Gedankenmörder (German Edition)
Woche hatte Steenhoff das Gefühl, dem Täter nicht einen Schritt näherzukommen. Sie hatten sämtliche Freunde und Bekannte, Nachbarn und Kommilitonen von Birgit Lange überprüft. Doch niemand kam als potenzieller Täter in Frage. Einen jungen Mann, der Birgit Lange per E-Mail mehrfach einen gemeinsamen Kinobesuch vorgeschlagen hatte, hatten sie um eine Speichelprobe gebeten und mit der gefundenen DNA aus dem Bett des Opfers verglichen.
Aber Fehlanzeige. Der Mann war Steenhoff von Anfang an zu jung erschienen. Das Profil passte eher auf einen etwas älteren Mann. Steenhoff konnte nicht glauben, dass ein 21 -jähriger Student über so viel Kaltblütigkeit verfügte, erst auf die Intensivstation eines Krankenhauses zu gehen, der Sterbenden die Hand zu halten und sie wenige Stunden später aus einem Kühlfach zu holen, um ihr einen Besenstiel in den Unterleib zu rammen.
Dafür hatten sie zumindest mit ihrem Phantombild Erfolg.
Nachdem sich nach der Veröffentlichung in den Medien niemand gemeldet hatte, schlug Steenhoff vor, den Feuerwehrleuten, die Birgit Lange aus dem Autowrack geborgen hatten, das Phantombild noch einmal direkt unter die Nase zu halten. Vielleicht könnte sich jemand von den Helfern an den Mann erinnern.
Fabian Block hatte eingewandt, dass die Feuerwehrbeamten das Phantombild ja bereits in der Zeitung gesehen und sich nicht gemeldet hätten. Ein Argument, das Steenhoff nicht gelten lassen wollte. «Erstens lesen längst nicht mehr alle jungen Leute regelmäßig Zeitung, und zweitens dürfen wir uns nicht auf die Medien verlassen. Wir müssen selber hingehen.»
Aus dem Augenwinkel sah er, wie Rüttger nickte. ‹Eigentlich hätten wir das schon längst erledigt haben müssen›, dachte Steenhoff ärgerlich, verkniff sich aber eine Bemerkung. Da Petersen gerade etwas Luft hatte, versprach sie, noch am selben Vormittag zur Feuerwehr zu fahren. Rüttger sollte erneut beim BKA nachfragen, ob die sichergestellten Fasern und Spuren aus dem demolierten Fahrzeug inzwischen ausgewertet worden waren.
In der Einsatzzentrale erfuhr Petersen die Namen der sechs Feuerwehrbeamten, die am Tag des Unfalls zu der Kreuzung in Schwachhausen gerufen worden waren. Drei konnten sich an keinerlei Zeugen mehr erinnern, ein Vierter war überzeugt, den Mann auf dem Phantombild noch nie gesehen zu haben. Der fünfte Mann, ein sportlicher Beamter Ende 20 , versuchte die ganze Zeit, mit Petersen zu flirten, statt sich das Bild anzuschauen.
«Also, kennen Sie den Mann hier? Ja oder nein?» Leicht gereizt hielt Petersen das Phantombild erneut hoch.
«Gehen Sie mit mir essen, wenn ich ja sage?» Der Mann grinste sie breit an.
«Nein, ich gehe mit Ihnen gleich aufs Präsidium, wenn Sie sich das Bild nicht endlich angucken», fuhr ihn Petersen an.
Verblüfft gehorchte der Mann.
Petersen bemerkte, wie er zusammenzuckte. «Das ist tatsächlich der Typ, der auf dem Beifahrersitz saß und die Frau die ganze Zeit getröstet hat», sagte der Mann. Plötzlich wirkte er sehr ernst.
«Sind Sie sicher?»
«Klar bin ich sicher. Der wollte ihre Hand gar nicht loslassen. Ich dachte zuerst, das wäre ihr Freund oder so. Aber dann war er auf einmal weg.»
Fragend sah sie der Feuerwehrbeamte an. «Warum suchen Sie den Typ?»
Petersen antwortete mit einer Gegenfrage. «Lesen Sie keine Zeitung?» Der Beamte zuckte gleichgültig mit der Schulter. «Ich wohne nicht in Bremen, sondern in Niedersachsen. Der Weser-Kurier interessiert mich nur, wenn Werder Bremen gespielt hat oder wenn die über einen Brandeinsatz von uns berichten.»
Der Feuerwehrmann konnte nicht sagen, wie groß der Unbekannte gewesen war. Schließlich, meinte er entschuldigend, habe der Mann in dem demolierten Fahrzeug gekrümmt gesessen.
Er schätzte den Mann auf Ende 20 oder Anfang 30 . Er hatte nur wenige Minuten in dem Fahrzeug gehockt. Angesichts der schweren Verletzungen der Frau hatte der Feuerwehrmann kaum auf ihn geachtet. Doch zumindest konnte er sich daran erinnern, dass der Unbekannte Deutsch sprach.
«Sind Sie sicher, dass er Hochdeutsch sprach?»
«Ja, ganz sicher.»
«Irgendeinen Dialekt, eine Sprachnuance herausgehört?»
«Ich sagte doch schon, Hochdeutsch», antwortete der Feuerwehrmann.
«Na ja, sie können doch sicher Hamburger von Bremern unterscheiden?»
«Also, aus Hamburg kommt der nicht. Meine Frau», er stockte und sah Petersen verlegen an, «ich meine, meine Exfrau kommt, äh, kam aus Hamburg.»
«Konnten Sie verstehen, was er
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