    «Als ich es aufheben wollte, sah ich das Mädchen. Die Tür zu dem Saal stand ja weit offen. Ich bin schreiend auf den Flur gelaufen. Mehr kann ich Ihnen gar nicht dazu sagen.»
    Steenhoff fühlte plötzlich eine Spannung in sich aufsteigen.
    «Wo ist das Tuch?»
    Der Pfleger sah ihn einen Moment verständnislos an. Dann griff er mit einer Hand in die linke Hosentasche und zog ein quadratisches rotes Seidentuch hervor.
    Steenhoff holte sich bei einer der Schwestern ein Paar Einmalhandschuhe und eine kleine Tüte, ließ das Tuch vorsichtig hineinfallen und musterte das Beweisstück von allen Seiten. Es hatte die Größe eines Taschentuches, war aber ganz offensichtlich keins. Eine Längsseite des Tuches war ausgefranst, die gegenüberliegende gekettelt. Das Tuch sah aus, als hätte es der Täter

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