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Gedankenmörder (German Edition)

Gedankenmörder (German Edition)

Titel: Gedankenmörder (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Rose Gerdts
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den Kleinwagen an der vorderen rechten Seite erwischt haben. In dem Wrack lag diese junge Frau. Sie wimmerte leise. Zwei Zeugen rüttelten wie wild an der Karosserie, um sie zu befreien. Eine Metallstange hatte sich in ihren Unterschenkel gebohrt. Ein anderer rannte mit einem Warndreieck entgegen der Fahrtrichtung, um die Unfallstelle abzusichern. Ich glaube, eine Frau, die einen Kinderwagen bei sich hatte, kümmerte sich um den Mercedesfahrer. Der Mann saß am Straßenrand und heulte die ganze Zeit.»
    Der junge Beamte musste schlucken. Steenhoff wartete. Einen Moment später hatte der Polizist sich wieder gefasst.
     
    «Wie viele Helfer rüttelten wo an dem Autowrack?», wollte Steenhoff wissen. «Zwei auf der Fahrerseite», meldete sich nun auch der andere Beamte zu Wort. «Der dritte Mann war ins Auto gekrochen und versuchte beruhigend auf die junge Frau einzureden.»
    «Könnt ihr die Helfer beschreiben?» Verdutzt sahen die Beamten ihn an. «Wieso?» «Also, könnt ihr oder könnt ihr es nicht?» Beide schüttelten den Kopf. «Wir hatten tausend andere Dinge zu tun, als uns zu merken, wie die Helfer frisiert waren», wurde der Jüngere plötzlich wütend. Steenhoff merkte, dass die Beamten sich kritisiert fühlten und dichtmachten. So würde er nicht weiterkommen.
    Sofort schlug er einen anderen Ton an. «Das würde mir nicht anders gehen. Wir von der Mordkommission erscheinen ja immer erst am Tatort, wenn alles ganz ruhig ist.»
    Die beiden Männer entspannten sich wieder. «Die Zeugen, die versuchten, die Frau aus der Karosserie zu holen, waren älter.» Der Beamte musterte Steenhoff kurz. «Etwa in deinem Alter.» Steenhoff verkniff sich eine Bemerkung. Offenbar stand man für diese Jungspunde schon mit Anfang 40 kurz vor der Rente.
    «Der andere Mann muss so um die 30  Jahre alt gewesen sein. Oder?» Der Beamte schaute seinen Kollegen hilfesuchend an. Der zuckte die Schultern. Dann hellte sich das Gesicht des Beamten plötzlich auf. «Wir haben doch die Personalien der Zeugen. Dann kannst du sie fragen, was du uns nicht sagen willst.» Steenhoff schenkte beiden ein kurzes Lächeln. «Tut mir leid, aber bei laufenden Ermittlungen dürfen wir nichts sagen. Noch nicht mal den Kollegen. Aber das wisst ihr ja genauso gut wie ich.»
    Gemeinsam schauten sie in den Unfallbericht. Steenhoff ließ sich eine Fotokopie der Aussagen und der Adressen der Zeugen machen. Plötzlich stutzte er. «Habt ihr nicht gesagt, es waren vier Männer und eine Frau?» Beide nickten vorsichtig. «Hier sind aber nur vier Zeugen insgesamt aufgeführt. Der ältere der beiden Beamten griff sich erstaunt die Akte. «Tatsächlich. Du hast recht.» Sein Kollege setzte sofort zu einer Verteidigungsrede an. «Da herrschte das absolute Chaos. Bei der Frau ging es um Leben und Tod, da rennt man nicht mit dem Notizblock hinter allen Personalien her.»
    Ohne auf den gereizten Ton des Mannes einzugehen, setzte Steenhoff seine Befragung fort. Er erfuhr, dass die Feuerwehr in Begleitung eines Notarztwagens nur drei Minuten nach der Verkehrsbereitschaft der Polizei am Unfallort eingetroffen war. Die Feuerwehrleute hatten sofort eine hydraulische Rettungsschere aus ihrem Einsatzfahrzeug geholt und den Polo der Frau in Einzelteile zerlegt. Wenige Minuten später konnte der Notarzt die Schwerverletzte versorgen. Ein weiterer Arzt hatte sich um den Mercedesfahrer gekümmert, der inzwischen nicht mehr heulte, dafür apathisch auf dem Bürgersteig hockte. Die Polizisten hatten den Unfallort abgesperrt, Fotos von den demolierten Fahrzeugen gemacht und die Bremsspuren vermessen. «Könntet ihr den fehlenden Zeugen beschreiben oder würdet ihr ihn auf einem Phantombild wiedererkennen?», wollte Steenhoff wissen. Die Männer schüttelten den Kopf. «Wie gesagt», setzte der Jüngere an. Steenhoff unterbrach ihn grob. «Ja, schon klar. Ihr hattet keine Zeit, auf Augenfarbe und Styling zu achten.»
     
    Nachdenklich fuhr Steenhoff zurück ins Präsidium. Bei den Kriminaltechnikern traf er auf eine völlig erschöpfte Intensivschwester. Seit zwei Stunden arbeiteten seine Kollegen mit ihr an Svens Phantombild. Ohne die Frau anzusprechen, musterte Steenhoff sie. Petersen hatte recht gehabt. Sie wirkte perfekt. Obwohl sie gerade eine Nachtschicht im Krankenhaus hinter sich hatte und ein Gähnen zu unterdrücken versuchte, saß ihre hochgesteckte Frisur tadellos. Die vermutlich gefärbten Haare zeigten keinen dunklen Ansatz, die Fingernägel waren gepflegt und dezent

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